Innovation: Forscher entwickeln selbstbefeuchtendes Kondom

Kondome schützen vor der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen und ungewollten Schwangerschaften.
Mit dem Präservativ, das bei Kontakt mit der Scheidenschleimhaut feucht wird, sollen Hemmungen bei der Verwendung abgebaut werden.

Kondome sind  neben dem wesentlich weniger bekannten Femidom ("Kondom für die Frau") der einzig wirksame Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten. Nach wie vor stehen viele Männer und Frauen dem Verhütungsmittel allerdings ablehnend gegenüber. Während von Männern oft das unangenehme Tragegefühl und eingeschränktes Empfinden kritisiert (und nicht selten als Vorwand für ungeschützten Geschlechtsverkehr benutzt) werden, können Frauen während dem Sex durch die trockene Latex-Oberfläche Schmerzen erleben. Für letzteres Problem scheinen US-Forscher nun eine Lösung gefunden zu haben: ein selbstbefeuchtendes Kondom.

Durch Flüssigkeit "aktiviert"

Und so funktioniert das neuartige Verhüterli: Bei Kontakt mit Körperflüssigkeit, etwa Speichel oder der durch Vaginalsekret feuchten Scheidenschleimhaut, wird das Präservativ dank einer speziell behandelten Membran automatisch glitschig. Wie die Forscher im Journal Royal Society Open Science berichten, kann der Mann rund 1000 Mal in die Frau eindringen, bevor das Kondom an Gleitfähigkeit verliert.

Kondome mit Gleitbeschichtung aus wasser- oder ölbasierten Gleitmitteln sind bereits seit geraumer Zeit erhältlich. Auch die Verwendung von Gleitgel in Kombination mit einem Kondom ist theoretisch möglich, wird von vielen Paaren aber als umständlich und ineffizient empfunden. Bei den neu entwickelten Kondomen wurde die Beschichtung den Forschern zufolge optimiert. Im direkten Vergleich mit herkömmlichen, extra feuchten Kondomen, zeigte sich etwa, dass die Produkte eine deutlich längere Lebensdauer aufweisen. Nach Fühl-Tests gaben zudem 73 Prozent der Studienteilnehmer an, Kondome mit einer schlüpfrigen Beschichtung zu bevorzugen.

Mark Grinstaff, leitender Forscher am Institut für Biomedizintechnik an der University of Boston, sagte im Interview mit der BBC: "Das Kondom fühlt sich im trockenen Zustand ein bisschen schleimig an, aber wenn es mit Wasser oder einer Körperflüssigkeit in Kontakt kommt, wird es sehr flutschig. Man braucht auch nur ganz wenig Flüssigkeit, um es zu aktivieren."

Weitere Tests notwendig

Finanziert wurden die bisherigen Forschungsbemühungen von der Bill & Melinda Gates Foundation, die mit Abstand größte Privat-Stiftung der Welt. Bevor es zu einer Markteinführung kommen kann, sind nun weitere Tests erforderlich. Etwa um herauszufinden, wie gut das selbstbefeuchtende Kondom im Vergleich mit herkömmlichen Marken abschneidet. Klinische Versuche mit Paaren sollen Anfang des kommenden Jahres beginnen. Die Forscher hoffen, dass durch die neue Kondom-Generation die Verwendungshäufigkeit und Nutzerzufriedenheit in der Bevölkerung gesteigert werden kann – was wiederum die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten eindämmen könnte.

Kommentare