Haribo: Ist der Goldbär so gut wie sein Ruf?

Die ARD blickte hinter die Kulisse des Süßwaren-Imperiums Haribo.
Im Rahmen eines Markenchecks hat die ARD den Süßwaren-Konzern Haribo und sein bekanntestes Produkt, die Goldbären, unter die Lupe genommen.

Goldbären, Tropifrutti und Maoam: Haribo ist in Europa zweifelsohne einer der Big Player im Süßwaren-Geschäft. Alleine 100 Millionen Goldbären produziert das Unternehmen täglich. In Österreich hält das 1920 gegründete Familienunternehmen bei Fruchtgummi einen Marktanteil von über 55 Prozent. Besonders gern vernascht werden die Goldbären der Marke. Aber ist der Goldbär so gut wie sein Ruf? Wie groß ist die Versuchung, zu Haribo-Produkten zu greifen? Wie sieht es mit dem Öko-Faktor aus? Und wie fair ist Haribo? Diese Fragen hat sich die ARD im Zuge eines Markenchecks gestellt - und Haribo schlussendlich kein gutes Zeugnis ausgestellt.

1. Versuchung

Der Werbeslogan "Haribo macht Kinder froh" ist untrennbar mit den bunten Goldbären verbunden. Tatsächlich scheinen die Gummibären bei Kindern hoch im Kurs zu stehen, und das liegt vor allem daran, dass Eltern ihren Sprösslingen die Süßwaren mit gutem Gewissen zum Naschen geben. In einer Stichprobe stellte die ARD fest, dass Eltern ihren Kindern am ehesten Goldbären zum Naschen erlauben. Den Zuckergehalt der Gummibären schätzen viele Erziehungsberechtigte falsch ein. Immerhin stecken 46 Gramm Zucker in 100 Gramm Gummibärchen. Milchschnitten oder Leibnitz-Kekse sind da vergleichsweise zuckerarm. Zur Erinnerung: Die WHO empfiehlt Erwachsenen einen Konsum von 50 Gramm Zucker pro Tag (ca. 12 Teelöffel) nicht zu überschreiten.

Das ARD-Urteil: "Die Versuchung ist enorm."

2. Goldbär vs. No-Name-Produkte

Haribo ist bei weitem nicht der einzige Hersteller, der Fruchtgummis produziert. Aber können Produkte vom Diskonter mit dem "Original" überhaupt mithalten? In einem Geschmackstest zeigte sich, dass die Testesser die Goldbären nicht favorisierten. Die "Happy-Bears" von Lidl kamen besser an. Und das konnten die Teilnehmer auch begründen: Den Testern war Haribo zu hart, erläutert die ARD im Bericht zum Markencheck.

In puncto innere Werte unterscheiden sich die beiden Fruchtgummi-Produkte übrigens nur minimal. In allen enthalten sind Aroma, Fruchtsaft, Wasser, Gelatine, viel Zucker und zusätzliche Kohlehydrate.

Das ARD-Urteil: "Der Goldbär ist überschätzt."

3. Öko-Faktor

Apropos Gelatine: Auch die Produktionsbedingungen des Konzerns hat sich der öffentlich-rechtliche Sender angesehen. Die Gelatine für die Goldbären wird aus Schweineschwarte und –knochen gewonnen. Bei der Recherche zeigte sich: Die Firma Gelita, die laut ARD ein Zulieferer von Haribo ist, bezieht Schweineschwarten vom deutschen Fleischvermarkter Westfleisch. In Zulieferbetrieben des Unternehmens sollen die Schweine Tierschützern zufolge unter miserablen Bedingungen gehalten werden. Westfleisch dementiert dies auf ARD-Anfrage. Verstöße gegen die Tierschutzverordnung seien ihnen nicht bekannt. Dem schließt sich auch Gelita an. Haribo teilt der ARD mit, man arbeite gemäß der von Haribo und den Lieferpartnern geforderten hohen Standards "gemeinsam und kontinuierlich daran, mögliche Schwachstellen in den Lieferketten und Produktionsprozessen frühzeitig zu identifizieren und abzustellen. [...] Dabei setzen wir uns auch für artgerechte Tierhaltung ein."

Vergangenes Jahr sorgte ein Kurzfilm der Regisseurin Alina Kneepkens über die Produktion von Gummibonbons für Schlagzeilen. Das Video zeigt den Entstehungsprozess eines Fruchtgummis. Was man dabei zu sehen bekommt, löst bei vielen Unbehagen aus (mehr dazu hier).

Das ARD-Urteil: "Der Öko-Faktor ist bedenklich."

4. Fairness

Zu guter Letzt hat sich das Team des Markenchecks auch angeschaut, wie nachhaltig und ökologisch Haribo bei der Produktion der Bären agiert. Im Fokus stand dabei vor allem das sogenannte Carnaubawachs. Es verleiht alles Fruchtgummis der Marke ihren charakteristischen Glanz. Carnaubawachs, auch Brasilianisches Wachs oder Cearawachs, wird aus den Blättern der im Nordosten Brasiliens wachsenden Carnaubapalme gewonnen. Bei einem Besuch einer Plantage findet das Team der ARD erschreckende Arbeitsbedingungen vor. Unter anderem würden dort Minderjährige beschäftigt, heißt es im Testbericht. Haribo dazu: "Wir danken Ihnen für den Hinweis und werden dieses Thema auch proaktiv über unsere Lieferanten nachverfolgen. Wir sind ein Unternehmen, was Kindern und Erwachsenen eine Freude machen will. Die Missachtung von sozialen und ethischen Standards können und wollen wir daher nicht akzeptieren."

Das ARD-Urteil: "Die Fairness ist unzureichend."

Den gesamten Testbericht können Sie hier nachlesen.

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