Aus Hobbyprojekt wurde Hybrid-Spiele-Start-Up

Autorenn-Brettspiel mit Tablet und drei Händen, die schnell drücken wollen.
850.000 spielen weltweit, vor allem aber in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) Games von „Rudy“ aus Linz.

Brettspiel + Handy-App – dafür steht eine kleine Firma mit Sitz im Linzer Franckviertel: Rudy-Games. Die Apps ermöglichen einerseits den sofortigen Einstieg in die Spiele – sie ersetzen herkömmliche Anleitungen, andererseits erweitern sie die Spiele auch. Während des Spiels mit Figuren auf Karton-Feldern gibt’s immer wieder über unterschiedliche Aktionsfelder, die dich auf die App schicken, um dort Aufgaben zu lösen. Das können Wissensfragen ebenso sein wie händische Geschicklich- oder Schnelligkeit am Smartphone- oder Tablet-Screen. Aber auch körperlich-sportliche Anforderungen, die die jeweilige App-Challenge aufgibt. Oder etwa Fragen, die darauf abzielen, wie gut du deine Mitspieler_innen kennst, die zu Beginn einige persönliche Vorlieben in ihr Profil eingeben.

Die zuletzt genannten unterschiedlichen Herausforderungen finden sich in ihrer und weiterer Vielfalt vor allem in „Interaction“. Letzteres wird von Rudy-Games immer wieder in den Lockdowns um kostenlose Erweiterungen in der digitalen Ergänzung bereichert.

Am Anfang standen verspielte Erwachsene

Was als Hobbyprojekt (Computer-)verspielter Erwachsener begann, ist mittlerweile eine etablierte Firma mit Sitz in der oberösterreichischen Landeshauptstadt, für Eingeweihte im Franckviertel. Das Unternehmen beschäftigt sechs Mitarbeiter_innen und hat mittlerweile sechs Spiele auf den Markt gebracht. Wobei Corona und die diversen Lockdowns zwar Auftritte bei Spielemessen und anderen Veranstaltungen verhinderten, dafür aber Menschen mehr spielten. „Es wurde rund vier Mal mehr gespielt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres“, so Geschäftsführer Manfred Lamplmair zum Kinder-KURIER. Insgesamt, so „Mani“, „haben wir rund 850.000 Spieler_innen weltweit, wobei ein starker Fokus auf dem DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) Raum liegt“.

Zwei Personen spielen ein Brettspiel mit einem Tablet in der Mitte.

Eine Frau spielt „Schere, Stein, Papier“ auf einem Tablet, während ein Brettspiel auf dem Tisch liegt.

Zwei Personen spielen ein Brettspiel mit einem Tablet als Teil des Spiels.

Autorenn-Brettspiel mit Tablet und drei Händen, die schnell drücken wollen.

Zwei Personen spielen ein Brettspiel mit einem Tablet als interaktivem Element.

Zwei Personen spielen ein Brettspiel mit einer Tablet-App als Teil des Spiels.

App liefert auch Feedback

In dem Neubau in einem Industriegelände der oberösterreichischen Hauptstadt, einem Smart-House mit digitaler Steuerung des Zugangs, der Beleuchtung usw., wird immer wieder getüftelt, spintisiert, gebrainstormt, gespielt. Mittlerweile aber vor allem Business betrieben – von administrieren über verkaufen bis analysieren. Letzteres vor allem, was und wie Spieler_innen die jeweiligen Apps nutzen, was bei diesen gut ankommt und was verbessert werden müsste. Und, so betonen die Rudy-Games-Leute bei einem Kinder-KURIER-Besuch am Reslweg 3, „nein, wir machen nicht unsere Spieler_innen gläsern, die personenbezogenen Daten interessieren uns nicht so sehr, die Verbesserung des Spielerlebnisses steht bei uns im Vordergrund“, versichern die Rudy-Games-Köpfe.

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Gerti und Mani spielen und das ist Arbeit ...

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

... hier spielen sie für den Reporter, ...

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

... aber auch so gehört das Testen von Prototypen und fast fertigen Spielen zum Geschäft, ...

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

... schließlich sollen ja keine Bugs in den verkauften Spielen drin sein ;)

Zwei Personen spielen ein Brettspiel auf einem weißen Tisch.

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Zwei Personen spielen ein Brettspiel mit kleinen Autos und sechseckigen Feldern.

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Ein Mann und eine Frau spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ am Tisch.

Ein Mann und eine Frau spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Zwei Personen spielen das Brettspiel „Crazy Driver“ an einem Tisch.

Anti-Schummel-Mechanismen

Begonnen hatte alles vor ungefähr acht Jahren. Lamplmair, Gertrude Kurzmann und Reinhard Kern waren eine Runde von Karten- und Brett-Spieler_innen. Die Krankenschwester Gerti hatte dabei sehr oft gewonnen. Was insbesondere den Mani wurmte. Sie hätte, so sein Verdacht, nicht selten geschummelt. Behauptet zumindest er bei den Gesprächen im Linzer Büro. Wobei Gerti lächelt, dem aber nicht wirklich widerspricht.

So habe er begonnen zu überlegen, wie etwa was programmiert werden könnte, um Schummeln zu unterbinden. Daraus entstand als Hobbyprojekt von Lamplmair und Kern die Entwicklung von Prototypen für Hybrid-Spiele – also die Kombination von Brettspielen und Apps. Kern, der schon programmiert hatte, begann sich in die Materie zu vertiefen und für Karten- und andere Spiele digitale Erweiterungen zu codieren. Nach ersten Crowdfunding-Erfolgen und einem später – auch erfolgreichen – Auftritt bei „2 Minuten – 2 Millionen“ samt Wachstum und „Ernsthaftigkeit“ der Firma 2013 gesellte sich als Dritte im Bunde die vormalige Krankenschwester, die mittlerweile neben ihrer Arbeit ein Sozialmanagement-Studium absolviert und damit auch wirtschaftliches Wissen angeeignet hatte, als Geschäftsfrau in die Spielefirma-Leitung, genannt „Schatzmeisterin“, sprich die Finanz-Fachfrau.

Ein Mann arbeitet am Computer an der Erstellung von animierten Tierfiguren.

Grafiker Reini ...

Ein Mann sitzt vor zwei Computermonitoren, auf einem ist ein Rennspiel zu sehen.

Ein Mann arbeitet an einem Computer mit 3D-Modellen von Cartoon-Figuren.

Eine Frau arbeitet an einem Schreibtisch mit mehreren Monitoren.

Finanzerin Gerti ...

Eine Frau sitzt lächelnd vor einem Computer, dessen Monitor mit Spielzeugautos geschmückt ist.

Eine Frau arbeitet an einem Schreibtisch mit mehreren Monitoren.

Eine Frau arbeitet an einem Schreibtisch mit mehreren Monitoren.

Ein Mann sitzt vor zwei Monitoren und bedient eine Computermaus.

Geschäftsführer Mani ...

Ein Mann sitzt vor drei Monitoren an einem Schreibtisch und arbeitet.

Ein Mann mit Brille sitzt vor mehreren Computermonitoren an einem Schreibtisch.

Ein Mann mit Brille sitzt vor drei Monitoren an einem Schreibtisch und arbeitet.

Ein Mann sitzt vor zwei Monitoren an einem Schreibtisch im Büro.

Digital fördert Gerechtigkeit

Die Verbindung der analogen mit der digitalen Welt hat nicht nur einen gewissen Coolness-Faktor, sie ermöglicht auch mehr Gerechtigkeit und damit höheren Spielspaß für alle, so die „verspielten“ Unternehmer_innen. Ob beim schon oben genannten „Interaction“ oder etwa beim von/mit Arno Steinwender, einem der Top-Spiele-erfinder in Österreich – siehe auch Story-Link unten – entwickelten „Quiz it“ können die Spieler_innen beim Einstieg ins Spiel ihr Alter eingeben. Natürlich sagt Alter allein nichts übers Wissen aus, aber tendenziell sorgt es damit bei Fragen und Aufgaben dafür, dass sich die Mitspieler_innen nicht dauernd über- oder unterfordert fühlen. Und – so der Programmierer – damit lassen sich von uns auch Veränderungen vornehmen. „Wenn du siehst, dass fast alle, die etwa 10 Jahre angeben, bei der einen oder anderen Frage scheitern, dann können wir dort die Frage raustun und in eine ältere Gruppe verschieben – oder ganz bleiben lassen.“

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Brettspiele in den Händen.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele am Tisch.

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Spiele in den Händen.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele und Plüschfiguren vor einem Spieletisch.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele vor einem Spieletisch.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele vor einem Spieletisch.

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Brettspiele in den Händen.

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Spiele von roody games in die Kamera.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele und Plüschfiguren an einem Spieletisch.

Drei Personen präsentieren verschiedene Brettspiele und Plüschfiguren vor einem Spieletisch.

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Spiele in den Händen.

Drei Personen sitzen auf einem Sofa und halten verschiedene Spiele in der Hand.

Aktionen abseits des Tisches und Tablets

Gerade Interaction will aber mit vielen Aufgaben neben dem Brettspiel und der App die Spielenden auch zu weiteren Aktivitäten – ob Armkreisen, Kniebeugen oder was auch immer im wahrsten Sinn des Wortes bewegen.

Um dem Namen „Crazy Driver“, dem neuesten „Baby“ (und erstes Lizenzspiel „powered by Carrera“) die Ehre zu erweisen, gibt es u.a. die Aufgabe, Motorengeräusche selber mit dem Mund oder wie auch immer zu erzeugen. Wobei es beim Besuch in Linz den Anschein hat, es war erst diese und noch andere „verrückte“ Spielideen da – die dann den Ausschlag für den Namen des neuesten Spiels ergaben.

Via App können natürlich auch immer wieder Erweiterungen vorgenommen werden, was zusätzlich dafür sorgen kann, dass ein Spiel nicht leicht fad wird.

Auf einem Regal stehen verschiedene Auszeichnungen und Preise, darunter der „Sonderpreis Spiel der Spiele 2018“.

Preise, die "Rudy-Games" für Spiele bekommen haben ...

Ein Regal mit verschiedenen Preisen und Auszeichnungen, darunter ein Preis für „Linzer Unternehmen des Jahres 2016“.

...

Ein gerahmtes Poster mit der Aufschrift „Wir sind offen für neue Ideen und Wege“ und einem roten Papierboot.

... und Motivations-Plakate an den Wänden, die das Team bei einem jährlichen langen Meetling erarbeitet ...

Ein gerahmtes Poster zeigt ein Kind mit Raketenrucksack und den Spruch „Wir verändern etwas Bestehendes, um es besser zu machen.“.

...

Prototypen

Was ebenfalls nicht leicht ist: Aus der Fülle der Ideen dieses kreativen Teams dann nach und nach jene heraus zu filtern, bei denen es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen bzw. zu entwickeln bis hin zu Prototypen aus dem 3D-Drucker, anschließenden Spiele-Sessions und der Weiterentwicklung bis zum fertigen Produkt. Wobei manche Ideen sich aus möglichen Kooperationen ergeben – etwa das Rennautospiel mit einem der bekanntesten Spielzeug-Rennautobahnen-Hersteller. Oder eine Hybrid-Version des berühmten Immobilien-/Wirtschafts-Spiels DKT. Letzteres soll als nächstes Spiel erscheinen.

Wie kam’s zum Firmennamen?

Da sich für den Kinder-KURIER der Name des Unternehmens, Rudy-Games, nicht wirklich erschloss, also die Frag an „Mani“, wie es dazu kam. Die Erklärung von Manfred Lamplmair (Captain bzw. Geschäftsführer): „Als wir Kinder/Jugendliche waren hat Reini (heute „Pixel-Artist“, bzw. Spiel-Entwicklung), er macht bei uns das ganze Design, liebt Comcis und kann auch richtig gut zeichnen, eine Comic-Figur entworfen. Die nannten wir Rudi, einen Namen den wir damals so uncool gefunden haben, dass er schon wieder irgendwie cool war 😊 und druckten diese auf eigene T-Shirts für uns.
Als wir die Firma gegründet haben suchten wir einen Namen der uns alle verbindet und kamen so wieder auf Rudi. Da wir von Anfang an international arbeiten wollten wurde aus dem i ein y.
Besonders witzig ist, wenn Leute bei uns anrufen und den Herrn Rudi Gamez sprechen wollen.“

Corona: Mehr gespielt

In der Corona Zeit wurde rund 4mal mehr gespielt als im Vergleichszeitraum aus dem Jahr 2019 wobei dieser Trend auch nach dem ersten Lockdown in leicht abgeschwächter Form angehalten hat.

In „Normal“-Zeiten ist das Wochenende Familien-Spiele-Zeit, das ergeben die Analysen der Daten aus den Apps. Rund 38% aller Spiele finden am Samstag oder Sonntag statt. Die „restlichen“ 62% unter der Woche sind übrigens „deutlich mehr als man vermuten würde“, so der „Captain, oh Captain".

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