Kim Jong-un: Was steckt hinter dem Syndrom, an dem er leiden soll?
Für US-Präsident Donald Trump sieht Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un "wirklich gut und sehr gesund" aus. Doch der Arzt und Medizin-Experte des US-TV-Senders Fox News, Marc Siegel, vermutet, dass der übergewichtige und rauchende Kim am "Obesitas-Hypoventilationssyndrom" leiden könnte. Doch was bedeutet das tatsächlich?
Der Lugenfacharzt Prim. Norbert Vetter aus Wien erklärt im Gespräch mit dem KURIER ganz allgemein, was bei stark übergewichtigen, fettleibigen Menschen die Atmung beeinträchtigen kann:
- "Obesitas-Hypoventilationssyndrom" bedeutet, dass es durch starkes Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (Obesitas) die Atmung zu langsam bzw. zu oberflächlich (Hypoventilation) wird. "Es handelt sich um eine Störung der Atemautomatik, das Gehirn reduziert unwillentlich die Häufigkeit der Atemzüge pro Minute. Eine wirkliche Erklärung dafür, warum bei Fettleibigkeit die Atemautomatik beeinträchtigt ist, gibt es nicht. Die Folge ist allerdings ein chronischer Sauerstoffmangel, der zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führt." Doch damit nicht genug: Gleichzeitig kann auch das Kohlendioxid nicht mehr ausreichend abgeatmet werden, der Kohlendioxid-Gehalt des Blutes steigt. "Das kann bis zur Bewusstlosigkeit führen."
Eine ältere Bezeichnung dieser Erkrankung ist das "Undine-Fluch-Syndrom". Die Undine ist in der Mythologie ein weiblicher, halbgöttlicher Elementargeist. Sie hat sich in einen Menschen verliebt. "Als er untreu wurde und sie verließ bestrafte sie ihn damit, dass er bei jedem Atemzug ans Atmen denken musste", erklärt Vetter. Eine andere alte Bezeichnung ist "Pickwick-Syndrom": Nach der Figur des schlafenden Kutschers Little Fat Joe im Roman "Die Pickwickier" von Charles Dickens. "Beides zeigt gut die Problematik auf", sagt Vetter.
Die einzige wirklich effektive Therapie sei hier eine Gewichtsreduktion.
Eine weitere mögliche Folge von Adipositas
- Schlafapnoe-Syndrom Häufig tritt bei stark übergewichtigen Menschen auch dieses Syndrom auf und geht auch oft Hand in Hand mit dem "Obesitas-Hypoventilationssyndrom". "Hier wird die Sauerstoffzufuhr durch die Fettansammlung im weichen Gaumen unterbunden", erklärt Vetter: "Im Liegen fallen diese Fettansammlungen auf den Kehlkopf und blockieren dadurch die Atemwege." Schlafapnoe bedeutet übersetzt „Atemstillstand im Schlaf“. Bei einer Schlafapnoe sind die Atemwege der Betroffenen so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sondern sogar vollständig aussetzt. Das Schnarchen kann in manchen Fällen eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel erreichen, was in etwa der Lautstärke eines Presslufthammers entspricht. Die typischen Geräusche des Schnarchens, bei denen sich Atempausen mit heftigem Luftschnappen abwechseln, geben das Aus- und Einsetzen der Atmung akustisch wider.
Eine effektive Therapie des Schlafapnoe-Syndroms besteht im Tragen von speziellen Masken in der Nacht (Atemwegsüberdrucktherapie). Vetter: "Sie erhöhen den Druck in den Atemwegen, das Fett wird auf die Seite gedrängt." Ohne diese Therapie erhöht sich durch den Sauerstoffmangel das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, die Tagesmüdigkeit bedeutet eine erhöhte Unfallgefahr.
Zusätzlich kann das Rauchen zu einer Verengung der Bronchien führen. "Pfeifende Atemgeräusche sind ein Anzeichen dafür", betont Vetter.
"Alles zusammen kann zu einer deutlichen Verkürzung der Lebenserwartung führen", betont Vetter. "Und gleichzeitig wird durch die Atemprobleme auch der Alltag immer schwerer zu bewältigen."
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