Wer sich jetzt noch impfen lassen will, muss schnell sein
Es geht los mit der echten Virusgrippe, der Influenza: „Zunehmende Influenzavirusaktivität in ganz Österreich“, berichtete Dienstagnachmittag das „Diagnostische Influenza Netzwerk Österreich“ – und das bedeutet: Die Zahl der Kranken steigt.
Wie stark, zeigt etwa der Grippemeldedienst der Stadt Wien: 5800 neue Fälle von Grippe und grippalen Infekten waren vor Weihnachten der höchste Wert an Neuerkrankungen in einer Woche. In der zweiten Jännerwoche (aus dieser stammen die aktuellsten Daten) waren es bereits 6700 Neuerkrankungen. Und damit dürfte es noch nicht getan sein: „Ich erwarte einen weiteren deutlichen Anstieg“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien zum KURIER.
„Schweinegrippe“
Bei 70 Prozent der bisher analysierten Schleimhautabstrichen wiesen die Virologen das seit 2009 bekannte „Schweinegrippevirus“ Influenza A(H1N1)pdm09 nach. Es führt in der Regel zu etwas milderen Krankheitsverläufen. 30 Prozent der Nachweise betreffen das A(H3N2)-Virus, das im vergangenen Winter dominierte. Vor beiden schützt der Impfstoff. Influenza-B-Viren spielen noch keine Rolle.
In ganz Europa nimmt derzeit die „Influenzavirusaktivität“ zu, wie es Virologen bezeichnen. Am stärksten sind derzeit Schweden, Norwegen, Estland, Dänemark, Portugal, Frankreich, Italien und Slowenien betroffen. Von einer Grippeepidemie sprechen die Virologen aber noch nicht: Doch bereits nächst oder übernächste Woche könnte eine solche offiziell ausgerufen werden.
Wer sich jetzt noch impfen lassen will, muss schnell sein – und sich durchtelefonieren: „Bei uns sind die Vierfach-Impfstoffe ausverkauft“, hieß es etwa bei der Opern Apotheke in der Kärntner Straße. „Bis auf zwei Packungen ist alles weg“, lautete auch die Auskunft der Apotheke am Reumannplatz in Favoriten.
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Zwölf Packungen hat hingegen noch Apotheker Viktor Hafner von der Lindenapotheke in Wien-Hernals. „Aber auch das sind nur noch Restbestände.“ Die Nachfrage sei heuer höher gewesen – wahrscheinlich hängt das mit den neuen Vierfachimpfstoffen zusammen (siehe u.). Noch vorrätig sind Influenza-Impfstoffe auch bei den Bezirksgesundheitsämtern der Stadt Wien. Beim Verband der Impfstoffhersteller geht man trotz vieler ausverkaufter Apotheken davon aus, „dass es sich ausgehen wird“. Die Produktion richte sich immer nach den Verkaufszahlen im Vorjahr: „Schließlich tragen wir das volle wirtschaftliche Risiko.“
Ein Auto zusätzlich ist derzeit schon beim Ärztenotdienst in Wien im Einsatz. „Aber auch im Dienstplan haben wir berücksichtigt, dass wir bei Bedarf aufstocken können“, sagt der ärztliche Leiter, Ernest Zulus. Nötig war das bisher allerdings noch nicht. „Wir sehen das übliche Muster.“ Der Großteil der Beschwerden sind derzeit noch grippale Infekte. „Von einer Grippewelle merken wir noch nichts.“ In Zahlen heißt das: Pro Nachtdienst unter der Woche (19 bis 7 Uhr früh) kommt der Ärztenotdienst derzeit auf rund 150 Visiten, pro Wochenende (24 Stunden) auf rund 450. „Bei einer Grippewelle sind es rund 30 Prozent mehr.“
Ein KURIER-Rundruf bei einigen niedergelassenen praktischen Ärzten ergab ein ähnliches Bild: Erhöhte Patientenzahlen, aber noch keine dramatischen Auffälligkeiten. „Es ist mehr als sonst los, man merkt, dass mehr Menschen krank sind“, heißt es aus einer Gruppenpraxis im 6. Wiener Bezirk.
Auch in einer Ordination im 19. Bezirk verzeichnet man momentan noch kein ungewöhnliches Patientenaufkommen. „Wir hatten schon im Dezember einen schrittweisen Anstieg der Patientenzahlen.“ Dass allerdings mehr Menschen krank sind als sonst, ist bereits allgemein spürbar: Auch gegen Mittag sind die Wartezimmer vieler praktischen Ärzte voller als sonst um diese Zeit.
Welcher Impfstoff in welchem Alter?
Vierfach-Impfstoff: Dieser Impfstoff schützt vor zwei Influenza-A- sowie zwei Influenza-B-Viren. Rund 80 Prozent aller Impfstoffe, die heuer am Markt sind, fallen in diese Kategorie. Vierfach-Impfstoffe werden für Erwachsene bis zum vollendeten 65. Lebensjahr empfohlen.
Dreifach-Impfstoff: Er schützt vor zwei Influenza-A-Viren, aber nur vor einem Influenza-B-Virus. Dieser Dreifach- Impfstoff wird – im ersten Schritt – Personen über 65 Jahre empfohlen, da er einen Wirkverstärker enthält, der das Immunsystem stärker aktiviert.
Grippe-Viren verbreiten sich auch über Atemluft
Anhusten und anniesen – das sind, neben Schmierinfektionen über die Hände (z. B. mittels verunreinigten Türklinken), häufige Übertragungswege von Influenza-Viren. Die Viren werden in virushaltigen Tröpfchen verteilt, die von Erkrankten ausgeschieden werden („Tröpfcheninfektion“).
Nun haben Forscher der Universität Maryland (USA) noch einen weiteren, bisher nicht beachteten Infektionspfad entdeckt: Auch in der Atemluft sammeln sich bei Infizierten Viren – und können bereits durch bloßes Ausatmen auf andere Menschen übertragen werden, berichtet die deutsche ÄrzteZeitung.
Die Wissenschaftler wollten für ihre Studie die Übertragungswege der Grippeviren noch besser erforschen und untersuchten dafür 355 junge Erwachsene zwischen 19 und 21 Jahren, die an einer Erkältungskrankheit litten. Bei 142 von ihnen wurde das Influenza-Virus nachgewiesen – bei ihnen wurden zusätzlich Proben aus der Atemluft genommen.
Das Ergebnis: 11 von 23 Aerosolproben, die ohne Husten oder Niesen gesammelt wurden, enthielten Virusmaterial; acht enthielten Virusmengen, die für eine Infektion ausreichen. Um sich im eigenen Haushalt vor einer Grippe-Infektion noch besser zu schützen und die Übertragung zu reduzieren, empfehlen Experten das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Handhygiene.
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