Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Susanne Pollischansky mit ihrem Sohn Sebastian
Immer mehr Ausflugsziele in Wien servieren neben Kultur auch Kulinarik. Manches Café wird selbst zur Attraktion.

Es ist fix: Das einstige Café Griensteidl am Michaelerplatz wird ein Billa.

Der KURIER berichtete schon am Montag von den Gerüchten. Gestern, Donnerstag, kam die Bestätigung des Rewe-Konzerns. Die Filiale soll aber nur einen Teil der Kaffeehausfläche einnehmen; die Eröffnung ist für nächstes Jahr geplant – so lange wird umgebaut. Bis 3. März ist das Café Klimt geöffnet, das seit Februar des Vorjahres vom Busunternehmen Blaguss geführt wurde.

Dass eine gastronomische Sehenswürdigkeit geschlossen wird, ist aber die Ausnahme. Tatsächlich findet in der Bundeshauptstadt der umgekehrte Trend statt: Immer mehr Unternehmer setzen auf die Verbindung von Gastronomie und Sehenswürdigkeit bzw. machen das Lokal selbst zur Attraktion.

Denkmal für den Falken

„Schau“, sagt ein Gast zu seinem Sohn, nachdem sie das neue Lokal am Schwarzenbergplatz 3 (1. Bezirk) betreten haben, „das war er!“ Ehrfurchtsvoll deutet er auf ein überlebensgroßes Schwarz-Weiß-Porträt. „Der Falco!“

„Aha“, antwortet der Sohn, mäßig beeindruckt, während der Vater den Blick durch das Lokal schweifen lässt. Er studiert Dutzende Fotos und Porträts, Zeitungsartikel, Schallplatten und die originale rote Fantasieuniform in der Glasvitrine.

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Die Gastronomiefamilie Pollischansky (bekannt für die Centimeter-Lokale und die Stiegl Ambulanz im Alten AKH, Anm.) hat dem wohl bekanntesten österreichischen Pop-Musiker ein Denkmal gesetzt: Am 19. Februar, dem Geburtstag des Künstlers, eröffneten sie an der Ecke Schwarzenbergplatz und Lothringer Straße das „Falco“.

Die Idee hatte ein Freund vor zehn, zwölf Jahren. „Aber damals hat es nicht so richtig gepasst“, meint Susanne Pollischansky. Nun – und vor allem mit dem freigewordenen Lokal in so zentraler Lage – sei der richtige Moment gekommen.

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Mit österreichischer Küche und großem Whiskey-Angebot (den Falco am liebsten getrunken haben soll) wollen sie nicht nur Falco-Fans, sondern Wiener und Touristen ansprechen. Deshalb ist auch nur jedes fünfte gespielte Musikstück ein Falco-Lied.

Nicht nur für Touris

Auch das vergangene Woche eröffnete Bräu und Café am Fuße des Donauturms soll nicht nur Urlauber, sondern auch Stadtbewohner ansprechen.

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Vor fünf Jahren hat die Blaguss-Gruppe die Sehenswürdigkeit übernommen. Mit rund 420.000 Besuchern im Jahr hat der Turm zu dieser Zeit seinen Zenit überschritten.

Der neue Besitzer bastelte an einem neuen Konzept: Und so wurde nicht nur das Lokal im Turm renoviert, sondern Neues zu ebener Erde geschaffen. Zumindest neugierig scheinen die Wiener zu sein: Beim Lokalaugenschein waren nahezu alle Tische in dem luftigen Lokal mit den massiven Vollholztischen und der Kupfer-Theke besetzt.

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Dazu kommen weitere Projekte: Der Salon Sacher wurde vor wenigen Wochen rundum renoviert wieder eröffnet. Das Haus des Meeres möchte das Restaurant im Dachgeschoß ausbauen.

Und im Volkskundemuseum eröffnete Anfang Jänner das Café Hildebrandt – benannt nach dem Baumeister des Gartenpalais Schönborn, in dem das Museum untergebracht ist: Johann Lucas von Hildebrandt.

 

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

Ein Cafe für das Museum

Die eine Seite fast prunkvoll mit ihrem dunklen Grün und den goldenen Bilderrahmen an der Wand. Die andere fast etwas „shabby“, wie man dazu jetzt sagt: Die Tapete abgekratzt und die Wand nur so versiegelt.

Daran hängt ein Porträt (natürlich in goldenem Rahmen) von Johann Lucas von Hildebrandt, dem Baumeister des Gartenpalais Schönborn in  der Josefstadt, der auf die andere, die prunkvolle Wand blickt – oder auf die Kuchenvitrine, je nachdem wie man das sehen möchte.  Seit 8. Jänner ist im Volkskundemuseum im Gartenpalais Schönborn ein  Cafe beheimatet – das Cafe Hildebrandt.
 

Wenn Lokale zur Sehenswürdigkeit werden

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Inhaber Daniel Karl (biodeli). Entdeckt hat er das Lokal selbst – bei einem Besuch im Volkskundemuseum. „Als ich das gesehen hab, hab ich gewusst, das will machen.“ Und als die Pacht für das Lokal  wenig später neu ausgeschrieben wurde, hat er sich beworben.

Die Einrichtung – alter Perserteppiche am Boden, Schultische aus dem Lycée, wahrscheinlich aus den 50er-Jahren – sollte zum Museum passen. Deswegen ist die eine Wandfarbe auch hellgelb, (wie das Palais) und die andere grün (wie das Tor zum Museum).  Verantwortlich für das abgestimmte Interieur  ist seine Freundin – Kunsthistorikerin Julia Häussler.

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Chef Daniel Karl

„Ich will das Café vom Museum sein“, sagt Daniel Karl. „Und kein Fremdkörper.“ Bei der Volkskunde gehe es schließlich um das Leben der Menschen in der Vergangenheit – das soll sich auch im Café zeigen.  Museumschef Matthias Beitl wollte immer, dass das Cafe „integraler Bestandteil“ des Museums ist, sagt er: Warum? „Es geht nur gemeinsam“, sagt er. Das Motto des Volkskundemuseums sei nicht umsonst „Nutze dein Museum“.

 

Infos zu den Restaurants

Falco's

1., Schwarzenbergplatz 3

So-Di 8.30 bis 24 Uhr, Fr und Sa  8.30 bis 1 Uhr

Salon Sacher

1.,  Philharmoniker Straße 4

Täglich 12 bis 20.30 Uhr

Ocean Sky

6., Fritz-Grünbaum-Platz 1

Mo-So 9 bis 18 Uhr, Do 9 bis 21 Uhr

Hildebrandt Café

8., Laudongasse 15-19

Oktober bis April: Di-So 10 bis 18 Uhr; Do 10 bis 20 Uhr, Mai bis September: Di-So 10 bis 22 Uhr

Donaubräu und Donaucafé

22., Mispelweg 8

Bräu: Mo-Do 16 bis 0.30 Uhr; Fr & Sa 11 bis 0.30 Uhr, So 11 bis 22 Uhr. Café: Mo-So 10 bis 20 Uhr

 

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