Maden und Ameisen für Naschkatzen

Maden und Ameisen für Naschkatzen
Neben exklusiven Delikatessen gibt es bei „Gourmet Cornelius“ Insekten in Schokolade.

Mehlwürmer wären ohne Barbecue-Gewürz geschmacksneutral. Dafür schmecken mit Schokolade überzogene Riesenameisen süß-sauer. Am intensivsten machen sich Kaisermottenlarven am Gaumen bemerkbar – sie sind erdig-nussig. Wie Kopi Luwak schmeckt, wollen die meisten gar nicht erst wissen. Vermutlich, weil die Bohnen dieser Kaffeeart den Verdauungstrakt von Schleichkatzen passieren, bevor sie geröstet werden.

Wer glaubt, hier geht es um den Menüplan fürs nächste Dschungelcamp, der irrt. Ganz im Gegenteil: Hier geht es um ein Gourmet- Geschäft im ersten Bezirk.

Inhaber Cornelius Türk hat monatelang überlegt, ob er exotische Naschereien wie diese ins Sortiment aufnehmen soll. Er war sich nicht sicher, „wie sich unsere Klientel mit Ameisen verträgt“.

Maden und Ameisen für Naschkatzen
In Wien verkauft Gourmet Cornelius seit kurzem Insekten, die sich zum absoluten Verkaufsrenner entwickelt haben. Ob hier der Gruselfaktor, die Neugierde oder wirklich das Gourmet-Erlebnis im Vordergrund steht, bleibt offen. Neben Insekten sagen Experten auch Algen eine vielversprechende Zukunft voraus.
Letztlich war es Josef Zotter (der bei der Kreation seiner Schokoladen auch kaum Grenzen kennt) der ihm riet, sich drüber zu wagen: „Das sei die beste PR, so käme ich zu Mundpropaganda.“ Und Zotter sollte recht behalten.

Heute gehen Grillen mit Curry-Aroma (3,90 €), getoastete Skorpione (14,90 €), Schoko-überzogene Ameisen, Skorpione und Grashüpfer (6,90 €) sowie Schlecker mit Skorpion- oder Wurm-Füllung (6,90 €) weg wie warme Semmeln.

Neustart

Türk handelte am Beginn seiner Laufbahn nicht mit Delikatessen, sondern mit Öl-Derivaten, später arbeitete der 34-Jährige als Investmentbanker. „Doch das Leben ist zu kurz für nur eine Branche“, meint er. Deshalb eröffnete er das „Gourmet Cornelius“ in der Schulerstraße 21.

Das Sortiment ist auch abseits der Exotik-Ecke exklusiv. Prosciutto, Käse, Fisch, Chutneys, Schokoladen, Honig, Tees, Balsamico und Weine stammen von kleinen Produzenten aus dem In- und Ausland. Dabei setzt Türk auf Transparenz und Authentizität, er will „zwischen den Konsumenten und den Herstellern eine Brücke bauen“. Die Kunden können genau nachvollziehen, woher die Delikatessen stammen.

Und zu jedem Produkt weiß Türk eine Geschichte zu erzählen. Ob von Lorenz Kumpusch, Ex-Souschef von Starkoch Christian Petz, der unter der Marke „Gaumengut“ Pfeffermarillen (7,90 €) und Wermut (16,90 €) liefert. Oder von Martin Müller, dem einzigen Berufsfischer vom Kärntner Weissensee, der sauren Karpfen (13,90 €) oder Forellenbacken in Olivenöl (14,90 €) vertreibt.

Etwas günstiger sind die Suppen (ohne Milchzusatz und Mehl – „deshalb kalorienarm und für Allergiker geeignet“) von Eva Grünberger aus der Wachau: Die Erbsensuppe mit Minze oder die würzige Krautsuppe kosten mit Gebäck 4,90 €. Wie alles andere zum Mitnehmen oder im Geschäft zu essen.

Bloß einen Produzenten verrät Türk nicht. Von wem der Prosciutto und die Mortadella („die beste in Österreich“) aus der Nähe von San Daniele in Italien stammen, ist top secret. www.gourmetcornelius.at

Der KURIER-Test ergab: Heuschrecken schmecken nach gar nichts. Und wenn man sie schluckt, kratzen sie im Hals. Auf einem Teller ist ihr Anblick zudem gewöhnungsbedürftig: Sie sehen aus wie Pommes Frites mit Augen.

Trotzdem sind die frittierten „Grashoppers“ um 8,60 Euro pro Portion ein Verkaufsschlager. Im australischen Pub „Crossfield’s“ in der Maysedergasse 5 im ersten Bezirk werden täglich zehn bis 20 Portionen verkauft. Im Monat sind das zwischen 3000 und 5000 Stück.

Die Grashüpfer kommen aus einer heimischen Insektenzucht, die auch Reptilienhandlungen beliefert. „In der Fritteuse poppen sie durch die Hitze auf. Vorne bestehen sie aus Chitin, hinten haben sie einen kleinen Körper. Der allgemeine Tenor ist: Sie schmecken nach nichts, eventuell ein bisschen nach Popcorn“, erklärt Geschäftsführerin Andrea Winkler. Selbst gekostet hat sie aber noch nie. „Ich hatte noch nie einen derartigen Hunger.“

Warum stehen die Tiere dann auf der Karte? Ehrliche Antwort: „Wir wollten innovative Erlebnisgastronomie. Und wir wollten Geld verdienen.“ www.crossfield.at

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EPAepa02543778 An African Bullfrog looks towards the photographer as it makes itself comfortable in the hands of its owner at the Home, Animal, Plant fair, part of Green Week agriculture fair in Berlin, German 22 J 22 January 2011. At the sl exhibition
Maden und Ameisen für Naschkatzen

Pangium Edule Gibt es in Südostasien, Indonesien, Singapure und Malaysia. Die Samen der Frucht in der Größe eines Fußballs enthalten Zyanid, das die Nazis in den Konzentrationslagern benutzten. Doch genau sie gelten als Delikatesse. Die Samen werden durch Kochen in Wasser oder wochenlanges Einlegen in Asche von ihm Gift befreit und auf Märkten wie ein Gewürz verkauft.
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Ackee Eine vor allem auf Jamaica, Cuba, aber auch in Westafrika populäre Frucht. Vorsicht ist geboten bei unreifen Ackees sowie bei deren Samen. Der Rest, so berichten Reisende, soll sehr delikat sein, vor allem in Kombination mit gesalzenem Fisch oder Huhn. Weil es nicht immer leicht ist, reife von unreifen Ackees zu unterscheiden, unterliegt die Delikatesse in vielen Ländern einem Einfuhrverbot.
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Hàkarla Fermentierter Hai ist ein Anschlag auf sämtliche Sinnesorgane, gilt aber auf Island als echtes Gourmetfood. Dazu empfiehlt sich in großen Mengen Schnaps aus gebrannten Erdäpfeln.
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Fugu Wenn es um High-Risk-Food geht, darf der Kugelfisch natürlich nicht fehlen. Seine Innereien enthalten ein Gift, das schon bei geringem Kontakt zu Lähmungen, in einer etwas größeren Menge zum Tod innerhalb von Sekunden führen kann. Es ist ein hochtoxisches Nervengift. Die Köche in Japan, die eine Lizenz zur Fuguzubereitung haben, müssen mehrere Jahre lernen.
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Das rohe Fleisch des Fugu (Sashimi), der oft lebend vor den Gästen ausgenommen und zubereitet wird, soll ausgesprochen delikat sein. Der Preis liegt bei locker hundert Euro pro Portion.

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