Warum immer mehr Menschen auf Fertiggerichte verzichten

Warum immer mehr Menschen auf Fertiggerichte verzichten
Beim Clean Eating widerstehen wir der Versuchung von Fertiggerichten und greifen lieber zu unverarbeiteten Lebensmitteln.

Okay, um vorweg reinen Tisch zu machen: So neu ist die Idee nicht. Lange bevor es Fertigessen im Supermarkt und moderne Fast-Food-Lokale in den Straßen gab, appellierte der deutsche Bakteriologe und Hygieniker Werner Kollath um 1940: „Lasst unsere Nahrung so natürlich wie möglich sein.“ Um seinen Aufruf zu untermauern, griff er auch auf Aufzeichnungen bekannter Persönlichkeiten zurück – wie die vom Schweizer Arzt Maximilian Bircher-Benner – ja, dem Erfinder des „Birchermüesli“ – oder vom priesterlichen Naturheilkundler Sebastian Kneipp – ja, dem Erfinder der Kneipp-Kuren. In den Achtzigern und Neunzigerjahren entwickelte sich daraus der Trend zur Vollwertkost. Heute firmiert das Ganze unter dem Schlagwort Clean Eating („Sauber/rein essen“). Die Devise hat sich dabei wenig verändert: Als kulinarisch „rein“ gilt das, was natürlichen Ursprungs ist und für den Körper viel Verwertbares enthält. Gemieden werden daher übliche Zusätze wie Geschmacksverstärker, Konservierungs- und künstliche Farbstoffe, Stabilisatoren, Gelier- und Verdickungsmittel oder versteckter Zucker. Die Annahme: Je stärker etwas verarbeitet ist, umso weniger Vitamine und Mineralstoffe stecken drinnen. So besagt eine gängige Clean-Eating-Richtlinie: Stehen auf der Verpackung mehr als fünf Inhaltsstoffe oder Fremdwörter, ist das Angebotene wohl nicht „clean“. Stattdessen liegt der Fokus auf möglichst unverarbeitete Lebensmittel, die in der eigenen Küche schonend zubereitet werden.

Warum immer mehr Menschen auf Fertiggerichte verzichten

Neue (Grund-)Zutaten entdecken: Clean Eating  kann nur funktionieren, wenn man Freude daran hat, Speisen selbst zuzubereiten

Eigene Regeln

Als Pionierin gilt die kanadische Ernährungsberaterin und Bloggerin Tosca Reno, die 2007 erstmals ein Buch zum Clean-Eating-Konzept veröffentlichte. Für die private Einkaufsliste empfiehlt sie vor allem frisches Gemüse und Obst, Vollkornprodukte sowie Hülsenfrüchte, aber auch Nüsse, Samen oder Pseudogetreide wie Quinoa. Da es kein genaues Ernährungsprogramm gibt, findet man aber mittlerweile viele widersprüchliche Aussagen. So verzichten manche komplett auf Getreide oder tierische Produkte. Andere wiederum setzen die Grenze bei Produkten, die nicht regional oder saisonal sind. Wobei in diesem Zusammenhang der Faktor Klimaschutz bisher eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat: Angesagte, nährstoffreiche Superfoods wie Chia-Samen, Goji-Beeren, Matcha oder Nori-Algen sind in Clean-Eating-Kreisen beliebt, weisen aber wegen der langen Transportwege oft einen großen ökologischen Fußabdruck auf. Inzwischen wälzt Tosca Reno aber auch Umweltgedanken. „Die westliche Ernährungsform war lange Zeit auf übermäßigen Fleischkonsum ausgerichtet und wir zahlen dafür einen hohen Preis“, so die Fitness-Expertin. „Die Nutztierhaltung, die dazu dient, unsere Teller mit Fleisch zu füllen, ist weltweit für 15 bis 50 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.“ Durch die Reduzierung des Fleischkonsums könne jeder schon vom Esstisch aus anfangen, seinen Umweltbeitrag zu leisten.

Geschmackssache

Gerade wegen seines unspezifischen Charakters gibt es keine Studien zum gesundheitlichen Nutzen des Clean-Eating-Konzept. Zudem geben Kritiker zu bedenken, dass viele Nahrungsmittel nur verträglich sind, eben weil der Mensch im Laufe der Zeit gelernt hat, diese entsprechend zuzubereiten – wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte oder Reis. Für manche ist Clean Eating nur ein Modewort für eine alte Idee, die von geschäftstüchtigen Leuten im Sog der Slow-Food-Bewegung wieder hochgespült wurde. Wie die Ernährungsform im Sinne eines gesundheitsorientierten Genusses umgesetzt wird, ist letztlich jedem selbst überlassen.

Warum immer mehr Menschen auf Fertiggerichte verzichten
Clean Eating liegt im Trend.

Clean Eating im Alltag integrieren

Der Schwerpunkt liegt auf  Regionalität, Saisonalität und Bio-Qualität. Tendenziell werden fünf kleinere Mahlzeiten am Tag statt drei großen empfohlen. Eine große Rolle spielt  pflanzliche Kost, der Konsum  von Eiern, Milch sowie (magerem) Fleisch und Fisch aus heimischen oder nachhaltigem Fang  ist in reduzierter Form ebenfalls  erlaubt. Gespart wird aber bei  weißem Mehl, raffiniertem Zucker und Salz. Im Idealfall besteht jedes Gericht aus komplexen Kohlehydraten, Proteinen und guten Fetten. 

  1. Komplexe Kohlehydrate: Die meisten Obst- und Gemüsesorten, Vollkornreis und -nudeln, Buchweizen, Bulgur, Linsen, Quinoa, Kartoffeln und Co. versorgen den Organismus mit Energie und regulieren den Blutzuckerspiegel.
  2. Protein: Der Körper benötigt den Nährstoff für viele lebenswichtige Vorgänge. Neben  Milchprodukten und Eiern sind  Getreidesorten, Tofu, Hülsenfrüchte, Fisch und Fleisch  zuverlässige Lieferanten.
  3. Gute Fette: Viele Vitamine kann der Körper nur mithilfe von  Fetten aufnehmen. Als Helfer dienen Öle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren oder Fette aus Fischen, Avocados, Nüssen, Samen.
  4. Viel Flüssigkeit: Am Tag werden zwei bis drei Liter Wasser getrunken, Alkohol fließt wenig bis gar nicht.
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Inspiration für Einsteiger und Profis

Mit Rezepten rund um Quinoa, Dinkel, Hirse, Süßkartoffeln, Kürbis und Co. durch den Tag: Nach einer ausführlichen  Einleitung stillen Ideen fürs Frühstück, Snacks und Salate,  Hauptgerichte (mit und ohne Fisch/Fleisch) sowie Nachspeisen  den großen wie kleinen Hunger: „Clean Eating – das Kochbuch“ von Christine Wiedemann. NGV, ca. 8 €

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Schnelle Küche aus fünf Zutaten

Sarah Schockes „Clean Eating Express“ lässt die Theorie aus und geht gleich ans Eingemachte: Flotte Rezeptideen, die jeweils nur aus fünf  Zutaten bestehen, sorgen für Abwechslung am Küchentresen wie am Esstisch. Als Extra ist jedes Rezept mit einem besonderen Tipp oder einer weiteren Zutat garniert. ZS Verlag, ca. 10 €

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Der saubere Lifestyle

„Clean Eating“ von Sarah Schocke und Eva Dotterweich vereint den kulinarischen Trend mit Fitness- und  Lifestyletipps. Ergänzt um Ernährungspläne wie ein Sieben-Tage-Plan für Einsteiger oder ein Drei-Tage-Detox- Plan servieren die beiden Autorinnen so ein umfassendes Paket mit mehr als 130 Rezepten. Christian Verlag, ca. 30 €

 

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Bewusster Genuss, der den Tag versüßt

„Projekt zuckerfrei“ von Bloggerin Katharina Kraatz ist ein Sieben-Schritte-Entwöhnungsprogramm zwischen zwei Buchdeckeln. Statt Gerichten mit übermäßig viel Zucker liefert die Autorin gesunde, aber nicht weniger schmackhafte Alternativen in Form von rund 80 süßen wie herzhaften Rezepten. Ullmann Medien, ca. 20 €

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Die ganze Familie an einem Tisch

Mit „Clean Eating für Kinder und Familien“ begegnen Tali Shine und  Lohralee Astor  dem Alltagschaos mit Gesundheitsbewusstsein. Mit mehr als 70 einfach nachzukochenden Rezepten begleitet das Buch die oft  gestressten Eltern durch den Tag. Auch Allergien und   Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind berücksichtigt. teNeues, ca. 20 €

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