Hilfe, die Minz-Tees kommen

Österreicher sind Rekordtrinker von Kräutertees.
Erdbeerminze und Nana-Minze liegen im Trend: Sie entspannen, machen glücklich.

Endlich ist Österreich einmal Europameister: Die Disziplin hat zwar nichts mit sportlichen Höchstleistungen zu tun, aber beim Trinken von Kräuter- und Früchtetees sind wir auf unserem Kontinent ganz vorne mit dabei. Sie machen rund 80 Prozent des Jahresumsatzes von Tee aus: In Zahlen trinken die Österreicher rund 600 Gramm Kräutertees – Tendenz steigend. Zum Vergleich: Von schwarzem und grünem Tee verbraucht jeder hierzulande nur rund 350 Gramm.

Korrekt betrachtet, sind diese hierzulande so beliebten Aufgüsse aber gar keine Tees – auch wenn wir gerne von Pfefferminz- oder Kamillentee, den beliebtesten Sorten, sprechen. Experten bezeichnen sie als Wasserauszüge oder englisch Infusions. Im Gegensatz dazu stammt echter Tee von der Pflanze Camellia sinensis. Dazu zählen schwarzer und grüner Tee ebenso wie Oolongs. Allerdings sind diese koffeinhaltig, Kräuter- und Früchtetees nicht.

Ätherische Öle regen an oder entspannen

Warum sie trotz nicht anregender Wirkung so beliebt sind, liegt vielleicht an ihrer Verwurzelung in Europa. "Tee ist nun einmal in Asien heimisch. Als er im 17. Jahrhundert erstmals nach Europa kam, hat man hier schon seit Jahrhunderten Kräuter-Aufgüsse getrunken", erklärt Friedrich Niederl, Geschäftsführer beim Wiener Teehändler Demmer. Viele positiven Wirkungen sind in der Volksmedizin belegt. Der hohe Anteil an ätherischen Ölen unterstützt je nach Sorte unterschiedliche Eigenschaften, von Entspannung bis Anregung.

Gerade wenn es um erholsamen Schlaf geht, greifen viele gern zu Tees, etwa mit Lindenblüten, Melisse oder Baldrian. Dazu kommt die unkomplizierte Zubereitung (mit heißem Wasser übergießen) – und natürlich der Mega-Trend Gesundheitsbewusstsein, weil viele lieber zu sanften Mitteln greifen, um zur Ruhe zu kommen.

Teehändler platzieren immer wieder neue Sorten in ihren Regalen. "Die sogenannten Wellness-Tees setzen neue Impulse," sagt Andrew Demmer, Präsident des Österreichischen Teeinstituts. Zuletzt fanden Mischungen mit Ingwer und Lemongras viel Zuspruch, weiß Niederl. "Ingwer wird gerade in der kalten Jahreszeit, wo bei uns der meiste Tee getrunken wird, als wärmend empfunden. Lemongras liefert eine erfrischende Note." Mit Kräutermischungen lasse sich, im Gegensatz zu Einzel-Sorten, eine größere Geschmacksvielfalt erzielen.

Nach Rotbuch und Honigbusch kommt jetzt Minze

Die Liste der Tee-Trends der vergangenen Jahre ist lang. Niederl: "Manche bleiben im Sortiment." Der südafrikanische Rooibos ist einer davon. Er wurde bis in die 1990er-Jahre als Säure abmildernde Zutat in Früchtetees gemischt. "Dann kam man drauf, dass er auch alleine gut ankommt." Heute zählt der goldbraune, koffeinfreie Tee zu den Teelieblingen. Durch seinen Siegeszug in Europa wurde man auch auf seinen Bruder, den etwas süßeren Honigbuschtee aufmerksam.

Hilfe, die Minz-Tees kommen
Als nächstes wurden die Tee-Scouts in Südamerika fündig: das als Appetitzügler bekannte, koffeinhaltige Mate-Kraut wurde zu einem Trend. Zuletzt kam die gute, alte Minze zu ganz neuen Ehren: Abseits der altbekannten Pfefferminz-Teesackerl aus wenig aromatischen Abfällen hat man die Sortenvielfalt der Minzen-Familie entdeckt: Ob man Pfefferminze, Grüne Minze, marokkanische Nana-Minze, Erdbeerminze oder Zitronenminze verwendet – es ergeben sich immer wieder neue Geschmacksnuancen. Und dann gibt es noch das magenberuhigende Eisenkraut, das in Frankreich und der Schweiz sehr beliebt ist und seit einigen Jahren auch bei uns aufholt. Die Trend-Tees der vergangenen Jahre zeigen jedenfalls: Tee-Trinker greifen jetzt besonders gern zu den sogenannten Mono-Teesorten.

Das heißt, sie verwenden lieber einzelne Kräuter statt Mischungen. Die Wiener Tee-Expertin Eva Haas bemerkt diesen Trend schon seit einigen Jahren. Sie bietet daher verstärkt Besonderheiten wie Moringa-, Oliven- oder Maulbeerblätter. "Die Kundenwünsche gehen in Richtung neuer Geschmacksnuancen." Mit einer Tasse Tee lassen sich nicht zuletzt nostalgische Gefühle pflegen. Derzeit greifen die Kinder der 1960er- und 1970er-Jahre etwa mit Vorliebe zum guten, alten Hagebuttentee. Wenn es um prägende Geschmackserlebnisse und Kindheitserinnerungen geht, kann mitunter auch ein säuerlicher Früchtetee beglücken.

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