Sterne für „Mongos“, wilde Frauen und Christine Nöstlinger

Gruppenfoto der Preisträger_innen, Laudator_innen und Assitej-Vorstandmitglieder
„Stella18“, die Auszeichnungen der Österreich-Sektion der internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung ASSITEJ. Nun auch mit Fotos von der Stella-Gala.

Samstagabend (20. Oktober 2018) wurde der STELLA18-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum, der österreichische Preis für herausragende Leistungen im Bereich des Theaters für junges Publikum, im Landestheater Niederösterreich verliehen. Die diesjährigen Statuen entstanden in einem Kooperationsprojekt mit AK Young in der Metallwerkstatt des BFI Traiskirchen. Lehrlinge entwarfen, begleitet vom niederösterreichischen Künstler Robert Kabas, Modelle, von denen eines – jenes von Bariş Altuğ, ebenfalls Gast der Preisverleihung - ausgewählt und gemeinsam produziert wurde.

Für den STELLA18 hatte die Jury - Bernadette Abendstein, Stefan Ebner, Sara Schausberger und Elisabeth Pöcksteiner - insgesamt 17 Produktionen und Personen in 5 Kategorien von 15 verschiedenen Theatergruppen und -instutionen aus sechs Bundesländern (davon zwei Koproduktionen mit deutschen Theaterhäusern) nominiert.

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Bariş Altug schuf die diesjährige Stella-Statue

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Statuen für die Preisträger_innen

Die Preisträger_innen im Überblick

Produktion für Kinder
„Von den wilden Frauen“, makemake produktionen, Wien (ab 9 Jahren)

Die heurige Gewinner-Produktion ist komplex und klar zugleich. Sie kennt ihr Publikum und fordert es. Sie ist magisch, mystisch, bildhaft, sinnlich und wirft einen ohne Einstieg mitten ins Geschehen. Ohne Schluss verlässt man zwar den Theatersaal, die Atmosphäre aber wirkt lange nach. Erzählung, Musik, Tanz und Bühnenbild fungieren als sich ergänzende Schichten. Es geschieht um ein Vielfaches mehr, als wir fassen können. Mit Hochsprache und Dialekt, Alternative-Musik, Jodler, und Kunstlied als ästhetischen Mitteln werden Geschichten vom Volk der Saligen, der Gesellschaft und der Freiheit erzählt.“

Zu einer Kritik im Kinder-KURIER geht’s hier:

Produktion für Jugendliche
„Mongos“, Follow the Rabbit in Koproduktion mit Theaterhaus G7, Steiermark/Baden-Württemberg (ab 14 Jahren)

„Der Sieger in dieser Kategorie schafft es ausgehend von einem großartigen und witzigen Text reduziert auf hochklassiges Sprechtheater das Publikum restlos mit viel Empathie in seinen Bann zu ziehen. Es zeigt zwei Jugendliche, die trotz ihres Handicaps zwei ganz normale Jugendliche sind, zwei ganz normale Menschen mit den gleichen Problem und Ängsten wie wir alle: Mongos!“

Zu einer Kritik über dieses Stücks geht’s hier:

Sterne für „Mongos“, wilde Frauen und Christine Nöstlinger

Szenenfoto aus "Mongos" von Sergej Gößner, gespielt von Follow the Rabbit in Kooperation mit dem Theaterhaus TiG7 Mannheim; Nuri Yıldız und Jonas Werling

Darstellerische Leistung
Klaus Huhle für seine darstellerische Leistung als Parzival in Parzival, Plaisiranstalt, Wien, und als Merlin in König Artus, Next Liberty, Steiermark 

Entschieden haben wir uns für jemanden, der fern von Alter oder Norm, dem Publikum das Universum großer Stoffe, durch seine Präsenz, seine spielerische Leidenschaft und seine Freude an der Verwandlung, näher gebracht hat. Sei es als Parzival, dem Junggebliebenen in vollen Kräften Stehenden, dem man sich nicht entziehen kann oder als Merlin, dem man von der ersten Sekunde an vertraut und zu dem man aufschauen mag.“

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Ausgezeichnet für die herausragende schauspielerische Darstellung in gleich zwei Stücken: Klaus Huhle, der bei seiner Dankesrede sein T-Shirt ein politisches Statement "sagen" ließ

Musik
Clara Luzia (Clara Priemer-Humpel & Catharina Priemer-Humpel) für die Musik in „Von den wilden Frauen“, makemake produktionen, Wien
 

„Die von der Jury ausgezeichnete Musik berührt das Publikum intensiv und hat innerhalb der Inszenierung großes eigenständiges Gewicht. Sie ist ästhetisch, mystisch, spielt virtuos mit Assoziations-Ketten zwischen traditionsreichen inneren Bildern und sehr heutigen seelischen Empfindungen. Sie teilt Exzellenz in Komposition und Aufführung.“

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Musik-Preisträgerinnen Clara Luzia

Ausstattung
Carola Volles für die Ausstattung in Wunderland!, Landestheater Linz, Oberösterreich 

„Die von der Jury ausgezeichnete Ausstattung animiert zu Spiel und Fantasiereisen. Man staunt über so effektvoll umgesetzte Zauberei und wird von den immer neuen kleinen Bühnenbildern, Requisiten und Kostümen die unerwartet zum Vorschein kommen, überrascht. Altbekanntes wird innovativ neu erfunden, Schattenspiele und Umzugskartons beschenken uns und Alice mit einem fantastischen Wunderland.“

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Ausstattungs-Preisträgerin Carola Volles

Sonderpreis des Vorstandes der Assitej Austria

Der Vorstand der heimischen Sektion der internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung zeichnet damit die langjährige herausragende kulturpolitische und/oder künstlerische Leistung einer Person, einer Gruppe oder einer Institution auf dem Feld der darstellenden Kunst für junges Publikum aus. 2018 geht der Sonderpreis posthum an die heuer verstorbene Autorin Christine Nöstlinger, die mehr als 150 Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane und Gedichtbände schuf, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Sie wurden mehreren Generationen von Lesern und Leserinnen wichtige Wegbegleiter.

Sie durchbrach konsequent sprachliche und thematische Tabus. Ihre Geschichten sind mit großer Empathie und Emanzipationsanspruch und immer aus Sicht der Kinder geschrieben. Protagonist_innen ihrer Bücher sind oft Außenseiter und Kinder in schwierigen sozialen oder familiären Verhältnissen.
Ihr Werk wurde international mehrfach ausgezeichnet. Sie war 2003 die erste Preisträgerin des ALMA (Astrid Lindgren Memorial Award, der „ Nobelpreis der Kinderliteratur“ zusammen mit Maurice Sendak), sie erhielt die Andersen Medaille sowie zahlreiche weitere nationale und internationale Preise.

In Österreich trugen die Hörfunkserien „Dschi-Dschei-Wischer“ und später „Rudi, der Radiohund“ zu ihrer großen Popularität bei. Sie schrieb auch für Erwachsene, u.a. die Autobiografie „Glück ist was für Augenblicke“ und Lyrik im Wiener Dialekt („iba de gaunz oaman leit“).

Sie engagierte sich in Reden, Interviews und auch privat für Menschenrechte, für die Gleichstellung der Frau und gegen ökonomische und soziale Benachteiligung. Von 1997 -1999 war sie Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“

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Christine Nöstlinger erhielt posthum auch diese Auszeichnung

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