Musikalisch-tänzerischer wilder Märchenrausch

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"Von den wilden Frauen" - Tanz-Musik-Theaterstück von makemake produktionen nach einem Buch von Martin Auer im Dschungel Wien

„Dieses Theaterstück hat keinen klaren Anfang.“, sagt die Schauspielerin Michèle Rohrbach ganz zu Beginn. Wie eine Märchenfigur steht sie geduckt und in einen langen schwarzen Mantel gehüllt auf der Bühne und hält dabei eine große Schaufel in der Hand.
Um sie herum liegt Heu und an den Seiten der Bühne erheben sich große Gerüste aus Holz.
„Es gibt keine wirkliche Geschichte, keinen Höhepunkt und keine Moral.“, fährt sie schließlich in dem gleichen geheimnisvoll entschlossenen Tonfall fort. Vielmehr würde es sich um eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten handeln; Um einen kurzen Abschnitt der Ewigkeit, erklärt die Protagonistin.
Was diese Worte bedeuten, wird im Laufe des Stückes der makemake Produktionen, das am 18. April 2018 im Dschungel Wien Premiere feierte, schnell spürbar.
Denn tatsächlich hat es keinen konkret strukturierten Ablauf. Eher versetzt es einen in eine Art Märchenrausch. Es basiert auf den vielfältigen Erzählungen und Mythen über die Saligen, ein Volk von wilden Frauen, die auch die Ureinwohnerinnen der Alpen genannt werden.

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Das Musikerinnen-Duo in Aktion

Ablehnung herrschender Normen

Sie wehrten sich gegen die gesellschaftlichen Regeln, hinterfragten alle scheinbar selbstverständlichen Normen, wie Arbeit, Besitz und Namen. Immer wieder tauchten sie unter den Menschen auf, machten ihnen Geschenke, halfen Bauern und Bäuerinnen auf den Feldern oder beim Brot-backen. Doch so plötzlich wie sie kamen, konnten sie auch wieder verschwinden.
Und so vielfältig wie die Geschichten über jene geheimnisvollen Frauen, so grenzenlos und wild wie ihre Ideen, ist auch das Stück in seinen Ausdrucksformen.
Denn das Erzählen durch Worte wird durch Musik und Tanz betont und ergänzt. Dort wo man das Gefühl hat logisch nicht mehr ganz folgen zu können, entstehen doch immer intensive Stimmungen und Bilder.
Vermittelt durch Kompositionen von Clara Luzia (Clara Priemer-Humpel und Catharina Priemer-Humpel), die durch das Schlagzeug, das hinten auf der Bühne steht, sowie die schönen Stimmen der Songwriterin selbst und des Sängers Richard Klein begleitet werden. Dabei reicht die Bandbreite der Musik vom alpenländischen Jodeln über Volkslieder und Opernarien bis zu (Punk-)Rock.
Oder durch die kraftvollen Bewegungen von Michèle Rohrbach und den Tänzerinnen Martina Rösler und Steffi Wieser. In ihren schlichten langen Leinenkleidern und großen Glocken, die sie um die Hüfte tragen, agieren sie mit und nebeneinander. Verwandeln sich zu zweit in eine Kuh, umarmen sich innig, werfen sich gegenseitig große Säcke zu, oder tanzen perfekt aufeinander abgestimmt, starke, rhythmische Choreografien.
So wie die Saligen sich von Normen lösten, fühlt man selbst sich schließlich nahezu losgelöst von Ort und Zeit, fast wie in einem Traum.

Es wird einmal

Ein wenig Orientierung schafft eine Tafel im Hintergrund, auf die immer wieder neue  Wörter gehängt werden, die weitere Lieder und Geschichten einleiten. Starke Begriffe wie Liebe, Macht, oder Ewigkeit stehen darauf geschrieben, werden durch das Stück und die Sagen über die Saligen hinterfragt und erlangen eine neue, große Bedeutung, die ebenfalls über scheinbare Grenzen hinausgeht.
„Es wird einmal.“, steht ganz am Schluss auf jener Tafel. Ein Satz der einem vielleicht noch einmal zeigen soll, dass das Stück, wie schon am Anfang vorausgesagt, auch kein richtiges Ende hat.
Denn als die DarstellerInnen die Bühne wie zu Beginn in einer Reihe verlassen, wird man mit Gedanken zurückgelassen, die nun nicht etwa geordnet sind, sondern noch viel wilder als zuvor.
Rosanna Wegenstein, 19

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Infos: Was? Wer? Wann? Wo?

Von den wilden Frauen
Nach dem Buch von Martin Auer
und Linda Wolfsgruber.
makemake produktionen
Musiktheater, ab 9 J., 70 Minuten

Regie: Sara Ostertag
Komposition, Musik: Clara Luzia (Clara Priemer-Humpel und Catharina Priemer-Humpel)
Spiel, Tanz: Michèle Rohrbach, Martina Rösler, Steffi Wieser
Tenor, Spiel: Richard Klein

Choreografie: Martina Rösler
Ausstattung: Christian Schlechter
Dramaturgie, Regieassistenz: Anita Buchart
Produktion: Florian Eschelbach

Wann & wo?
Bis 23. April 2018
Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
www.dschungelwien.at
https://www.makemake.at/

Szenenfotos aus dem Stück im Dschungel Wien

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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Szenenfoto aus "Von den wilden Frauen" nach dem Buch von Martin Auer, von makemake produktionen im Dschungel Wien.

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