Globale Gesundheitsstatistik: Warum Frauen länger leben
Die Lebenserwartung steigt weltweit. Gesundheit und Lebenserwartung werden global weiterhin durch das Geschlecht und die soziale Situation bestimmt.
Bestandsaufnahme: Männer sterben 4,4 Jahre früher
Der von der WHO vergangene Woche vorgestellten Weltgesundheitsstatistik zufolge weisen Männer im Schnitt eine um 4,4 Jahre geringere Lebenserwartung auf. Zwischen den reichsten und den ärmsten Ländern klafft bei beiden Geschlechtern ein Unterschied von 18,1 Jahren.
Es gibt weltweit auch Fortschritte: Zwischen den Jahren 2000 und 2016 ist die generelle Lebenserwartung um 5,5 Jahre – von 66,5 auf 72 Jahre – gestiegen.
Ähnlich erhöhte sich die durchschnittliche Lebenszeit, die Menschen in Gesundheit verbringen – von 58,5 Jahre auf 63,3 Jahre. Aber: Frauen haben bei der Geburt im Durchschnitt 64,8 gesunde Lebensjahre vor sich, Männer nur 62 Jahre. Sie leben also nicht nur länger, die bleiben auch länger gesund.
Ursachenforschung: Verkehrsunfälle bis Lungenkrebs
Die kürzere Lebenserwartung der Männer hat diverse Ursachen. Von den 40 häufigsten Todesursachen wirken sich 33 stärker auf die Lebenserwartung von Männern aus. Die größten Differenzen bestehen bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße (kosten Männer 0,84 Lebensjahre mehr als Frauen), Verkehrsunfällen (kosten Männer 0,47 Lebensjahre mehr als Frauen), Lungenkrebs (kostet Männer 0,4 Lebensjahre mehr als Frauen) und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) (kosten Männer 0,36 Jahre mehr als Frauen).
Dort, wo Frauen keinen guten Zugang zu Gesundheitsleistungen haben, sind die Unterschiede am geringsten. Grund ist die Müttersterblichkeit: In über 90 Prozent der einkommensschwachen Länder sind bei Entbindungen weniger als vier medizinische Pflegekräfte, etwa Hebammen, für 1.000 Frauen zuständig. Mit gravierenden Folgen für Frauen: In Ländern mit niedrigem Einkommensniveau stirbt eine von 41 Frauen während oder unmittelbar nach der Schwangerschaft. In Ländern mit einem hohen Einkommen ist eine von 3.300 Frauen betroffen.
In reichen Ländern hingegen lassen sich die Unterschiede in der Lebenserwartung stärker durch Umweltfaktoren und einen ungesunden Lebensstil erklären. So wird in Ländern mit einem hohen Einkommen im weltweiten Vergleich der meiste Alkohol getrunken und am meisten geraucht. Männer haben daran einen großen Anteil: Dem Report zufolge rauchten sie 2016 fünfmal häufiger als Frauen und konsumierten viermal mehr Alkohol.
Männer: Bei Vorsorge nachlässig
Entscheidend für die Geschlechterunterschiede ist nicht nur die Verfügbarkeit von medizinischer Versorgung – auch deren Inanspruchnahme (bzw. Nicht- Inanspruchnahme) wirkt sich aus. So wenden sich Männer im Krankheitsfall in der Regel später an einen Arzt. Besonders augenscheinlich sind die Auswirkungen dieses Verhaltensmusters bei Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose. Hier erhalten Männer oft verzögert eine Diagnose – und damit viel später eine adäquate Therapie. Das führt auch dazu, dass Männer häufiger Folgekrankheiten entwickeln und früher an Aids sterben.
Bei der Suizidrate existieren ebenfalls Geschlechterunterschiede: Demnach ist das Risiko, dass ein Mann sich das Leben nimmt, im Schnitt um 75 Prozent höher als bei einer Frau. Männer sterben zudem viermal häufiger durch einen Mord als Frauen. Das Risiko für Männer, in einem Verkehrsunfall zu sterben, ist ab dem 15. Lebensjahr mehr als doppelt so hoch wie das der Frauen.
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