Süßigkeitenlade im rechten Flügel: So naschen US-Senatoren
Eine Schublade voller Süßigkeiten – im rechten Flügel des US-Senats gehört sie zum Inventar. Wer naschen will, stattet dem Senator am sogenannten Candy Desk einfach einen Besuch ab. Ein klarer Vorteil für die Republikaner: Die demokratischen Amtskollegen sitzen weit entfernt im linken Flügel.
Der US-Kongress besteht als Zwei-Kammer-Parlament aus dem Repräsentantenhaus mit 435 Abgeordneten und dem Senat mit 100 Mitgliedern aus den einzelnen Bundesstaaten. Als Senator George Murphy im Jahr 1965 seinen Sitz in der hintersten Reihe des Senats einnahm, sorgte er stets für einen Naschvorrat an seinem Stammplatz. Diese Tradition wurde nach seinem Ausscheiden aus dem Senat im Jahr 1971 fortgeführt, bis heute. Obwohl im Sitzungssaal eigentlich ein Essverbot herrscht, will niemand auf das Naschen verzichten.
Nutzer des Schreibtischs sorgt für Naschschub
Murphys Candy Desk stand damals wie heute direkt am meist genutzten Eingang des rechten Flügels. Aufgrund der Sitzverteilung ist er dauerhaft unter republikanischer Kontrolle. Bei der Platzvergabe gibt es reges Interesse am Candy Desk. Letztendlich gewinnt derjenige, der am längsten Senatsmitglied ist, erklärt Daniel S. Holt, zuständig für Geschichtsberatung im Senat. Für den stolzen Nutzer ist der Candy Desk meist Aushängeschild der Süßwarenindustrie seines Bundesstaats, und die sorgt eifrig für Nachschub.
Zwar verbieten ethische Grundsätze Geschenke an Senatoren, die mehr wert sind als 100 US-Dollar (94 Euro). Allerdings gilt das nicht für Produkte, die im eigenen Bundesstaat hergestellt wurden und anschließend an Dritte verteilt werden.
Auch Demokraten wollen naschen, aber auf ihre Kosten
Der Naschtisch hat auf diese Weise schon Süßes aller Art gesehen. Er war prall gefüllt mit Schokoriegeln und knallbunten Jelly Beans, als Senator Mark Kirk aus Illinois am Zug war. Der nutzte die Gelegenheit, um die hohe Beschäftigung in der Süßwarenindustrie in Illinois anzupreisen, wie auf seiner Homepage zu lesen ist.
Um vom Candy Desk zu profitieren, dringen sogar Demokraten weit in den rechten Flügel des Senats vor, erzählt Holt. Einige von ihnen teilen sich mittlerweile einen eigenen Süßigkeitenvorrat auf ihrer Seite – den müssen sie allerdings selbst bezahlen.
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