Der Begriff umschreibt verschiedene chronische Beschwerden, die von Frauen in Zusammenhang mit ihren Brustimplantaten gebracht werden – die aber keinen Schaden, wie etwa einen Riss, haben, durch den Silikon austritt. Vor allem in den USA ist das derzeit ein großes Thema, aber auch im deutschsprachigen Raum nehmen die Anfragen bei plastischen Chirurgen deutlich zu. Manche gehen bereits in ihrem Internet-Auftritt darauf ein und klären auf.
„Breast Implant Illness“ ist keine offizielle Diagnose. „Es ist ein Begriff, der von Frauen verwendet wird, die Brustimplantate haben und eine große Bandbreite an Symptomen berichten“, heißt es in einem Statement der amerikanischen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Darunter sind Müdigkeit, Brust- und Kopfschmerz, Hautausschlag, Übelkeit: „Die Frauen haben das Gefühl, dass diese Beschwerden in direktem Zusammenhang mit ihren Brustimplantaten stehen.“ Allerdings gibt es bis jetzt noch keinen belegten Zusammenhang zwischen solchen Symptomen und Brustimplantaten. Britische plastische Chirurgen fordern deshalb jetzt verstärkte Forschung auf dem Gebiet, berichtete die BBC.
Sorgen ernst nehmen
„Ein Implantat ist ein Fremdkörper, auf den der Körper reagieren kann“, sagt Christine Radtke, Leiterin der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der MedUni Wien / AKH Wien. „Auch wenn er wissenschaftlich nicht belegbar ist: Die Patientinnen empfinden diesen Zusammenhang. Und wenn sie über derartige Beschwerden klagen, muss man die als Arzt unbedingt Ernst nehmen.“
Solche Fälle seien zwar selten, aber es kann dazu kommen, dass eine Frau derart leidet, dass die Implantate entnommen werden müssen: Es gab auch in Österreich schon Patientinnen, die sich mit ihren Implantaten extrem unwohl gefühlt haben und nicht identifizieren konnten. Bei ihnen ging es nicht ohne Entfernung.
Wichtig wäre es, schon beim Aufklärungsgespräch viel ausführlicher über die Erwartungen und die Risiken zu sprechen, als dies derzeit oft der Fall ist, betont Radtke. „Je besser Patientinnen vorbereitet sind, desto eher identifizieren sie sich nachher auch mit den Implantaten“. Denn vielfach werde „in der Vorfreude oft nur das Implantat gesehen, aber nicht, dass es vorübergehend auch Schmerzen durch die Wundheilung oder Spannungsgefühle geben kann“. Aber wenn die Patientinnen gut informiert sind, sei der Umgang mit den Implantaten danach ein ganz anderer.
Wandel: Offener gegenüber Beschwerden
„Früher hat sich kaum eine Frau geoutet, Brustimplantate haben. Heute ist das – auch durch die sozialen Medien – ganz anders“, sagt der plastische Chirurg Boris Todoroff, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und Leiter der Fachabteilung im St. Josef Krankenhaus in Wien.
Eine „Breast Implant Illness“ habe es von Anfang an gegeben, nur würden die Beschwerden heute offener thematisiert als vor 30 Jahren. Wichtig sei es, mittels Ultraschall und MRT zu untersuchen, ob es eine konkrete organische Ursache für die Beschwerden gibt. Eine exakte Zahl, wie viele Eingriffe in Österreich durchgeführt werden, gibt es nicht, geschätzt werden zirka 1200 pro Jahr.
Österreich war zwar Vorreiter mit einem Implantatregister, betont Todoroff – aber die Meldungen sind freiwillig. Die Österreichen Gesellschaft der Plastischen Chirurgen fordert eine Meldepflicht für alle ärztlichen Berufsgruppen, die Implantationen durchführen.
Kommentare