Insekten essen: In Frankreich in aller Munde

Insekten essen: In Frankreich in aller Munde
Für die einen eine Methode der Weltrettung, für die anderen ein neuer Gourmet-Lebensstil.

Ältere Cineasten erinnern sich vielleicht noch an die Szene, in der Julie Andrews in Viktor/Viktoria in einem Pariser Bistro eine Kakerlake in den Salat zum Essen schmuggelt. Ihr Ziel: Nach der Reklamation des Tierchens würde der Patron die Rechnung übernehmen.

Heutzutage würde der Patron vielleicht geantwortet haben: "Madame, das ist unsere Spezialität." Denn das Verspeisen von Insekten ist zur Zeit in Frankreich ein großes Thema. Nicht, dass es alle täten. Aber ein Pariser Bistro bietet ein Menü an, das ausschließlich aus knusprigen Eiweißgiganten mit Fühlern und Antennen besteht. Das Bistro heißt Le Festin Nu ("Das nackte Festmahl") und schaffte es mit seinem Menü immerhin zu einem Artikel in Le Monde.

Viele Franzosen sehen das Essen von Insekten als eine Frage der Ökologie und als überlebenswichtiges Thema in einer Welt, in der die Bevölkerung mit TGV-artigem Tempo wächst. Doch es geht auch um den kulinarischen Aspekt. Wer bisher Foie Gras (Gänsesopfleber) hatte, hat vielleicht schon bald indomalaischen Palmenrüssler. Statt Beef Tatar kommt vielleicht Fetakäse mit Würmern und Wurzeln auf den Tisch, anstelle von Austern gibt es Wasserskorpion. Solche Tierchen stehen beispielsweise auf der Karte des Festin Nu, das vor einiger Zeit am Montmartre aufgesperrt hat.

Insekten essen: In Frankreich in aller Munde
Dort kriegt man dann vom Besitzer zu hören, dass Grashüpfer wie Meeresfrüchte schmecken, nur knuspriger zubereitet sind.

In Nizza hat ein mit einem Michelinstern ausgezeichneter Küchenchef ein "Alternative Food"-Menü auf der Karte, wo er experimentelle Kreationen mit Mehlwürmern oder Grillen anbietet. David Faure, Küchenchef des Aphrodite, besorgt sich diese Zutaten von eigenen Zuchtfirmen, wie es sie zum Beispiel in Thailand haufenweise gibt. Die Firma nennt sich Micronutris.

Aber nicht nur in Frankreich sind Tiere mit mehr als vier Beinen gerade angesagt. In China und Südamerika sind Insekten Bestandteil der Ernährung und werden durchaus als delikat empfunden.

Der dänische Avantgarde-Koch René Redzepi postete unlängst auf facebook, ein Freund aus Südamerika habe ihm Wurmeier mitgebracht. Zum Ausprobieren. Mehrmals musste Redzepi der Facebook-Fangemeinde versichern, dass diese nicht ins Noma-Menü aufgenommen werden. Die Gäste dort sind Insekten übrigens gewohnt, nachdem Redzepi schon vor zwei Jahren ein Gericht namens Blueberry-Sandwich kreierte. Statt Brot gab es Kleeblätter und die Beeren waren in Wahrheit – Ameisen.

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