Die Beziehungen zwischen den USA und Mexiko sind auf einem Tiefpunkt: Mauerbau, Abschiebung nicht legaler Einwanderer, verbale Drohungen von US-Präsident Trump.
Doch kommenden Sonntag (5.2.) geht in den USA ohne ein Produkt aus Mexiko gar nichts: Zum 51. American-Football-Finale Superbowl (die New England Patriots spielen gegen die Atlanta Falcons) der National Football League (NFL exportiert MexikoAvocados im Wert von rund 200 Millionen US-Dollar (rund 196 Millionen Euro) in die USA. Die daraus zubereitete Guacamole ist die unverzichtbare Soße zum Eintunken der Superbowl-Nachos.
„82 Prozent der Avocados, die heute in den USA verkauft werden, kommen aus Mexiko“, sagte der mexikanische Landwirtschaftsminister José Calzada kürzlich in einem Interview mit Radio Fórmula. Für den 50. Super Bowl im Vorjahr wurden laut mexikanischen Medien 95.000 Tonnen der grünen Frucht in die USA geliefert – das sollen an die 278 Millionen Stück gewesen sein.
Dass die USA dieser Tage allerdings fünf große Trucks mit 120 Tonnen Avocados aus Jalisco nicht passieren ließen, sorgt für Aufregung in Mexiko: Derzeit ist unklar, ob dies bereits eine Folge der Politik von Donald Trump ist oder andere Gründe dafür verantwortlich waren. Alle notwendigen Papiere sollen laut mexikanischen Quellen jedenfalls vorhanden gewesen sein.
85 Prozent der gesamten Ernte des Landes stammen aus dem Bundesstaat Michoacán im westlichen Zentralmexiko – das entspricht rund 40 Prozent der weltweiten Avocadoproduktion. Eine von drei Avocados, die auf den internationalen Markt kommen, wurden auf mexikanischen Plantagen mit den bis zu 20 Meter hohen, immergrünen Avocadobäumen kultiviert.
DieNachfrage steigt auch in Österreichdeutlich. Der Avocado-Boom hat aber auch Schattenseiten: LautGreenpeace Mexikohat sich die Anbaufläche für Avocados in der Hochebene von Purépecha – das wichtigste Produktionsgebiet in Michoacán – seit den 80er Jahren um das Dreieinhalbfache vergrößert. Vielfach auf Kosten der Pinienwälder und eines intakten Wasserhaushalts – ohne Wälder gehen die Niederschläge zurück. Überdies benötigen Avocadobäume deutlich mehr Wasser als Pinien – lautUmweltberatungbis zu 50 Liter täglich.
Ein Ende des Booms ist nicht absehbar: Zwischen 2001 und 2010 haben sich die Exporte aus Michoacán verzehnfacht. Und jetzt ist die nächste Nation auf den Guacamole-Geschmack gekommen: China. Mexikos Avocado-Exporte dorthin wachsen jährlich um 200 Prozent, was den Druck auf die Wälder weiter erhöht.
Tipp für Konsumenten: Produkte mit Gütesiegeln (Bioanbau, Fairtrade, UTZ, Rainforest Alliance) bevorzugen – sie garantieren die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards.
Was macht die Avocado so besonders?
„Weshalb ist die Avocado etwas so Besonderes?“, fragte kürzlich die mexikanische Zeitung El Universal. Und lieferte gleich die Antwort: „Wegen ihres außergewöhnlichen Geschmacks, ihrer Konsistenz und ihrer erstaunlichen kulinarischen Vielseitigkeit.“
Ihr Einsatz in der mexikanischen Küche geht weit über die Guacamole-Creme (oft als „símbolo internacional de México“ bezeichnet) hinaus: Als Zutat zu verschiedenen Soßen (Salsas), Suppen, als Beilage zu Fleischgerichten oder als Fülle für Tacos. Die Früchte sind reich an ungesättigten Fettsäuren sowie an den Vitaminen A, C, D, E, K und des B-Komplexes.
Die ältesten Hinweise auf Avocados als Nahrungsmittel fanden Wissenschafter in der Höhle von Coxcatlán im mexikanischen Bundesstaat Puebla im Süden Mexikos. Dort entdeckte Avocadofragmente sind 7000 bis 8000 Jahre alt. Zentralmexiko und Teile Guatemalas sind der Ursprung des Avocadobaums. Heute produzieren weltweit mehr als 60 Länder rund 500 Avocado-Sorten.
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