Wann auch bei Normalgewicht Körperfett ein Gesundheitsrisiko ist

Birnen- versus Apfelform: Das spielt offenbar nicht nur bei Menschen mit Übergewicht eine Rolle.
Große Studie mit Frauen nach dem Wechsel brachte ein auch ür de Ärzte überraschendes Ergebnis.

Eine Erkenntnis war schon lange bekannt: Bei übergewichtigen Menschen haben jene mit einer "Apfelform" ein höheres Gesundheitsrisiko als mit einer "Birnenform": Apfelform bezeichnet ein stark bauch- bzw. taillenbetontes Übergewicht, bei der Birnenform wird Körperfett vermehrt an Hüften und Oberschenkeln gespeichert. Bei Übergewicht mit der Apfelform ist das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder auch Herzgefäßkrankheiten höher als bei der Birnenform.

Doch jetzt kamen die Autoren einer US-Studie zu einem überraschenden Ergebnis: Sie werteten die Daten von 2600 Frauen mit Normalgewicht (Body-Mass-Index zwischen 18,5 und 25) aus, die die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre bereits hinter sich hatten. Diese Frauen waren Teilnehmerinnen der US-amerikanischen "Women`s Health Initiative".

Für diese Studie wurden zwischen 1993 und 2017 bei Frauen nach dem Wechsel regelmäßige Messungen von Fett- und Muskelmasse sowie der Knochendichte durchgeführt. Und dabei zeigte sich: Die Frauen mit dem höchsten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall waren jene, die das meiste Fett im Bauchraum und das wenigste Fett an den Hüften und am Oberschenkel hatten.

Jene 25 Prozent der Frauen mit dem höchsten Fettanteil in der Körpermitte hatten ein fast doppelt so hohes Risiko für Gefäßerkrankungen im Vergleich zu jenen 25 Prozent der Frauen mit dem gerinsten Fettanteil um Taille und Bauch.

Noch größer war der Risikounterschied zwischen den Frauen mit dem höchsten und dem geringsten Fettanteil im Bereich der Oberschenkel: Das Risiko für eine Herzerkrankung war bei den Frauen mit dem höchsten Fettanteil an den Oberschenkeln um 40 Prozent niedriger im Vergleich zu den Frauen mit dem geringsten Fettanteil an Hüfte und Oberschenkeln.

Die Forscher haben auch Folgendes berechnet: Wenn 1000 Frauen den Anteil ihres Fettes im Bauchbereich von 37 auf 27 Prozent reduzieren (bei unveränderter Fettmenge im Beinbereich), können durchschnittlich sechs Fälle von Herzgefäßerkrankungen pro Jahr vermieden werden.

Qibin Qi, der Studienleiter vom Albert-Einstein-College für Medizin in New York, erklärte in einer Aussendung der Europäischen Herzgesellschaft, dass der Body-Mass-Index alleine nicht ausreicht, um das Risiko für Gefäßerkrankungen zu bestimmen: Auch die Messung des Taillenumfangs (Bauchumfangs, Anm.) sei dafür notwendig und liefere zusätzliche Informationen.

Wann auch bei Normalgewicht Körperfett ein Gesundheitsrisiko ist

Qi betonte in Interviews, dass alle Studienteilnehmerinnen normalgewichtig waren: "Deshalb ist unsere Botschaft sehr wichtig: Auch für Frauen mit einem gesunden Körpergewicht ist es von Bedeutung, ob ihre Silhouette der Apfel- oder Birnenform entspricht."

Warum das Bauchfett so gefährlich ist, ist übrigens noch nicht restlos geklärt. Eine Erklärung: Es produziert hormonähnliche Substanzen – die Adipokine  -, die eine entzündungsfördernde Wirkung haben:  Dabei kommt es zu einer niedrigschwelligen Entzündung, die bei der Entstehung chronischer Krankheiten eine Rolle spielen kann. Gegenspieler dieser Substanzen sind die Myokine: Sie werden von Muskelzellen produziert, die durch körperliches Training aktiviert sind. Sie senken das Entzündungsniveau.

Berechnung des BMI

Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Maßzahl zur Beurteilung des Körpergewichts. Er ergibt sich aus Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat. Allerdings ist der BMI alleine nur bedingt aussagekräftig, da er nichts über die Körperzusammensetzung der Person aussagt.

Body Mass Index (kg/m²) = Körpergewicht (kg) : Körpergröße² (m²)

Bei einer Person mit der Körpergröße von 170 cm und dem Körpergewicht von 70 kg errechnet sich der BMI-Wert folgendermaßen: BMI-Wert = 70 kg : (1,7 m) x (1,7 m) = 24,2 kg/m²

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein Body-Mass-Index

  • ab 25 kg/m² als Übergewicht und ein
  • BMI von 30 kg/m² und höher als Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit)
  • Der Normalbereich liegt zwischen den Werten 18,5 bis 24,9 kg/m².

Die Werte für den Bauchumfang

Bei einem Bauchumfang von mehr als 88 cm bei Frauen und mehr als 102 cm bei Männern sprechen Experten von einer „abdominalen Adipositas“, also einer Fettleibigkeit im Bauchbereich. Ein derart hoher Bauchumfang sollte unbedingt reduziert werden, wegen des erhöhten Risikos für Herzkrankheiten, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes. Optimal ist ein Bauchumfang beiFrauen von maximal  80 cm, bei Männern von maximal 94 cm.

 

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