Infizierte Blutkonserve: Kärntnerin nach Hüft-OP an Malaria gestorben

Blood transfusion bag in heart surgery
In Klagenfurt soll eine Patientin bei einer Operation infiziertes Spenderblut erhalten haben. Worauf Blutkonserven untersucht werden.

Es war eigentlich eine Routineoperation: Eine Kärntnerin wurde in Klagenfurt im Elisabethinenkrankenhaus an der Hüfte operiert. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, verschlechterte sich ihr Zustand allerdings, wie die Kleine Zeitung berichtet. Sie wurde zwar rasch behandelt, dennoch verstarb die Frau - an Malaria. Laut dem Bericht war die Anzahl der gefundenen Malaria-Erreger um ein Vielfaches höher als bei einer Ansteckung durch die Malariamücke

Die 86-Jährige soll sich über eine Blutkonserve, die ihr während der Hüftoperation verabreicht wurde, angesteckt haben. Laut Medienberichten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen. Das Spital äußerte sich zu der Causa nicht und verwies auf die Schweigepflicht.

Noch ist unklar, ob die Blutkonserve tatsächlich zu der Infektion führte. Reste des Spenderbluts werden nun in Deutschland von Spezialisten getestet. Malaria wird durch einzellige Parasiten ausgelöst. Sie werden durch Stechmücken übertragen. Von Mensch zu Mensch ist eine Infektion nicht möglich – außer in der Schwangerschaft bei einer verletzten Plazenta. Mittels Blutkonserven können die Parasiten jedoch weitergegeben werden. Eine Behandlung der Malaria ist möglich, sie muss jedoch möglichst früh erfolgen. Wer in Malaria-Gebiete reist, kann vorbeugende Medikamente mitnehmen – eine Impfung gibt es bisher nicht.

Nicht auf Malaria getestet

Spenderblut wird vom Roten Kreuz nicht auf Malaria getestet. Eine Testung ist laut Christof Jungbauer, medizinischer Leiter des Blutspendedienstes Wien, Niederösterreich und Burgenland des Österreichischen Roten Kreuzes "nicht so einfach wie auf andere Infektionserreger". Bei der Verdachtsdiagnose Malaria kann sich der mikroskopische Plasmodien-Nachweis schwierig gestalten und auch die Antigenbestimmung mittels Schnelltest lässt oft keine eindeutige Diagnosestellung zu.

Zwar müssen Spender vor der Blutabnahme einen Fragebogen ausfüllen. Dort wird danach gefragt, wann und wo sie zuletzt im Ausland waren. Ist darunter ein Malariagebiet, besteht üblicherweise eine Wartezeit von sechs Monaten bis Blut gespendet werden darf. Es kann aber sein, dass die Angaben nicht richtig sind. Dies kann allerdings nicht überprüft werden und zu schwerwiegenden Folgen für den Blutempfänger – bis hin zum Tod – führen. Wird festgestellt, dass jemand wissentlich falsche Angaben gemacht hat, wird er für immer vom Blutspenden ausgeschlossen. "In manchen Fällen muss er außerdem mit einem Strafverfahren rechnen", heißt es beim Roten Kreuz.

Krankenhäuser wollen Blut sparen

Blutkonserven werden nicht auf Malaria getestet.

Risikofreie Bluttransfusion gibt es nicht

In Österreich werden jährlich rund 350.000 Blutkonserven vom Roten Kreuz bereitgestellt. Das Risiko, dass mit einer Blutkonserve Krankheitserreger übertragen werden, ist laut Rotem Kreuz, sehr gering. "Eine absolut risikofreie Bluttransfusion gibt es nicht", heißt es dazu allerdings auf der Website. Laut Rotem Kreuz ist das Risiko, dass "jemand, der mit Penicillin behandelt wird, aufgrund einer Allergie schwer erkrankt ist, um ein Vielfaches höher." Dennoch werde jährlich Tausenden Menschen Penicillin verschrieben, da das Risiko sehr gering sei. "Gemessen daran, wie viele Leben durch Bluttransfusionen gerettet werden, ist das Risiko, dass sie einmal eine Krankheit übertragen, gering", heißt es beim Roten Kreuz.

Dennoch durchläuft das Spenderblut zahlreiche Tests bevor es verwendet wird. Der Blutspender muss zunächst einen Fragebogen ausfüllen und der Hämoglobin-Wert wird gemessen. Dies ist der rote Blutfarbstoff. Ist der Wert zu niedrig, kann das ein Hinweis auf Eisenmangel sein, sodass dem Spender abgeraten wird.

Test auf Krankheiten

Das Blutsicherheitsgesetz schreibt vor, welche Analysen Blutspenden durchlaufen müssen. Bei der Blutkonserve wird auf folgende Krankheiten getestet: Hepatitis B und C, HIV, Syphilis sowie Viruserkrankungen, die sich durch erhöhte Neopterinwerte bemerkbar machen. Ist dieser Wert erhöht, ist das ein Hinweis darauf, dass das Blut mit einer Virusinfektion belastet ist. Saisonal werden Blutspenden außerdem von Juni bis Ende November auf das West-Nil-Virus getestet. Dennoch besteht ein Restrisiko, sich mit einer Bluttransfusion zu infizieren. Das Risiko laut Rotem Kreuz, sich mit HIV durch eine Blutkonserve zu infizieren, liegt beispielsweise bei 1:2,5 Millionen, für Hepatitis B bei 1:500.000 und für Hepatitis C bei 1:700.000. Zum Vergleich: Das Risiko eines Narkose-Zwischenfalls, bei dem eine Blutkonserve notwendig werden kann, liegt bei 1:10.000.

Wer sein Blut spendet, erhält dafür kein Geld. "Zahlreiche Untersuchungen belegen überdies, dass Transfusionen von Blut aus bezahlten Quellen mit einem erhöhten Risiko einer anschließenden Infektion verbunden sind", heißt es dazu auf der Website des Roten Kreuzes.

Nicht der erste Fall

Sollte sich der Malaria-Fall bestätigen, wäre es nicht die erste Infektion durch eine Blutkonserve in Österreich. 2013 wurde bekannt, dass eine Spitalspatientin durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden war. Offenbar hatte sich der Blutspender erst kurz zuvor infiziert. In den ersten Tagen einer Neuinfektion ist das HI-Virus im Blut zwar nicht nachweisbar, eine Übertragung jedoch schon möglich.

Erhalten hat die HIV-infizierte Blutkonserve eine Patientin mit Magenblutung. Die Frau erhielt eine antiretrovirale Kombinationstherapie am Otto-Wagner-Spital in Wien. Sie war nach Bekanntgabe des Falls frei von Symptomen.

Wer darf nicht Blut spenden?

Generell dürfen alle Frauen und Männer ab einem Alter von 18 Jahren Blut spenden. Personen, die noch nie Blut gespendet haben und das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, sollten z.B. nicht Blut spenden. Ein weiterer Ausschlussgrund für eine Blutspende ist etwa eine Infektion mit dem HI-Virus, aber auch Personen mit HIV-Risikoverhalten. So gibt es etwa ein grundsätzliches Blutspende-Verbot für homosexuelle Männer – allerdings entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg, dass dieses Verbot nicht rechtens ist. Voraussetzung für den Ausschluss homosexueller Männer soll künftig nur noch ein hohes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS sein. In Österreich sind homosexuelle Männer derzeit nicht als Blutspender zugelassen. Abgenommen werden ca. 465 Milliliter Blut. Beim Blutspenden selbst ist für den Spender eine Infektion mit Krankheiten wie HIV nicht möglich, da ausschließlich Einweggeräte verwendet werden.

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