Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Wohnung?
Gerald Pichowetz: Sie war in der Berlagasse 1 in Strebersdorf, Stiege 15. Übernommen habe ich sie von meiner verstorbenen Großmutter, die ihrerseits seit 1964 dort gewohnt hat: 65 Quadratmeter, 2 Zimmer, Bad, Küche, Abstellraum. Als ich einzog, war ich 18. Später habe ich mit meiner ersten Frau da gewohnt.
Wie haben Sie es interieurmäßig angelegt?
Erstmals umgebaut habe ich 1984, als ich meine damalige Frau kennengelernt habe. Wir haben ein neues Schlafzimmer angeschafft, die Küche saniert. 1988 kam unser erstes Kind. Da haben wir das Schlafzimmer zum Kinderzimmer, das Wohnzimmer zum Wohn-Schlafzimmer umgebaut.
Was hat Ihnen diese Wohnung bedeutet?
Sie spiegelt, das kann man ruhig so sagen, meine Stammgeschichte wider. Dort war ich schon als Baby und Kleinkind und ich habe mich dort immer sehr zu Hause gefühlt.
Eines? Mehrere! Einen Bücherkasten aus der ersten Wohnung, den ich zu allen weiteren Wohnorten meines Leben mitgenommen habe. Ich besitze auch zwei Fauteuils aus dem Arbeitszimmer meines Großvaters, ebenso einen Kasten, der nachweislich seit 1857 im Besitz der Familie ist. Das Möbel hat bereits etliche Umzüge mitgemacht, samt den vielen schönen alten Büchern meines Großvaters.
Und: Ich habe den Schlafzimmer-Luster meiner Großeltern jetzt in meinem Schlafzimmer hängen. Da sagt zwar jeder, warum ich den nicht endlich mal tausche. Ist mir aber egal, der Messingluster aus den 20er-Jahren mit geschwungenen Milchglas-Elementen gefällt mir einfach. Der hat schon den Zweiten Weltkrieg schadlos überstanden. Es täte mir leid, wenn ich ihn gegen Modernes tauschen müsste.
Wie wichtig ist Ihnen das Thema Wohnen?
Wohnen ist für mich immer Ausdruck der Seele. Ich ärgere mich immer, wenn ich an Häusern vorbeikomme, wo alte Elemente oder Fenster geschmacklos ersetzt wurden. Das empfinde ich so, als hätte das Haus seine Seele verloren. Ähnlich ist es auch beim Wohnen. Ich bin kein steriler Weiße-Wände-Wohner. Das war ich nie. Meine Wohnung muss Atmosphäre und Charakter haben und dazu gehört eben auch das eine oder andere historische Element. Und Bilder.
Bin kein steriler Weiße-Wände-Wohner. Das war ich nie. Meine Wohnung muss Atmosphäre und Charakter haben."
von Gerald Pichowetz
Theaterdirektor und Schauspieler
Worauf würden Sie nie verzichten?
Auf Bücher, beziehungsweise auf meine Bibliothek. Ich bin ein großer Bücher-Fan und habe in Wien meine Sachbibliothek, wie ich sie nenne. Die ist in einem Zimmer samt Korridor untergebracht. Dafür habe ich von einem Tischler eine Bücherwand bauen lassen. Da steht alles drinnen, was ich beruflich benötige – angefangen vom Schauspielführer bis hin zu den Büchern von Farkas.
In meinem Refugium in der Steiermark wiederum habe ich mir einen Wunschtraum erfüllt, indem ich ein Arbeitszimmer habe, wo keine Decke drinnen ist. Dadurch konnte ich eine Büchergalerie mit einer Wendeltreppe verwirklichen. Da stehen sicher an die 2.500 bis 3.000 Bücher drinnen. Und sie werden es vielleicht nicht glauben: Ich habe das Gros tatsächlich gelesen. In gewisser Weise sind Bücher meine Mitbewohner und Lebensbegleiter.
Der Wiener ist einer der bekanntesten Schauspieler des Landes. Er wirkte in einer Vielzahl an Theater- und Fernseproduktionen mit.
In jungen Jahren gründete er die „Bühne 21“, 2001 eröffnete er in Floridsdorf das Gloria Theater, das er seither sehr erfolgreich leitet. Auf dem Spielplan stehen Komödien, Boulevardstücke, Singspiele, Musicals und Operetten.
Aktuell am Programm: der Komödienklassiker "Pension Schöller", unter anderen mit Jazz Gitti, Angelika Zoidl, Christoph Fälbl, Peter Lodynski, Gerald Pichowetz, Andreas Steppan.
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