Initiative kommt ins Parlament: Nein zum Ziffernnoten-Zwang

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „2.504 Schule.Schaft.Autonomie“ vor dem Parlament in der Hofburg.
Nach mehreren Unterschriftenaktionen startet Parlamentarische Bürger*innen-Initiative. Jetzt mit Link zur Petition auf der Parlamentsseite.

Freitag um die Mittagszeit brachten Initiativen von Vorarlberg über Salzburg bis Wien formal eine parlamentarische Bürger_innen-Initiative in der Direktion des Hohen Hauses ein: Nein zum Zwang, (wieder) Ziffernnoten verteilen zu müssen und JA zur Autonomie – in jeder Schule soll eigenständig – von Schüler_innen, Lehrer_innen und Eltern – entschieden werden, ob umfassende, qualitative, aussagekräftige Leistungsbeurteilungen oder eben Ziffernnoten im Zeugnis stehen.

Mit im Gepäck hatten sie rund 23.000 Unterschriften – in einer Schultasche. Allein 12.000 kommen aus Vorarlberg, wo die Volksschule Kirchdorf in Lustenau Anfang dieses Jahres für österreichweites Aufsehen gesorgt hatte: Alle Schüler_innen sollten, wenn es schon wieder einen Zwang zu Ziffernnoten gibt, einheitlich ein GUT bekommen. Das konnte angesichts des Drucks der Schulbehörden nicht durchgehalten werden, „außerdem wollten wir im Dialog mit diesen bleiben“, hofft Simone Flatz, Lehrerin, Mutter und Mit-Initiatorin des Vorarlberger  Vereins „Gemeinsam Zukunft lernen“. Gut ein Drittel der Vorarlberger Unterzeichner_innen dieses Anliegen hatten auch noch begründet und kommentiert, weswegen sie dafür sind.

Eine Gruppe von Menschen übergibt Unterschriften vor der Hofburg in Wien.

Vertreter_innen der Initiativen für die Abschaffung des Zwangs zu Ziffernnoten - von Vorarlberg über Salzburg bis Wien - übergaben symbolisch einer Mitarbeiterin der Parlamentsdirektion die insgesamt rund 23.000 Unterschriften ...

Eine Gruppe von Menschen steht vor dem Parlament, einige mit Schildern und einer Schultüte auf einem Kartonflügel.

Vor dem Parlament in Wien übergeben Aktivistinnen Unterschriften für Schulautonomie.

Eine Gruppe von Menschen übergibt Unterschriften vor der Hofburg in Wien.

Eine Gruppe von Menschen vor der Hofburg mit Unterschriften für das Parlament.

Eine Gruppe von Menschen übergibt Unterschriften vor der Hofburg in Wien.

Eine Frau übergibt Unterschriften vor dem Parlament in der Hofburg.

Eine Gruppe von Menschen übergibt Unterschriften vor der Hofburg in Wien.

Eine Gruppe von Menschen steht vor der Hofburg und sammelt Unterschriften.

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „2504+ SCHULE.SCHAFFT AUTONOMIE“ vor dem Parlament in der Hofburg.

Eine Gruppe von Menschen demonstriert vor dem Parlament mit Schildern und einer Schultüte.

Vor dem Parlament übergeben Aktivistinnen Unterschriften für Schulautonomie.

Eine Frau hält ein Schild mit der Aufschrift „2.504 Schule.Schaft.Autonomie“ vor dem Parlament in der Hofburg.

Eine Gruppe von Menschen vor der Hofburg mit Unterschriftenlisten für das Parlament.

Eine Gruppe von Menschen vor der Hofburg mit Unterschriftenlisten für Schulautonomie.

Eine Gruppe von Menschen vor der Hofburg Redoutensäle mit Unterschriftenlisten.

Eine Frau nimmt Unterschriften für „Schule.Schafft.Autonomie“ in einer Schultasche entgegen.

Eine Frau packt Unterschriftenmappen in eine bunte Schultasche.

Gespräch mit einer Abgeordneten

Zur symbolischen Übergabe der Unterschriften und Argumente ans Parlament – mit Sibylle Hamann, der Bildungssprecherin der Grünen war auch eine Nationalrats-Ageordnete gekommen – zwei Jugendliche. Ida Berger und Jonathan Kraus besuchen beide die Integrative Lernwerkstatt Brigittenau, wo seit der Gründung (vor mehr als 20 Jahren) keine Ziffernnoten vergeben werden – außer im Abschlusszeugnis für den Übertritt in andere Schulen.

Eine Frau erklärt einer anderen Frau mit Schultasche etwas auf der Straße.

Eine Abgeordnete, die Bildungssprecherin der Grünen, Sibylle Hamann, war gekommen, ließ sich die Anliegen erklären und nahm die Schultasche mit den Unterschriften - sowie eine Mappe mit rund 4000 Kommentaren der Unterstützer_innen mit, ...

Eine Frau erklärt einer Gruppe von Personen eine lila Schultasche.

... und versprach, die Anliegen in der parlamentarische Diskussion zu unterstützen

Frauen mit Masken stehen vor dem Kleinen Redoutensaal und halten Schilder und eine Schultasche hoch.

Eine Gruppe von Personen steht vor dem Kleinen Redoutensaal, eine hält eine Schultasche in der Hand.

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Gebäude, eine Frau hält eine Schultasche in der Hand.

Eine Gruppe von Personen steht im Freien, einige mit Masken und einer mit einer Schultasche.

Eine Gruppe von Personen steht vor dem Kleinen Redoutensaal, eine davon mit einer bunten Schultasche.

Eine Gruppe von Menschen steht vor der Hofburg Redoutensäle, einige halten Schilder und eine Schultasche hoch.

Eine Frau hält eine Schultasche der Marke Scout in der Hand, umgeben von anderen Personen.

Eine Gruppe von Personen steht vor dem Parlament in der Hofburg und unterhält sich.

Eine Gruppe von Menschen steht vor dem Parlament in der Hofburg und unterhält sich.

Eine Gruppe von Menschen steht vor dem Parlament in der Hofburg in Wien.

Eine Frau mit einer Schultüte und einem bunten Schulranzen vor dem Parlament in der Hofburg.

Und schon wird verglichen...

Kaum werden Ziffernnoten ins Zeugnis geschrieben, beginne schon der Vergleich was hast du in dem Fach und in jenem für eine Note. Vorher haben wir nicht nur mehr Spaß beim Lernen gehabt, sondern uns auch verglichen was kannst du, was kann ich… - berichten beiden übereinstimmend dem Kinder-KURIER.

Eine Gruppe von Menschen steht und hockt vor dem Parlament in der Hofburg.

Gruppenfoto vor dem Ausweichquartier des Parlaments in der Hofburg ...

Eine Gruppe von Menschen steht und hockt vor dem Parlament in der Hofburg.

Eine Gruppe von Menschen posiert vor dem Parlament in der Hofburg für ein Gruppenbild.

Eine Gruppe von Menschen posiert vor dem Parlament in der Hofburg mit einem Schild „2.504“.

Eine Gruppe von Menschen posiert vor dem Parlament in der Hofburg für ein Foto.

Drei Personen stehen lachend vor einem Gebäude.

Stellvertretend für die Initiativen kommt Barbara Trautendorfer aus der Parlamentsdirektion, wo sie diese parlamntarische Bürger_innen-initiative auch formal eingebracht hat ...

Eine Frau mit einer Gesichtsmaske steht vor einem Gebäude in Wien.

Eine Vertreterin der Vorarlberger Initiative ...

Kurzer, beeindruckender Film

In den vergangenen eineinhalb Wochen entstand übrigens in dieser Schule ein ca. sechsminütiges Video, in dem Kinder, Lehrpersonen und Eltern aus der Praxis lebensnah schildern, wie lernen ganz ohne Ziffernnoten funktioniert – und das Leistung eher fördert statt diese fürs Strebern auf Noten zu behindern.

In diesem erklärt etwa Lino, während es in den KEL (Kinder, Eltern, Lernbegleiter_innen)-Gesprächen darum geht, was ich weiß, wird bei Noten immer nur verglichen. Und Zoe birngt eine grundlegende Weisheit aus der Pädagogik knappest auf den Punkt, Um gut zu lernen, muss es dir gut gehen.

Der Film entstand übrigens bewusst nach dem Coroan-bedingten Lockdown. Selbst in dieser Schule, in der Partnerschaft immer ein wichtiges Element ist, sind viele Eltern erst draufgekommen, wie differnziert hier Lernen funktioniert. Sie sähen sich außerstande selbst nur ein einziges eigenes Kind leistungsmäßig mit einer Ziffernnote zu beurteilen.

So müssen wir gehört werden!

Auf die Idee zu einer parlamentarischen Bürger_innen-initiative kam unter anderem Barbara Trautendorfer, „weil wir vom Bildungsminister auf Anfragen und eMails nicht einmal eine Antwort bekommen haben, jetzt müssen unsere Anliegen und wir gehört und in einem Parlaments-Ausschuss behandelt werden.“

Eine Gruppe von Personen sitzt vor einem Banner, das für gute Bildung wirbt.

Simone Flatz (Vorarlberger Initiative), Margharita Dunner, Josef Reichmayr, Ida Berger und Jonathan Kraus (ILB), Sabrina Dorn (Kinderköpfe) und Wilhelm Weinhäupl (Salzburger Initaitive)

Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Gute Bildung ohne Notenzwang“.

... und die Initiatorin der parlamentarischen Bürger_innen-Initiative, Barbara Trautendorfer - rechts im Foto

Eine Podiumsdiskussion mit einer Projektion von Lino W., einem Schüler, im Hintergrund.

Zum Start ein Film, der in den vergangenen eineinhalb Wochen in der Integrativen Lernwerkstatt entstand: ...

Menschen sitzen vor einem Banner, das für „Gute Bildung“ wirbt.

... Schüler_innen, Lehrer_innen und Eltern erzählen aus der Praxis...

Eine Gruppe von Personen sitzt vor einem Banner, das für bessere Bildung wirbt.

Vier Personen sitzen an einem Tisch vor einem Banner, das für „GUTe Bildung“ wirbt.

Eine Gruppe von Personen sitzt vor einem Banner, das für „Gute Bildung“ wirbt.

Fünf Personen sitzen an Tischen vor einem Banner, das für gute Bildung wirbt.

Eine Gruppe von Personen sitzt vor einem Banner, das für „GUTe Bildung!“ wirbt.

Quer durch Österreich

(Wieder) weg mit dem Notenzwang – mehrere Initiativen quer durch Österreich haben in den vergangenen Monaten – vor dem Corona-Lockdown – dazu Aktionen gesetzt und vor allem Unterschriften gesammelt. Für auch überregional einige mediale Aufmerksamkeit hatte jene aus der Volksschule Lustenau Kirchdorf (Vorarlberg) gesorgt. Unter „NEIN zum Notenzwang, JA zur Wahlfreiheit der Beurteilungsform“ waren in acht Wochen 12.000 Unterschriften zusammengekommen.

Die Salzburger Petition „Zurück zu den Schulnoten – nein danke!“ brachte es auf 3.600 Unterschriften.

„Nicht über die Köpfe unserer Kinder hinweg“ startete als „Kinderköpfe“ ebenfalls eine Petition – weitergehend – für eine evidenzbasierte Bildungspolitik. Wissenschaftlich bringen Ziffernnoten nichts, Bildungsminister Heinz Faßmann hatte das angesichts des Pädagogikpakets der schwarz/türkis-blauen Regierung auch zugestanden, aber wiederholt gemeint, Wissenschaft sei nicht so die Leitlinie seines Handelns. Diese Petition wurde von 5.500 Menschen unterstütz.

Schließlich hat auch die Wiener Elterninitiative „Schule.schafft.Autonomie“ schon 2.400 Unterschriften gesammelt.

Vertreter_innen aus den genannten Initiativen werden nun am Freitag, 5. Juni am Vormittag eine Parlamentarische Bürger*innen-Initiative in der Parlamentsdirektion einbringen. Damit kann diese Initiative online auf der Internetseite des Parlaments unterzeichnet werden. Und das Anliegen muss in einem Ausschuss des Nationalrates behandelt werden.

Eine Podiumsdiskussion mit mehreren Personen und einer Videoschaltung zu einem jungen Mann.

Pressegespräch - mit zugeschaltetem Schülervertreter

Für kindergerechte Schulen

Schulen sollten doch wenigstens autonom entscheiden können, ob sie ohne oder mit Ziffernnoten auskommen, wenn diese nicht einfach generell abgeschafft würden – das ist nicht nur das Anliegen der genannten Initiativen. Diese Grundhaltung – auch für andere wichtige Themen durchzog viele der Statements von Schüler_innen, Pädagog_innen, Eltern und Wissenschafter_innen bei einem Pressegespräch am Vortag der genannten Übergabe im Parlament.

Eingeladen hatte schaumonito (Schulautonomie Monitoring Österreich), Untertitel: überparteiliches Netzwerk für kindergerechte Schulen. Dass es ein solches braucht, deutet auf nicht gerade wenige zentrale Fehler im Schulsystem hin – merkte nicht nur der Mitgründer, Josef Reichmayr an. Bis zu seiner Pensionierung im Vorjahr leitete er die von ihm initiierte ILB (Integrative Lernwerkstatt Brigittenau). Vor 21 Jahren als Volksschule gestartet, lernen hier seit zehn Jahren Kinder und Jugendliche bis zum Abschluss des achten Schuljahres – in jeweils drei, am Ende zwei Schulstufen umfassenden Mehrstufenklassen. Bislang ohne Ziffernnoten bis zum vorletzten Schuljahr.

Ohne Noten geht's mehr um die Inhalte

Solche seinen ihr bisher auch überhaupt nicht abgegangen, die ausführlichen gemeinsam besprochenen Leistungsbeurteilungen hätten ihr auch mehr über ihre Stärken und mögliche Schwächen innerhalb eines Gegenstandes gezeigt als eine Ziffer für ein ganzes Fach, so Marie Pöckl aus der genannten ILB. Dort ist sie im vierköpfigen Team der Schüler_innen-Vertretung. Schon seit ihrem zweiten Schuljahr setzt sie sich immer wieder als gewählte Vertreterin für ihre Mitschüler_innen ein. Das reicht von der (Mit-)Organisation von Schulveranstaltungen bis zum Engagement bei den Fridays for Future. Sie, die nun erstmals Ziffernnoten bekommen hat – wofür sich die Lernbegleiter_innen fast entschuldigt haben, weil sie das tun müssen – „kann nicht nachvollziehen, warum die Noten nicht ganz abgeschafft werden. Ohne Noten ist das Lernen viel lockerer und es geht um Verbesserungen in der Sache und nicht für eine bessere Note.“

Follow@kikuheinz

Hier geht's zur Online-Unterstützung der Petition auf der Parlamentsseite:

Parlament -> Gegen Zwang zu Ziffernnoten

gemeinsamzukunftlernen.at

montessorisalzburg.at

schuleschafftautonomie

#lernegerne

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