Britische Studie: Einer von fünf Krebspatienten wird im Job diskriminiert

Britische Studie: Einer von fünf Krebspatienten wird im Job diskriminiert
20 Prozent der krebskranken Arbeitnehmer sind mit Diskriminierung konfrontiert. Bei den Arbeitgebern mangelt es an Bewusstsein.

Immer mehr Krebspatienten fühlen sich am Arbeitsplatz diskriminiert. Das geht aus einer aktuellen Erhebung von Macmillan Cancer, eine der größten britischen Wohltätigkeitsorganisationen, hervor.

Demnach sei die Zahl der diesbezüglichen Anrufe bei der Organisation, die spezialisierte Gesundheitsversorgung, Informationen und finanzielle Unterstützung für krebskranke Menschen anbietet, in den vergangenen Jahren um 74 Prozent gestiegen.

In den Jahren 2015 und 2016 hatten sich rund 1000 Personen mit Beschwerden an Macmillan Cancer gewandt. Zwischen Mai 2016 und Mai 2017 gingen bereits über 1700 Aufrufe von Krebspatienten mit arbeitsbedingten Problemen ein. Im aktuellen Jahr steht man derzeit bei 3000 Kontaktaufnahmen.

Ursachenforschung

In einer von Macmillan Cancer beauftragten Studie des Meinungsforschungsinstitutes YouGov zum Thema zeigte sich, das 20 Prozent der krebskranken Arbeitnehmer am Arbeitsplatz mit Diskriminierung konfrontiert sind – etwa durch berufliche Degradierung, die gegen das Antidiskriminierungsgesetz in Großbritannien verstößt. Rund vier Prozent der Befragten gaben an, ihren Job aufgrund ihrer Diagnose verloren zu haben.

Demgegenüber stehen rund acht Prozent der Führungspersonen, die angaben, Angst zu haben, krebskranke Mitarbeiter könnten ihr Arbeitspensum nicht erfüllen. 22 Prozent seien zudem skeptisch, wenn es um die Einstellung eines Menschen mit Krebsdiagnose gehe. Mehr als ein Drittel der Manager äußerte Bedenken, dass die Arbeitnehmer nicht lange im Unternehmen verweilen würden. Einer von acht Arbeitgebern zeigte sich besorgt, dass die Diagnose eine komische Stimmung oder Spannungen zwischen den Mitarbeitern provozieren könnte.

Die steigende Anzahl an Fällen, in denen sich krebskranke Menschen vom Arbeitgeber ungerecht behandelt fühlen, ist laut Macmillan Cancer einerseits der Tatsache geschuldet, dass mehr Menschen mit Krebs rascher wieder ins Berufsleben einsteigen. Dies sei wiederum auf bessere Behandlungsmethoden zurückzuführen. Derzeit seien rund 890.000 krebskranke Personen am britischen Arbeitsmarkt tätig.

Mangelhaftes Bewusstsein

Dennoch sei das Bewusstsein für die Leistungsbereitschaft und Bedürfnisse krebskranker Menschen auf der Arbeitgeberseite nach wie vor oft mangelhaft: "Wir wissen, wie wichtig es für viele Menschen ist, während der Krebsbehandlung zu arbeiten oder danach wieder in den Beruf zurückzukehren. Das ist mit der richtigen Unterstützung durchaus möglich. Leider haben viele Chefs falsche Vorstellungen von Mitarbeitern mit einer Krebsdiagnose", betont Liz Egan von Macmillan Cancer im Gespräch mit dem Telegraph.

Situation in Österreich

In Österreich dürfen Arbeitnehmer allein aufgrund der Tatsache der diagnostizierten Krebserkrankung nicht benachteiligt, das heißt, nicht gekündigt werden. Sollte dies dennoch passieren, besteht die Möglichkeit, die Kündigung anzufechten. Betroffene können sich an die zuständige Gewerkschaft oder die Arbeiterkammer wenden.

Zur Erleichterung der Wiedereingliederung von Arbeitnehmern nach langer Krankheit in den Arbeitsprozess besteht ab 1.7.2017 die Möglichkeit einer Herabsetzung der wöchentlichen Normalarbeitszeit in der Dauer von ein bis sechs Monaten (Wiedereingliederungsteilzeit). Es besteht eine einmalige Verlängerungsmöglichkeit bis zu drei Monaten. Sofern man sich in einem privatrechtlichen Arbeitsverhältnis befindet, hat man somit die Möglichkeit, schrittweise in den Arbeitsprozess zurückzukehren und sich stufenweise an die Anforderungen des Berufsalltages anzunähern.

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