Avocado-Boom: Appetit der Österreicher wächst
Es ist das Jahrzehnt der Avocado – weltweit vergrößern sich die Anbauflächen für die grüne Beere und die Importzahlen schießen in zahlreichen Ländern in die Höhe. Der Appetit auf Avocados lässt sich auch hierzulande mit Zahlen untermauern, wie ein Rundruf des KURIER ergab: Laut Statistik Austria importierte Österreich zwischen Jänner und Juni 2016 fast 4 Millionen Kilogramm Avocados, im Vergleichszeitraum 2014 waren es noch 2,4 Millionen Kilogramm gewesen. Das mengenmäßig größte Hauptliefergebiet für Österreich ist derzeit Chile – fast ein Viertel unserer Avocados kommt aus dem südwestlichsten Land Südamerikas –, gefolgt von Peru, Spanien, Kenia und Südafrika.
Bei Spar liegt die mengenmäßige Umsatzsteigerung im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im zweistelligen Bereich. Alleine in den vergangenen fünf Jahren habe sich die Kauflust der Spar-Kunden vervierfacht. Eine ganz ähnliche Bilanz zieht Konkurrent Billa, hier konnte die abgesetzte Menge zwischen 2010 und 2015 um mehr als 100 Prozent gesteigert werden.
Ausquetschen wie eine Leberwurst
Der Trend hat auch seine Schattenseite: Der weltweite Boom hat in Mexiko, dem weltgrößten Anbaugebiet, illegale Abholzungen von Wäldern zur Folge, wie derKURIER berichtete. Stark betroffen ist der Bundesstaat Michoacán, wo rund 40 Prozent aller Avocados weltweit angebaut und geerntet werden. Das mittelamerikanische Land belegt zwar Platz 6 bei Österreichs Import-Statistik für die grüne Frucht, allerdings gehört es nicht zu den Hauptlieferländern der großen heimischen Supermärkte.
Zaghaft bilden sich umweltschonende Gegenbewegungen: So versuchen Privatpersonen und kleine Landwirte vom spanischen Festland bzw. von den Kanaren aus, ihre Ernten über Online-Shops direkt an den Konsumenten zu bringen. Der Haken? Es müssen für Einzelpersonen relativ große Mengen bestellt werden, und bekanntlich sollten frische Avocados rasch verzehrt werden.
Siegeszug dank Superfood-Hype
Bekannt ist, dass ein Spritzer Zitronensaft das Verfärben des Fruchtfleisches verhindert. Eher unbekannt ist, dass Avocados eingefroren werden können, um die Verderblichkeit hinauszuzögern. Dafür muss die Beere zuerst geschält und entkernt werden. Am besten die Frucht in kleine Stücke schneiden, mit ein paar Spritzer Zitronensaft in ein Frischhaltesackerl füllen und bis zu zwei Monate im Tiefkühlfach lagern.
Die Top 3-Lieblings-Rezepte des Tian-Küchenchefs:
- Avocado in Olivenöl kurz anbraten. Mit Salz und Pfeffer leicht würzen.
- Als süß-säuerlichen Brotaufstrich mit einer halben Passionsfrucht vermischen, mit einer Prise Salz und Pfeffer abeschmecken.
- Als ganze Frucht auf den Grill legen: nicht schälen, Kern herausgeben, nach Belieben füllen (das Fruchtfleisch nimmt die Aromen der Füllung auf), in Alufolie einwickeln und für zehn Minuten auf heißen Kohlen grillen.
Weitere Rezepte für Avocados finden Sie hier.
Gleich zu Beginn eine kleine Anekdote zum Namen der Avocado. Weil die Azteken der Frucht eine aphrodisierende Wirkung nachsagten und ihre Form an ein männliches Geschlechtsteil erinnert, gaben sie ihr den Namen "ahuacatl". Übersetzt bedeutet das Hoden. Auch die Guacamole geht auf das aztekische Wort "ahuacamolli" zurück – Hodensuppe. Wer gerne Hodensuppe zubereitet, kennt das Problem: Kaum hat man die Frucht angeschnitten, beginnt sie sich zu verfärben. Hinter dieser frustrierenden Tatsache steht ein chemischer Prozess.
Was passiert genau? Unter der Einwirkung von Sauerstoff und eines Enzyms werden Phenole in der Frucht zu Chinonen oxidiert. Diese starten den Prozess der Polymerisation: Das Fruchfleisch verfärbt sich braun. Das passiert aber nur, wenn die Schale der Frucht beschädigt ist. Die Bräunung entsteht also, weil einerseits die Zellstruktur der Frucht beschädigt ist und andererseits, weil Phenole mit Sauerstoff reagieren.
Für Früchte wie Avocados und Äpfel dient die Braunfärbung ihrer Erhaltung. Da Chinone für Bakterien giftig sind, kann die Frucht nach der Einwirkung von Sauerstoff die Zeit, bis sie verfault, ein bisschen verlängern.
So verzögern Sie die Braunfärbung
- mit Frischhaltefolie abdecken
- mit Zitronensfat beträufeln
- im Kühlschrank aufbewahren
- den Kern in die Avocadocreme stecken
Buchtipp: "Warum riecht der Fisch nach Fisch", Andy Brunning, Theiss Verlag
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