Faktencheck: Machen uns Klimaanlagen krank?

Woman With Remote Control In Front Of Air Conditioner
Erst angenehme Abkühlung, dann unangenehme Verkühlung? Ob uns Klimageräte wirklich krank machen, erklären Experten.

Egal ob im Büro, im Supermarkt oder in den Öffis: An heißen Sommertagen sind klimatisierte Räumlichkeiten eine Wohltat.

Doch nicht jeder kann sich für kühlende Klimageräte erwärmen. Der Verdacht: Sie begünstigen Erkältungen.

Ist das wirklich war?

Bakterienschleuder

Tatsächlich ist es so, dass Bakterien und Pilzsporen im Inneren von Klimaanlagen einen optimalen Nährboden finden. Durch die Umwandlung von warmer in kühlere Raumluft entsteht Kondenswasser – und damit ein feuchtes Milieu. Durch das Ansaugen von Luft gelangen zudem Staub und andere Schmutzpartikel in das Gerät.

Gefährlich ist dies im Grunde nur für Menschen mit schwachem Immunsystem, wie Constanze Wendt, Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, im Interview mit der Plattform Fitbook erklärt.

"Wenn sich Pilze in Klimaanlagen vermehren, können Pilzsporen in die Raumluft gelangen, was für Allergiker und stark immungeschwächte Patienten ein Risiko darstellen kann", betont die Expertin für Hygiene und Umweltmedizin.

Damit die Klimaanlage nicht zur Keimschleuder verkommt, muss sie regelmäßig gereinigt und gewartet werden.

Schleimhautfeind

Wie die Heizung im Winter, sind Klimageräte im Sommer auch für die Schleimhäute eine Belastung. Sind diese gereizt und trocken, ist die natürliche Schutzbarriere des Körpers geschwächt. Viren können leichter eindringen und eine Erkältung auslösen.

Kommen viele Menschen auf engem Raum, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Einkaufszentrum, zusammen, ist die Gefahr für die Übertragung von Viren am größten.

Zugluftmaschine

Auch die kühle Zugluft, die durch Klimaanlagen entsteht, kann problematisch sein. "Die Kälterezeptoren reagieren nicht auf den Luftzug, somit wird die Durchblutung nicht erhöht. Durch die schlechtere Durchblutung kühlen die darunterlegenden Muskeln aus und die Muskulatur kann verspannen. Man hat sich also einen Zug geholt - das sagt man ja auch so", sagt Peter Rudolph, Dekan des Fachbereiches Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Interview mit dem MDR.

Besonders groß ist die Verspannungsgefahr, wenn die Klimaanlage zu kühl, also deutlich niedriger als die Außentemperatur eingestellt ist.

Dann ist auch der Schock umso größer, wenn man den heruntergekühlten Raum verlässt, bestätigt Allgemeinmedizinerin Antje Bergmann dem MDR. "Es ist einfach so, dass die Gefäße sehr weit gestellt sind, wenn man aus der Kälte ins Warme kommt und dann der Blutdruck nach unten geht. Das merkt man mit Schwindel, mit Herzrasen, bis hin zur Ohnmacht."

Wie vorbeugen?

Die Klimaanlage per se macht den Menschen also noch nicht krank. Vorsicht ist dennoch besser als Nachsicht: Die Klimaanlage sollte maximal zehn Grad unter Außentemperatur eingestellt werden. Kurzes Lüften bringt Frischluft in die Räume. Wer viel trinkt, hält die Schleimhäute feucht.

Wenn es einen im Büro fröstelt, die Kollegen aber auf Turbokühlung bestehen: Wollweste und warme Socken mitnehmen.

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