Decken aller Art dienen als Deko
Der gelernte Architekt hatte mit seiner ersten Interior-Kollektion keine Lust auf Provokation. Im Gegenteil: „Gemütlich und unterhaltend“ stellt er sich das ideale Zuhause vor. Sein Entwurf ist für „junge Erwachsene gedacht, die gerne mit ihrer Wohnungseinrichtung experimentieren“. Genau diese reißen sich tatsächlich um die Plaids – wie Decken neuerdings auch hierzulande bezeichnet werden. Das Acryl-Wollgemisch ist trotz des stattlichen Preises von 450 Euro restlos ausverkauft. Aber nicht nur Ablohs Wärmespender ist heiß begehrt – Decken aller Art sind als Deko-Objekt derzeit ausgesprochen populär. Früher wurden sie nach einem kalten Wintertag eilig wieder im Kasten verstaut, jetzt werden sie als Blickfang auf dem Sofa drapiert.
Home-Cocooning
Bei Urbanara – einem Onlineshop, der sich auf die Herstellung von hochwertigen Textilien spezialisiert hat – sieht man das neue Begehr um Tagesdecken deutlich an den Verkaufszahlen, wie Produktentwicklerin und Einkäuferin Davina von König-Warthausen bestätigt: „Es gibt definitiv einen Deko-Trend, den wir an den Kundenanfragen bemerken. Durch wenig Investition und Aufwand wird eine Wohnung dadurch ganz schnell verändert.“ Die Sehnsucht nach der neuen Stofflichkeit im Wohnbereich kommt diesem Absatzmarkt ebenfalls entgegen: „Sich mit natürlichen Stoffen in Form von Decken und Kissen zu umgeben, entspricht der Tendenz zum sogenannten Home-Cocooning. Man besinnt sich auf ein gesundes Wohlfühl-Umfeld. Weiche Materialien mit angenehmer Haptik laden daheim zum Entspannen ein.“
Welches aber ist das beste Material für eine Decke, die wärmen und zugleich pflegeleicht sein soll? Unkomplizierte Handhabung ist bei Baumwollprodukten garantiert, weil sie für die Maschinenwäsche geeignet sind. Vor allem Steppvarianten sind angesagt. Im Wollsegment liegen extrem grob gestrickte Varianten im Trend.
Wem Schurwolle zu kratzig ist, dem wird meist zu Alpakaprodukten geraten. Alpakas sind Hauskamele, deren Wolle fünf Mal so wärmend ist wie jene von Schafen. Außerdem enthält diese Wolle kein Lanolin (Tierfett), was sie für Allergiker ideal macht. Handwäsche ist hier jedoch Pflicht. Als noch edler gehandelt wird Kaschmir. Der Boom des teuren Flaumhaars von Gebirgsziegen hat allerdings zur Folge, dass viele Fälschungen am Markt sind. Eine ähnlich exklusive Qualität zeichnet nur noch das Fell vom Yak aus. Die Wolle der asiatischen Rinder ist in größeren Mengen als Kaschmir verfügbar und wird von der österreichischen Öko-Marke Grüne Erde als Alternative empfohlen.
Außerdem im Kommen ist Wolle von Schafen, die nur mit Seife gewaschen und anschließend gesponnen wird. „Immer mehr fragen nach ungefärbten Decken ohne schädliche Zusatzstoffe. Das Wissen um die Herstellung und Nachhaltigkeit wird auch im Wohntextilbereich wichtiger“, so König-Warthausen.
Das Design darf dennoch nicht zu kurz kommen, damit die Plaids auch als Deko eingesetzt werden. Bei den Farben dominieren Beige, Grau und Rohweiß, so die Produktentwicklerin. Wenn es sich um hochpreisige Stoffe handelt, geht man lieber kein buntes Risiko ein. Mutigere Käufer greifen zu Senfgelb, dunklen Erdtönen oder der Trendfarbe Terracotta. Wer auf bekannte Namen setzt, kann sich in Charles Eames, Missoni oder Etro wickeln, leistbare Style-Varianten gibt es von House Doctor und wer richtig viel Geld ausgeben will, gönnt sich eine Kaschmirdecke des Luxuslabels Hermès. Wie die Decke „Avalon Terre“ aus reinem Kaschmir und von Hand gesponnen. Kostenpunkt: 2400 Euro.
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