Warum belgisches Bier Kulturerbe ist

In Belgien gibt es sechs Klöster, in denen Mönche mit Trappistenbier ihren Lebensunterhalt verdienen.
Seit Ende 2016 prangt die belgische Bierkultur auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes.

Die belgische Bierkultur hat in Brüssel einen Platz, der ihrer würdig ist: Der spektakuläre Grand-Place bildet seit vielen Jahrhunderten das Herzstück der belgischen Hauptstadt. Das mit zahlreichen Skulpturen und einem hohen Turm verzierte Rathaus flankieren die Barockfassaden der ehemaligen Zunfthäuser.

Auch die Brauerzunft war hier vertreten. Heute sitzt im selben Gebäude Belgiens größter Brauereiverband. Fast 1.500 verschiedene Biersorten werden in dem Land produziert. Seit Ende vergangenen Jahres prangt die belgische Bierkultur auch auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Im ehrwürdigen Rathaus am Grand-Place bekommen Vertreter des Landes und seiner Sprachgemeinschaften nun die offizielle Auszeichnung überreicht.

"Es geht nicht um das Produkt an sich, es geht um die Tradition, die Art und Weise wie Bier hergestellt, serviert und konsumiert wird", erklärt Verbandsgeschäftsführer Jean-Louis Van de Perre. "Für fast jede Biermarke gibt es ein eigenes Glas, es gibt unendlich viele Arten der Gärung."

Das Glas des Kwak-Bieres etwa ist unten rund und wird in einer Holzvorrichtung hängend serviert. Das erinnert eher an den Chemie-Unterricht als an ein gemütliches Feierabendgetränk. Der Alkoholgehalt von 8,4 Prozent ist wie bei vielen belgischen Bieren zudem deutlich höher.

Das Bier aus dem Kloster

Bierbrauen war früher häufig eine Sache der Mönche. In Belgien gibt es heute noch sechs Klöster, in denen die Mönche nach alter Tradition mit dem Trappistenbier ihren Lebensunterhalt verdienen. Für Touristen sind das beliebte Reiseziele.

Doch der Stolz auf die eigene Biertradition spiegelt sich nicht so recht im Trinkverhalten der Belgier wider. Der Pro-Kopf-Konsum lag nach Verbandsangaben im Jahr 2015 bei durchschnittlich rund 71 Litern pro Einwohner. Fünf Jahre zuvor waren es noch sieben Liter mehr. Die Branche muss sich umstellen. 65 Prozent der belgischen Produktion gehen nach Verbandsangaben inzwischen ins Ausland.

Seit einigen Jahren gebe es zudem eine wahre Explosion an regionalen Craft-Brauereien, deren Produkte beim jungen Publikum gut ankämen, sagt Van de Perre. "Das war ein notwendiger Weckruf für die großen Brauereien." Diese brächten zunehmend Misch- und alkoholfreie Biere auf den Markt, um die stärker auf ihre Ernährung achtende Kundschaft zu befriedigen.

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