Masseverwalter übernimmt Jamie Olivers Restaurants

James Oliver ist ein britischer Koch, Gastronom sowie Kochbuchverfasser.
Jamie Oliver zeigt sich betrübt über die Entwicklungen: 1.300 Jobs sind gefährdet.

1.300 Arbeitsplätze sind gefährdet: Wie die BBC am Dienstag berichtete, werden die Restaurants des britischen Star-Kochs Jamie Oliver ab sofort von einem Masseverwalter gemanagt. Zu der Restaurantgruppe gehören bekannte Lokale beziehungsweise Restaurantketten wie Jamie's Italian (23 Standorte), Barbecoa und Fifteen.

25 Restaurants sind von der aktuellen Entwicklung betroffen - Jamie Oliver zeigte sich tief bestürzt: "Ich weiß, wie schwierig das für alle Beteiligten ist." Das Unternehmen holte sich für die Konkursabwicklung das Wirtschafts- und Beratungsunternehmen KPMG.

Masseverwalter übernimmt Jamie Olivers Restaurants

Der Wiener Standort ist von den wirtschaftlichen Turbulenzen nicht betroffen.

"Es war eine Freude, Sie zu bedienen"

Der Fernsehkoch bedankte sich bei "allen Kunden, die ihn in den letzten zehn Jahren unterstützt haben: Es war eine Freude, Sie zu bedienen". Und fügte hinzu: "Wir haben Jamie's Italian im Jahr 2008 mit der Absicht ins Leben gerufen, auf ein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis und hochwertige Zutaten, erstklassige Tierschutzstandards und ein großartiges Team zu setzen. Mein Team teilte die Leidenschaft für gutes Essen und Service. Und genau das haben wir getan."

Sind die österreichischen Standorte von der Insolvenz betroffen? Betrieben werden die Jamie-Oliver-Gastronomieeinheiten im Terminal 3 bei den F- und G-Gates am Flughafen Wien von "SSP - The Food Travel Experts". Auf KURIER-Anfrage gibt es vom Flughafen Wien Entwarnung: "Die Bar, das Take-away und das Restaurant sind von den aktuellen Entwicklungen in England nicht betroffen. Das Geschäft läuft sehr gut, die Gäste nehmen die Marke an", so Flughafen Wien AG-Pressesprecher Peter Kleemann.

Hinter Jamie's Italian am Wiener Dr.-Karl-Lueger-Platz steht wiederum die ungarische "Zsidai Gastronomy Group", die ebenso in Budapest zwei "Jamie's Italian" betreibt. Marketing-Manager Bayer Bence beruhigt auf KURIER-Anfrage: "In der internen Kommunikation sind wir uns einig, dass die Franchisepartner ein hohes Potenzial haben und die Jamie Oliver Group noch enger mit ihren Partnern zusammenarbeiten wird, um international zu expandieren und sich gemeinsam zu entwickeln." Und weiters: "Das internationale Restaurantgeschäft ist ein gut entwickeltes Franchise-Modell, das vollständig unabhängig war, ist und bleibt. Jamie Oliver Group hat mehrere Franchise-Partner in verschiedenen Regionen. Das internationale Restaurantgeschäft ist ein sehr erfolgreicher Teil der Marke und ein hervorragender Maßstab für die gesamte Gruppe."

Vor mehr als einem Jahr hatte die Meldung Fans rund um die Welt geschockt: Britische Medien hatten damals berichtet, dass der britische Unternehmer allein 2017 ein Minus von rund elf Millionen Euro eingefahren hat, in Summe betrug der Schuldenberg damals 81 Millionen Euro, der Koch selbst sprach von weitaus geringeren Schulden. Dennoch musste er bereits 2018 als ersten Schritt zwölf Standorte schließen: 14 Millionen Euro stemmte er aus seinem Privatvermögen, um ein noch größeres Drama abzuwenden. Ohne Erfolg, wie man heute weiß.

Olivers Privatvermögen wird auf 175 Millionen Euro geschätzt – das Familien-Anwesen im Londoner Stadtteil Hampstead, das Oliver mit Ehefrau Jools und den fünf Kindern bewohnt, hat einen Wert von elf Millionen Euro.

Masseverwalter übernimmt Jamie Olivers Restaurants

Jamie Oliver bei seinem Besuch des Jamie's Italien-Standortes in Wien im Jahr 2018.

Der Gastronom legte bei seinem Besuch in Wien im Jahr 2018 sehr offen die Gründe seiner wirtschaftlichen Krise dar: "Es würde Stunden dauern, wenn ich alles erklären würde: Die Kosten für das Personal, die Kosten für Zutaten. In Großbritannien sind die Personalkosten hoch, wenn man nicht nur das Mindestgehalt bezahlt. Tausende Menschen zu beschäftigen, ist taff. Und der Brexit hilft nicht. Ich werde nicht sagen, dass es einfach ist."

Trends verschlafen?

Der Gastronomie-Experte Simon Mydlowski sagte im Interview mit der BBC, Jamie Oliver habe es nicht geschafft, mit den wechselnden Trends Schritt zu halten: "Um in diesem Bereich erfolgreich zu bleiben, muss man sich ständig weiterentwickeln - von der Speisekarte über die Getränkeauswahl bis hin zum Kundenkontakt. Angesichts der steigenden Mieten, der steigenden Lebensmittelpreise und des zunehmenden Wettbewerbs müssen sich Restaurants unterscheiden. Es ist kein Zufall, dass kleinere Marken mit der Freiheit und Flexibilität, frisch und modern zu bleiben, gut angenommen werden."

Wie alles begann

Am 14. April 1999 zeigte "The Naked Chef" erstmals seine Kochkünste im britischen Fernsehen – das Wirtshauskind wurde über Nacht zum Fernsehstar, die deutsche Erstausstrahlung fand vier Jahre später statt. Die schicke Maisonettewohnung mit dem roten Ledersofa, einer Kochinsel und dem silbernen Roller vor der Tür im Londoner Osten war selbstverständlich "gecastet" – der Daily Telegraph schreibt damals: "Er sieht aus wie ein Rockstar, klingt wie ein Rowdy und kocht wie ein Engel."

Sein Kochtalent wurde nicht "gecastet", sondern bereits im zarten Kindesalter erkannt. Im kleinen malerischen Ort Clavering mit nur knapp 1000 Einwohnern übernehmen die Olivers das Pub "The Cricketers". Das junge Ehepaar wollte mit frischen, regionalen Zutaten kochen. Als Jamie eingeschult wurde, trafen die Eltern eine folgenweite Entscheidung und stellten einen Küchenchef ein, der mehr Geld verdiente als beide zusammen. Das Pub bekam den Ruf, das beste Restaurant in Essex zu sein. Taschengeld musste sich der Bub im Pub selbst verdienen. Er putzte so fleißig, dass er bald spülen durfte. Das aufgeweckte Kind liebte das Arbeiten in der Küche und störte sich nicht am rauen Umgang: Einmal wurde es in den Kühlschrank gesperrt, einmal kopfüber in das Abwaschwasser gesteckt.

Seine wichtigste Karrierestation war das „River Café“, wo er 1996 anheuerte. Ein Team der BBC 2 meldete sich an, um eine Doku über den Lifestyle-Hotspot zu drehen. Am Tag der Dreharbeiten sprang Oliver für einen Kollegen ein, die Kamera schwenkte auf ihn: Er antwortete schnell und lässig, aber ganz beiläufig ohne Stress. Am Tag nach der Ausstrahlung riefen vier Produktionsfirmen an und wollten den Gemüseschnipsler als TV-Koch engagieren.

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