Virusinfektionen könnten Wegbereiter für Multiple Sklerose sein

Virusinfektionen könnten Wegbereiter für Multiple Sklerose sein
Genfer Forschende sind einem möglichen Wegbereiter der Multiplen Sklerose auf die Schliche gekommen.

Anhand von Untersuchungen mit Mäusen konnten Wissenschafter zeigen, dass Virusinfektionen des Hirns in der frühen Kindheit zu Veränderungen führen, die später eine Autoimmunreaktion auslösen können.

Multiple Sklerose: Ursachenforschung dauert an

Missempfindungen, Taubheit, Bewegungsstörungen - das sind die Folgen, wenn das eigene Immunsystem beginnt, die schützende Schicht um die Nervenzellen des Gehirns anzugreifen. Die genauen Ursachen für Multiple Sklerose (MS) sind noch unklar, jedoch spielen sowohl genetische als auch Umwelt-Faktoren eine Rolle.

Ein solcher Risikofaktor könnten Virusinfektionen in früher Kindheit sein, die das Gehirn betreffen, wie Wissenschafter der Universität und des Universitätsspitals Genf (HUG) im Fachblatt Science Translational Medicine berichten. Solche vorübergehenden Infektionen des Gehirns werden in der Regel durch das Immunsystem gut im Zaum gehalten und gehen oft symptomlos vorbei. Jedoch könnten sie unter Umständen eine Art lokalen Fußabdruck im Hirn hinterlassen, erklärte Doron Merkler von der Universität Genf und dem HUG.

Erkenntnisse durch Maus-Versuche

Durch Versuche mit Mäusen konnten die Forschenden zeigen, dass genau an solchen Stellen des Hirns, die von einer Virusinfektion in früher Kindheit betroffen waren, später MS-typische Entzündungsherde (Läsionen) auftreten. Allerdings war dies nur der Fall, wenn sie die Mäuse in früher "Kindheit" mit einem Virus infizierten, nicht wenn die Infektion bei erwachsenen Mäusen auftrat. Dass Virusinfektionen Autoimmunerkrankungen auslösen können, wird seit langem in der Wissenschaft diskutiert.

Der Schlüssel für die Anfälligkeit der vom Virus betroffenen Hirnstellen für spätere Läsionen liegt laut den Wissenschaftern in einem bestimmten Typ Hirn-Immunzellen. Normalerweise sind diese Zellen im gesamten Gehirn verteilt, nach der kindlichen Virusinfektion sammeln sie sich jedoch an den betroffenen Organs an. Sie produzieren ein Molekül, das die zerstörerischen selbstreaktiven Immunzellen anlockt. Blockierten Merkler und seine Kollegen die Andockstelle für dieses Molekül und schalteten sie damit das Ruf-Signal stumm, entwickelten die Mäuse keine Läsionen.

Folgestudien notwendig

Als nächstes prüften die Forschenden, ob ähnliche Ansammlungen der Hirn-Immunzellen auch bei MS-Patienten zu finden seien. Auch dabei wurden sie fündig, wie es in der Studie heißt. In weiteren Untersuchungen wollen die Wissenschafter jetzt klären, warum die Hirn-Immunzellen sich bei einer Infektion in der Kindheit an diesen Stellen sammeln, nicht jedoch bei Infektionen im Erwachsenenalter, wie Studienautorin Karin Steinbach von der Uni Genf erklärte.

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