Figuren aus dem 3D-Drucker: Besuch in der Puppentheater-Werkstatt

Puppenspieler mit einer Maulwurf-Figur vor dem Maulwurfhügel.
Internationale Zusammenarbeit Maribor (Slowenien) – Wien – Schwandorf (Bayern): Puppen kommen aus dem 3D-Drucker. Jetzt mit schauTV-Beitrag.

Hinunter in den Keller. Im letzten Eck tut sich hinter einem Vorhang die vielleicht kleinste, tiefste Probebühne Wiens auf. Ein großer, kleiner Maulwurfshügel. Der (Puppen-)Spieler Michael Pöllmann führt Molte, den Maulwurf, an der Hand zum Ein- und Ausstieg seiner unterirdischen Behausung. Rauf, rundherum. Hinein – das kann er jetzt nicht. Er hat sich ausgesperrt. Und der Schlüssel – nicht nur zu seinem Bau, sondern auch zum Herzen – wird gerade erst in einer anderen Ecke des Kellers fabriziert.

Zwischen Sägen, Nägel, Hämmern und anderem Werkzeug einer klassischen, ein wenig unaufgeräumten, weil ständig benutzten, Werkstatt, in der auch holzgeschnitzte Puppen hängen, steht ein 3D-Drucker. Schicht für Schicht entsteht der Schlüssel. Noch weiß. So wie auch der Maulwurf. Ihre Farben kriegen die Teile und Tiere erst – von Hand bemalt. Aber dazu später, wenn wir die Stufen zum ersten Stock erklimmen.

Ein Puppenspieler mit Maske hantiert mit Marionetten vor einer Kulisse.

Eine Marionette in Form einer Ameise steht zwischen zwei Steinen.

Ein Mann mit Maske hantiert mit einer Micha Maulwurf-Figur in einem Miniatur-Set.

Musiker mit Masken spielen Akkordeon und Gitarre, während eine Person eine Maulwurf-Figur in einer Badewanne arrangiert.

Ein Mann mit Maske hantiert mit einer kleinen Figur vor einem Miniatur-Maulwurfshügel.

Ein Mann mit Maske arrangiert eine Szene mit einer Maulwurf-Figur.

Ein Mann mit Maske arrangiert eine Puppe auf einem Miniatur-Set mit Requisite.

Ein Mann mit Maske arbeitet an einer Stop-Motion-Szene mit einer Maulwurf-Figur.

Ein Mann mit Maske arrangiert eine Puppe in einem Miniaturhaus.

Eine Spielzeugfigur mit Steampunk-Elementen steht neben zwei Steinen.

Ein Puppenspieler mit Maske inszeniert ein Stück mit Marionetten vor einer Kulisse.

Eine Frau mit Maske repariert die Fäden von Marionetten auf einer Bühne.

Eine Person arrangiert übergroße, künstliche Blumen in einer Bühnendekoration.

Eine Frau mit Maske bastelt an einer übergroßen, gelben Kunstblume.

Eine Frau mit Maske arbeitet an Marionetten auf einer Bühne.

Puppenspieler mit einer Maulwurf-Figur vor dem Maulwurfhügel.

Eine Frau spielt Akkordeon, während ein Mann eine Installation mit einer Badewanne und einer Figur bearbeitet.

Ein Mann mit Maske arrangiert eine Maulwurf-Figur mit Dusche, während eine Frau Akkordeon spielt.

Lokalaugenschein

Kinder-KURIER und schauTV durften bei Proben zu „Wiesenträume“ dem Spieler, den drei Musiker_innen sowie der Wiener Puppenbauerin auf die Finger und über die Schulter schauen, den Klängen lauschen und Fragen stellen – auch wenn mit Ausnahme des Figurenspielers alle davor zunächst Angst hatten – nur vor den Interviews vor Kamera und Mikrophon. Das Musiktrio war – so viel darf verraten werden – danach voll entspannt, sogar dankbar erfreut.

„Wiesenträume“ wird ein knapp mehr als halbstündiges Stück für sehr junge Kinder, ab 2 Jahren. Aber – sobald natürlich auch wirklich vor Publikum gespielt werden darf – auch für all jene älteren Kinder und nicht zuletzt Erwachsenen, die sich darauf einlassen, ins bewegte Leben auf einer Wiese einzutauchen. Dem Maulwurf auf seiner Suche nach dem Schlüssel ebenso zu folgen wie der Raupe Lysandro bei ihrer Gefrässigkeit zuzuschauen und ihre „Verpuppung“, die Verwandlung zum Schmetterling, mitzuerleben. Und das sind noch lange nicht alle. Als weitere Wiesenbewohner_innen seien noch kurz erwähnt, die Ameise Vincentia, Mauswiesel Donnola Mustela Nivalis von Humboldt, der als „Erklärbär“ durch das Geschehen führt, oder Erdhummel Niccolo Bombini.

„Hier in Wien ist der Wiesen-Hotspot, die Keimzelle des Stücks“, so Micha Pöllmann, der bisher hier eher als Schauspieler und Miterfinder von Stücken mit menschlichen Darsteller_innen und Musiker_innen bekannt ist. Nachdem er das Marionettentheater seiner Eltern in Bayern übernommen hat, möchte er dort das Repertoire von klassischen Stücken mit diesen Figuren erweitern. Dazu wird „Wiesenträume“ ein Anfang sein. Mit dem von ihm in Wien mit-gegründetem Theaterkollektiv „Werk89“ hatte er schon früher eine Kooperation mit dem Maribor Puppentheater. Dort ist das Know-How für die digitale Modellierung sowie die daraus folgende „Fütterung“ des Druckers mit den entsprechenden Daten.

Eine Frau bemalt eine goldene Figur an einem Tisch voller Bastelmaterialien.

Eine Künstlerin arbeitet in ihrem Atelier an einer kleinen Geige.

Eine Frau filmt mit einer „schauTV“-Kamera eine Stop-Motion-Szene mit Puppen.

Eine Frau arbeitet an einer Hummel-Figur, während sie von einer Kamera gefilmt wird.

Eine Frau föhnt eine detailreiche, goldene Insektenfigur mit Zylinder und Frack.

Eine Frau bemalt eine Insekten-Skulptur in einem Atelier.

Eine Frau bemalt eine kleine Skulptur an einem Tisch voller Bastelmaterialien.

Eine Frau bemalt eine Marionette mit einer kleinen Geige in ihrem Atelier.

Eine Künstlerin sitzt an einem Tisch voller Farben und Werkzeuge, neben einer Bienen-Skulptur.

Eine grüne Raupe mit kleinen grauen Schuhen liegt auf einem Tisch.

Puppenfiguren, darunter eine Raupe und eine Maus mit Brille, stehen auf einer Bühne.

Kooperation mit slowenischem Theater

Die zuletzt genannte Wiesenfigur, die Erdhummel, erleben wir bei ihrer Bunt-Werdung unter den Händen von Scarlett Köfner. Die gelernte Modedesignerin, Damenschneiderin, spätere Fotografin und nach und nach zur Puppen- und Figurenbauerin gewordene Künstlerin freut sich im Interview nun vieles von den nach und nach studierten und erlernten Fähig- und Fertigkeiten nun zu einem Ganzen zu vereinen. „Ich bin neugierig, will immer neue handwerkliche Techniken dazulernen. Es war schon immer mein Traum, all das einmal verbinden zu können“ und zeigt eine kleine Jeanshose, die sie auf einer der vielen unterschiedlichen Nähmaschinen die in der Werkstatt stehen genäht hat und zieht sie dem Maulwurf an.

Sie hatte auch die Idee zu Wiesenträume. An den Wänden hängen Dutzende Bleistift-Skizzen der Figuren. (Fast) alle wirklichen Figuren bestehen aus (Körper-)Teilen aus 3D-Druckern. Nur die große Raupe ist vor allem aus Stoff, aber mit 14 3d-gedruckten Schühchen. Dafür, dass aus den Skizzen jene Vorlagen im Computer werden, die dann ausgedruckt zusammengesetzt werden können, ist das Maribor Puppentheater (Slowenien) zuständig, vor allem dessen neuer Puppenmeister Aleksander Andželović.

Drei Musiker spielen Geige, Hackbrett und Akkordeon in einem Raum.

Eine Frau spielt Geige in einem Raum mit einem Spiegel und einem Santur.

Eine Geigerin spielt vor einer Puppentheaterszene mit Requisiten und einem Puppenspieler.

Eine Frau in roter Jacke spielt Geige. Im Hintergrund sind Teddybärenbilder zu sehen.

Ein Mann mit Maske spielt ein Santur, während eine Frau Akkordeon spielt.

Eine Frau mit Maske spielt Akkordeon vor einer Ziegelwand.

Eine Geigerin spielt auf einer Bühne mit fantasievollen Requisiten.

Drei Musiker spielen Geige, Hackbrett und Akkordeon in einem Raum.

Eine Geigerin mit Maske spielt Geige.

Eine Geigerin spielt auf einer Bühne mit übergroßen Requisiten.

Eine Frau mit Maske spielt Akkordeon vor einer Ziegelwand.

Ein Mann mit Maske stimmt ein Santur, ein traditionelles persisches Musikinstrument.

Eine Geigerin mit Maske spielt auf einer Geige.

Drei Musiker mit Masken spielen Geige, Hackbrett und Akkordeon in einem Raum.

Drei Musiker mit Masken spielen Geige, Hackbrett und Akkordeon.

Eine Frau mit Maske spielt Akkordeon vor einer Ziegelwand.

Eine Musikgruppe mit Violine, Akkordeon und Trommel spielt in einem Raum mit Ziegelwand.

Eine Musikgruppe spielt mit Masken in einem Raum mit Ziegelwand.

Drei Musiker mit Masken spielen Geige, Hackbrett und Akkordeon in einem Raum.

Eine Frau spielt Geige, während andere Akkordeon und Hackbrett spielen; alle tragen Masken.

Ein Musikensemble mit Geige, Akkordeon und Rahmentrommel wird von einem Kameramann gefilmt.

Eine Frau mit Maske spielt Akkordeon vor einer Ziegelwand.

Reale Treffen fehlten schon

Die Zusammenarbeit mit dem slowenischen Puppentheater, „ist durch Corona schon schwieriger geworden. Natürlich können wir vieles auch online besprechen und ausmachen, aber direkte Begegnungen wären da schon angenehmer!“, so die Schöpferin der Figuren.

Andželović beherrscht die drei Computerprogramme, die dafür notwendig sind, verrät uns Scarlett Köfner. Sie wohnt hier in diesem Haus am Leopoldauer Platz (Wien-Floridsdorf), wo die Stadt eher dörflichen Charakter hat, in vierter Generation – gemeinsam mit „Micha“ Pöllmann – den wir schon eingangs kennengelernt haben – und deren gemeinsamen Kind – also fünfte Generation.

Ein 3D-Drucker druckt ein kleines, weißes Objekt.

Ein 3D-Drucker druckt ein weißes Objekt.

Ein 3D-Drucker druckt ein kleines, weißes Objekt.

Ein 3D-Drucker druckt ein kleines, weißes Objekt.

Ein 3D-Drucker druckt ein weißes, L-förmiges Objekt.

Ein 3D-Drucker druckt einen weißen Schlüssel.

Analog – digital - analog

Zurück zur Hummel. Die Künstlerin freut sich vor allem über das Zusammenspiel zwischen analog und digital. „Von der Handzeichnung über die Computergrafiken, die dann dazu führen, dass die Teile ausgedruckt werden – während wir schlafen oder anderes machen können. Der Hummelhut zum Beispiel hat acht Stunden gebraucht“, lüftet sie den mittlerweile von ihr lila bemalten Hut mit gelber Schleife vom Kopf der Hummel. Der ganze Zylinder mit geschwungener Krempe und Schleife kam aus dem Drucker. „Übrigens verwenden wir ein Filament auf Maisbasis“, legt die Künstlerin Wert darauf, auch nachhaltiges Material zu verwenden.

Bis in die kleinsten Details

Nach dem Zusammenbau der digital gedruckten Teile ist sie beim Malen in ihrem kreativ-chaotischen Atelier voll in ihrem Element. Wobei sie sehr detailverliebt vorgeht und auf eine aufgemalte „Naht“ auf den schwarzen Schuhen der Hummel zeigt.

Die Detailverliebtheit, auch wenn das dann vielleicht vom Publikum gar nicht gesehen wird, ist keine Marotte, sondern „wenn ich so eine Figur entwerfe und dann fertig stelle, tauche ich richtig in sie ein, sie beginnt für mich zu leben, zur Person zu werden“, erklärt die Künstlerin. Natürlich beschäftigt sie sich vor allem zu Beginn mit der Anatomie. Und so hat die Hummel natürlich sechs „Beine“. Im Puppenspiel können einige davon selbstverständlich zu Armen und Händen werden. Und so kann Niccolo Bombini zwei Violinen bedienen.

Auf einem Tisch liegen Werkzeuge und drei unfertige Kopfskulpturen.

Eine unfertige Kopfskulptur aus Ton liegt auf einem Holztisch.

Drei unfertige Kopfskulpturen aus Ton auf einem Tisch.

Ein Regal voller Bücher, Puppen und einem 3D-Drucker in einer Werkstatt.

Eine alte Holzleiter lehnt an einer Metalltreppe.

Eine alte Singer-Nähmaschine steht auf einem Holztisch.

Eine Singer-Nähmaschine steht auf einem Tisch neben einer Schneiderpuppe.

Eine Nähmaschine der Marke Pfaff steht auf einem Tisch mit bunten Stoffen.

Eine Trompetengeige und ein weiteres Saiteninstrument hängen an einer weißen Wand.

Eine Geige mit einem angebauten Trompeten-artigen Schalltrichter hängt an der Wand.

Zwei MacBooks liegen auf dem Buch „Die große Bibel der Moderne“ neben einer Tastatur.

Zwei Laptops liegen auf dem Buch „Die große Bibel der Moderne“ neben einer Tastatur.

Eine Musikgruppe mit Geige, Akkordeon und Trommel spielt für eine Marionettenaufführung.

Ein Stapel von Holzkisten, beschriftet mit Bastelmaterialien wie Bänder, Perlen und Werkzeug.

Ein Mann fotografiert eine Puppenspielszene mit überdimensionalen Blumen.

Zwei Marionetten liegen auf dem Boden, gehalten von Fäden.

Eine Sammlung von handgefertigten Holzpuppen in historischen Kostümen.

Das Buch „The Dwiggins Marionettes“ liegt auf einem Schreibtisch.

Ein verziertes Reliefbildnis einer Frau an einer grauen Wand.

Musik

Apropos Violinen: Wir kehren zurück in den Keller. Während Pöllmann, der das Marionettentheater Schwandorf (Bayern, Deutschland) von seinen Eltern übernommen hat, den Maulwurf in die vor dem Hügel stehende Badewanne steigen lässt, wo er sich aus einer Blume duschen wird, erklingen die unterschiedlichsten Töne. Johanna Kugler spielt abwechselnd Geige und Bratsche, Maria Mogas Gensana auf dem Akkordeon und Pouyan Kheradmand auf der Santur (mit diesem persischen Instrument ist unser Hackbrett verwandt). Manchmal schlägt er auch eine flache Trommel – und das sind nur weniger der Instrumente, die er beherrscht.

Gemeinsam haben sie den Soundtrack zur Story und Melodien zu einzelnen der Figuren entwickelt, manchmal greifen sie dabei auf bekannte musikalische Motive zurück, etwa wenn es passt, weil Molte, der Maulwurf beim Bad in der Wanne ein Piratenlied singen will, eben zu Piratenmusik. In der ersten Phase, so erzählt die Geigerin und Bratschistin, „haben wir alle zu Hause geübt, Melodien entwickelt, aufgenommen und uns die Stücke digital hin und her geschickt bis wir schlussendlich zu dritt proben konnten.“ Die Theaterleute haben jeweils die Charaktereigenschaften der Figuren übermittelt. „Manchmal mussten wir ein Thema dann noch variieren, weil der Maulwurf zum Beispiel auf den Berg kraxeln sollte. Dabei muss sich die Musik dann doch ein wenig anders anhören.“

Die Musik wird, wenn sie ganz fertig und mit dem Figurenspiel abgestimmt ist, aufgenommen. Bei den Aufführungen – die geplanten Spieltermine im Dschungel Wien liegen im Juni – was hoffen lässt, dass sie halten – wird die Musik vom Computer abgespielt.

Eine der Grundmelodien lässt selbst nach kurzem Zuhören ein Gefühl des in der Wiese Liegens und Träumens aufkommen, ein Soundtrack zur Meditation. Allein der kalte Keller – vor den drei Musiker_innen stehen Heizstrahler – reißt aus den möglichen Träumen ;)

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Hier unten der Beitrag von schauTV

gedreht von Wolfgang Semlitsch

schau LEBEN - Puppenbau

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