Studie: Macht die Antibabypille laktoseintolerant?
Zwar wird die Pille als Verhütungsmittel in Österreich laut aktuellem "Österreichischen Verhütungsreport" (im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums) immer unbeliebter, dennoch schützen sich nach wie vor 34 Prozent der Frauen und Paare mittels Antibabypille.
Vor- und Nachteile
Dass die Pille Nebenwirkungen verursachen kann, ist bekannt. Wie viele Frauen betroffen sind, zeigte etwa Studie aus Deutschland im Jahr 2017. Diese belegte, dass die Pille bei jeder zweiten Frau zu unerwünschten Nebeneffekten führt. Aus der Befragung von mehr als 1.000 Frauen durch die Siemens-Betriebskrankenkasse ging hervor, dass jede Zehnte unter Depressionen leidet. Häufige Nebenwirkung sind neben Gewichtszunahme (28 Prozent) und Kopfschmerz (17 Prozent) auch Libidoverlust (9 Prozent).
Die von den befragten Frauen angeführten Nebenwirkungen bestätigte damals auch Gynäkologe Andreas Nather in einer Einschätzung der Erhebung. Der Mediziner betonte in dem früheren Interview jedoch, dass es zwischen negativen und positiven Nebenwirkungen des Präparates zu unterscheiden gilt: "Man kann sich die Wirkung der Pille auch zunutze machen." Frauen mit sehr starken und schmerzhaften Blutungen oder schlechtem Hautbild könnten demnach von der Pille profitieren.
Einen möglichen Zusammenhang zwischen dem hormonellen Verhütungsmittel und Laktoseintoleranz bei Frauen hat nun Elena Harin, Absolventin des Studienganges Pharmamanagement und -technologie an der SRH Fernhochschule, erforscht.
Möglicher Zusammenhang
Dazu wurden in einer Onlineumfrage 344 Frauen mit sekundärer Milchzuckerunverträglichkeit befragt, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit der Antibabypille verhütet haben. Im Unterschied zur primären Laktoseintoleranz ist die sekundäre Laktoseintoleranz die Folge einer anderen Erkrankung. Die Produktion der Laktase wird hierbei nicht natürlicherweise, sondern durch eine Schädigung der Darmschleimhaut gedrosselt. Dies kann unter anderem größere Operationen im Magen-Darm-Trakt, Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, schwere Verläufe einer Magen-Darm-Grippe oder eben auf die Einnahme bestimmter Medikamente zurückgeführt werden.
Bei der Befragung gaben 282 der Frauen an, nach dem Beginn der Pilleneinnahme laktoseintolerant geworden zu sein. "Das entspricht etwa 82 Prozent. Somit deuten die ermittelten Zahlen deutlich auf einen Zusammenhang hin", erklärt Harin in einer Aussendung.
Ebenfalls untersucht wurde, wann nach Beginn der Einnahme das Problem aufgetreten ist. Wurde die Pille bis zu einem Jahr eingenommen, trat nur bei sehr wenigen Personen eine Milchzuckerunverträglichkeit auf. Dagegen konnten im Einnahmezeitraum zwischen einem und fünf Jahren die meisten Erkrankungen beobachtet werden. "Da die Physiologie jedes Menschen sehr individuell ist, lässt sich nur bedingt eine pauschale Aussage über die Einnahmedauer treffen", so Harin. Auch beim Alter, in dem die Verhütung mit der Pille begann, ließ sich keine Auswirkung nachweisen.
Doch auch wenn man die Pille absetzt, könnte die Gefahr nicht sofort gebannt sein. Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass nach Beendigung der Pilleneinnahme die Nachwirkungen in Bezug auf die Milchzuckerintoleranz noch längere Zeit auftreten können. So wurden 75 Prozent innerhalb von fünf Jahren nach dem Absetzen der Pille laktoseintolerant.
Nur erste Ansätze
Dass es sich bei der Laktoseunverträglichkeit der Befragten nicht um eine selbstdiagnostizierte Modeerkrankung handelt, konnte die Studie belegen. "Rund 80 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, dass es sich bei ihrer Milchzuckerunverträglichkeit um eine ärztlich bestätigte Diagnose handelt. Demzufolge ist der Aufwärtstrend der Laktoseintoleranz bei Frauen in den Krankheitsstatistiken keine Modeerscheinung, sondern muss eine medizinische Ursache haben", erklärt Harin.
Ihr Fazit: "Die Studie hat den Verdacht, dass die Pille Laktoseintoleranz verursachen kann, begründet. Der nächste Schritt muss eine weitere Studie mit medizinischem Hintergrund sein, damit die Milchzuckerunverträglichkeit als gültige Nebenwirkung in den Beipackzettel des Verhütungsmittels aufgenommen werden kann."
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