Neuer Bericht: Wie es um die Gesundheit der Kinder bestellt ist

Neuer Bericht: Wie es um die Gesundheit der Kinder bestellt ist
Liga für Kinder- und Jugendgesundheit: Trotz mancher positiver Entwicklungen hinkt Österreich in vielen Bereich nach.

Trotz punktuellen Verbesserungen gibt es im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit "gravierende Missstände", die sich in den vergangenen Jahren sogar noch verstärkt hatten: Darauf wiesen am Mittwoch Vertreter der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit hin. Dazu zählen u.a. eine "Zwei- bis Drei-Klassen-Medizin" bei medizinischen Behandlungen, Therapien und auch bei der Prävention. Auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Krankheiten müsse dringend verbessert werden."Und wir erleben eine verstärkte Ausgrenzung von sozial Schwachen in den vergangenen Jahren sowie eine Wortwahl, die von Abwertung geprägt ist", sagte der Psychologe und Psychotherapeut Christoph Hackspiel, Geschäftsführer Vorarlberger Kinderdorf und Präsident der Österreichischen Kinderliga.

Kinderministerium gefordert

Die Liga fordert unter anderem die Einführung eines Kinderministeriums: "Es muss auch für Kinder und Jugendliche - vergleichbar mit dem Seniorenrat - ein Gremium geben, das aktuellle Entwicklungen und Gesetze in Bezug auf die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche überprüft." Das derzeitige Bundesministerium für Familien und Jugend sei dafür nicht ausreichend: "Da kommen Kinder auch im Namen nicht vor." Und er warnte auch davor, dass viele Kinder "abgehängt werden".

Plus und Minus

"Es gab positive Entwicklungen im vergangenen Jahrzehnt, aber - speziell in den vergangenen zwei Jahren - auch massive Rückschritte", sagte die Gesundheitspsychologin Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga.

Positiv sind unter anderem die Errichtung von Kinderrehabilitationszentren, die Kinderrechte im Verfassungsrang und ebenso Hebammen als Kassenleistung. 

Leichte Verbesserungen gebe es auch beim Gesundheitsverhalten, laut einer im Sommer veröffentlichten Studie (WHO-HBSC-Survey 2018): Die Rate an Nichtrauchern ist gestiegen, der Alkoholkonsum ging zurück, das Ernährungsverhalten hat sich etwas verbessert (weniger täglich süße Limonaden, etwas mehr Gemüse), und auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die an mindestens vier Tagen pro Woche körperlich aktiv sind, ist etwas gestiegen. "Das ist ein positiver Effekt von Initiativen wie wie gesunden Schulbuffets, Wasserschulen und ähnlichen Programmen", sagt Studienautorin Rosemarie Felder-Puig. Auch sie betonte die Bedeutung der gezielten Förderung sozial Schwacher: "Gute Bildung ist dabei der beste Impfstoff gegen Armut und Krankheit."

Allerdings steigt nach wie vor der Anteil an übergewichtigen und adipösen (fettleibigen) Kindern: "Neue Daten aus Kindergärten und Volksschulen kommen bereits auf Raten von 25 bis 30 Prozent." Dies hänge damit zusammen, dass insgesamt - trotz der erwähnten Verbesserungen beim Ernährungsverhalten - nach wie vor insgesamt zu viel konsumiert werde.

Leidende Psyche

Gleichzeitig ist es aber auch um die psychische Gesundheit von Jugendlichen nicht so gut bestellt: Knapp ein Viertel leidet aktuell an Symptomen einer psychischen Erkrankung, sagte Culen: "Gleichzeitig wird psychologische Beratung und Behandlung nicht bezahlt." Und auf Psychotherapie als Kassenleistung müsse wochen- oder monatelang gewartet werden. "Nach vielversprechenden Schritten der vergangenen Jahre wurde in der letzten Regierungsperiode die Verantwortung für Kinder- und Jugendgesundheit in vielen Bereichen einfach ignoriert. Dabei hätte Österreich das Potenzial, im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit Vorreiter zu sein.

Problematisch seien auch Einschränkungen im Sozialbereich wie die Sozialhilfe neu statt der Mindestsicherung: "Die Auswirkungen werden wir in den kommenden Jahren zu spüren bekommen", betonte Culen.

 

 

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