Die Spießroute führt unters Sofa

Die Spießroute führt unters Sofa
Neulich das erste Post-Corona-Grillen. Daria bewachte das Grillgut.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Natürlich kann der Hund auf die Wurst aufpassen. Er wird das gut machen. Idealerweise wird er sie so gut verstecken, dass niemand mehr an sie – im unverdauten Zustand – herankommt.

Auch einen Knochen kann man dem Hund getrost anvertrauen. Er wird gut aufpassen. Im schlechteren Fall nimmt er dasselbe Versteck wie für die Wurst, was erfahrungsgemäß zu Darmverschluss (rück-)seitens des Hundes führt sowie zu Notterminen in der Tierklinik und zu Röntgenaufnahmen, die das Versteck des mittlerweile zersplitterten Knochens preisgeben. Im besseren Fall vergräbt er den Knochen, zum Beispiel unterm Sofa.Hunde lieben es, Vorräte zu verstecken. Ich hatte das nur längst vergessen, weil Daria jetzt immer alles sofort verputzt. Die Gier kam mit dem Alter. Früher hat sie knusprige Schweinsohren im Garten von Freunden vergraben und erst beim nächsten Besuch (dann allerdings nicht mehr knusprig, sondern mürb und Maden-angereichert) genussvoll verspeist.

Daria auf Wachposten

Daran dürfte sie sich erinnert haben, als wir neulich das erste Post-Corona-Grillen veranstalteten. Daria meldete sich freiwillig, um auf den Tisch mit dem Grillgut aufzupassen. Von der Gartenliege aus wahrte sie den Überblick.

Ich war einverstanden, da ich wusste, dass sie kein Interesse an Spargel, Zucchini, Pilzen, Maiskolben und Mungbohnensalat hat – und weil ich sah, dass die Fleischvorräte weit genug weg lagen, um von Daria versteckt zu werden.

Es ging gut. Wir aßen, Daria bewachte den Rest. Doch dann lief der Abend aus dem Ruder, weil ein Wolkenbruch die Tischgesellschaft in Seenot brachte. Jeder schnappte, was er tragen konnte, Teller, Saucen, Besteck, alles landete irgendwo in der Küche, manches in der Eile auf dem Boden. Und Daria machte sich sofort über die Holzspieße her, auch wenn das Fleisch nicht mehr dran war.

Rasch nahm ich ihr die Hölzchen aus dem Maul und dachte, das wäre erledigt. Bis ich Tage später, beim Kehren, komische Geräusche hörte, als ich mit dem Besen hinter der Couch sauber machte. Hervor kamen drei angenagte Holzspieße. Daria stand sofort neben mir und wollte mir die Beute abknöpfen. Ich rief: „Nein!“, weiß jetzt aber, was wir ihr im Juni zum Geburtstag schenken werden: eigene Grillspieße – mit Fleisch dran.

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