Die Erben der Aufklärer

Aus Angst, nicht auf der richtigen Seite zu stehen, scheint so manche aufgeklärte Gesellschaft zu kapitulieren
Barbara Beer

Barbara Beer

Schopenhauer? Frauenhasser. Kant? Alter Rassist. Voltaire? Islamhasser. Die Liste ließe sich fortsetzen. Unter dem Deckmantel von MeToo und Antirassismus wird von nicht wenigen Geschichtsrevisionismus gefordert. Natürlich waren die Genannten keine Verfechter postkolonialistischer Genderstudien. Es war, simpel gesagt, noch nicht ganz die Zeit dafür. „Das aufklärerische Erbe wird unter dem Ansturm von Antirassismus und anderen Antis ad acta gelegt. Es gehören die Denkmäler weg, als Nächstes die Bücher ...“, sagt Essayist Karl-Markus Gauß im Sonntags-Interview. Aus Angst, nicht auf der richtigen Seite zu stehen, scheint so manche aufgeklärte Gesellschaft zu kapitulieren. Und verräumt, damit sich keiner auf die Zehen getreten fühlt, Statuen, wie jene des Aufklärers Voltaire in Paris. Gauß: „Aber dass die Idiotinnen und Idioten von heute dort sein können, wo sie sind, ist auch von den Leuten von damals mitgebaut worden.“