Schrauben aus Knochen: Neue Helfer in der Orthopädie

Grazer Forscher haben 2017 eine Alternative zur Behandlung von Knochenbrüchen entwickelt: chirurgische Schrauben aus Spenderknochen.
Die Biomaterialien lösen sich nach der OP im Körper nach einiger Zeit auf. Damit wird ein zweiter Eingriff obsolet.

Biomaterialien in der Orthopädie boomen: Nach Zucker- und Magnesium-Schrauben findet nun die Schraube aus Knochenmaterial breiteren Einzug in die OP-Säle. Im Orthopädischen Spital Speising sammelte man damit bei Handoperationen bereits sehr positive Erfahrungen, hieß es jetzt in einer Aussendung.

Knochenteile zusammenhalten

Orthopäden und Unfallchirurgen sind bei operativen Eingriffen auf Schrauben angewiesen. Diese halten Knochenteile nach Durchtrennung so lange zusammen, bis sie wieder auf natürliche Weise zusammenwachsen. Die Schrauben sind meist aus Metall, doch immer häufiger kommen bei solchen Eingriffen biologische Materialien zum Einsatz. Sie müssen nicht wieder in einer zweiten Operation entfernt werden, das ist einer ihrer größten Vorteile.

Mit Schrauben aus Zucker und Magnesium hat das Spital in Speising bereits seit Längerem gute Erfahrungen gemacht. Diese Materialien lösen sich im Körper nach einiger Zeit auf, so dass keine Fremdkörper mehr im Organismus übrigbleiben. Nun kommen auf diesem Gebiet in den Krankenhaus erste sehr gute Erfahrungen mit Schrauben aus menschlichem Knochenmaterial - sogenannte Kortikalisschrauben - hinzu.

Die Schrauben lösen sich zwar im Gegensatz zu den Zucker- und Magnesiumschrauben nicht auf, werden aber als "autolog", also als eigenes Material, vom Körper angenommen. "Sie werden zum eigenen Knochen. Nach einiger Zeit sind sie gar nicht mehr im Röntgenbild zu sehen, und der Patient hat kein Fremdkörpergefühl", wurde Klaus Pastl zitiert. Der Orthopäde an der Klinik Diakonissen in Linz hat die Schrauben entwickelt und vor kurzem bei einer Fachtagung präsentiert.

"Wir haben seit vergangenem Jahr im Orthopädischen Spital Speising bereits bei rund 20 Patienten, die an der Hand operiert wurden, die innovativen Knochenschrauben eingesetzt", sagte Christian Krasny, Spezialteamleiter für Hand- und Ellenbogenchirurgie an dem Krankenhaus. Er ergänzte: "Wir können in der Rückschau eine sehr positive Bilanz ziehen".

Entzündungen verhindern

Derzeit werden die Knochenschrauben von Krasny nur bei Handoperationen zur Versteifung von Fingergelenken eingesetzt sowie bei manchen Fußoperationen. Eine wissenschaftliche Studie soll weitere mögliche Anwendungsgebiete klären helfen.

Von den Vorteilen sind die Chirurgen jedenfalls überzeugt: Etwaige Entzündungs- oder Abstoßungsreaktionen traten bisher nicht auf. Auch während der Operation zeigen die Knochenschrauben im Handling Vorteile. "Ich kann sie bearbeiten, also Teile wegschneiden und somit die Schraube auf die nötige Größe anpassen. Nichts steht also vom Knochen weg", meinte Krasny.

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