Architektur für Abenteurer: Diese Spielplätze machen Kinder froh
"Vor 20 Jahren waren Spielplätze ein notwendiges Übel. Heute überlegt man sich genau, was pädagogisch Sinn macht", sagt Hubert Sandler, Vorstand der Spielplatzbauer Österreichs. Denn mittlerweile hat sich viel getan, alleine in Wien gibt es 650 öffentliche Spielplätze. "Sie sollen Kindern helfen, ein Balanciergefühl zu entwickelt und Ängste zu überwinden", so Sandler.
Spielplatzfirmen wie Algebra, Freispiel und Moser Spielgeräte setzen im Auftrag von Architekten, Bauträgern und Gemeinden Spielplatz-Projekte nach Alter gestaffelt um, kontrollieren und erhalten diese aber auch. "Sicherheit steht dabei im Vordergrund. Wir montieren alles mit Punktfundamenten und gemäß den europäischen Normen", sagt Werner Giefinger von der Firma Freispiel, ebenfalls Vorstand der Spielplatzbauer Österreichs. "Der Fallschutz macht dabei alleine rund 40 Prozent der Kosten aus."
Besonders beliebt sind heute in den Boden eingelassene Trampoline, Klettergerüste, Nischen, um sich zu verstecken sowie die sogenannte Herkulesschaukel, auf der drei oder vier Kinder zugleich sein können. Die Zeiten, in denen jeder Spielplatz über die obligate Kombination aus Sandkiste, Schaukel und Rutsche verfügt hat, aber nicht mehr, sind weitgehend vorbei. "Aktuell ist Wasser ein großer Trend", sagt die Wiener Landschaftsarchitektin Carla Lo. "Es gibt nichts Schöneres für Kinder. Allerdings durften wir Wasser bei der Planung von Spielplätzen jahrelang nicht verwenden, weil es zu teuer in der Erhaltung war", schildert sie.
Das habe sich im letzten Jahr mit der zunehmenden Hitze schlagartig geändert, erzählt die Planerin. Nun wird vermehrt Wasser in Form von Wasserdüsen mit Bewegungsmeldern in Spielplätze und Parks integriert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Pius-Parsch-Platz in Wien Floridsdorf, den das Architekturbüro Carla Lo geplant hat und der vor einem knappen Jahr in Betrieb gegangen ist. Der nächste Schritt sollte sein, dass Wasser auch von oben und von der Seite kommt, so die Planerin.
Ebenfalls auf Wasser setzt der 2017 erneuerte Spielplatz der Swarovski Kristallwelten in Wattens in Tirol. Im sogenannten Garten des Riesen findet sich ein umfangreiches Angebot für Kinder. Hier entwarf das renommierte norwegische Architekturbüro Snøhetta schon vor Jahren einen Spielturm und eine Spiellandschaft im Freien. In Zusammenarbeit mit Ravensburger und Sunkid wurde die bestehende Anlage 2017 um einen 25 Meter langen Kletterparcours für Kinder unterschiedlicher Altersklassen erweitert, die Wasserspiele wurden ausgebaut. 2019 ist ein Karussell des spanischen Designs Jaime Hayon hinzugekommen.
Deutlich weniger um Spielgeräte selbst geht es bei der Gestaltung von schulischen Außenräumen. "Bei der Freiraum-Gestaltung geht es vielmehr darum, dass jede Gruppe ihren Platz findet", betont der Architekt Wolfgang Feyferlik. Das gelingt durch das Schaffen unterschiedlicher Zonen. Wie bei der Volksschule Lauterach in Vorarlberg, die vom Grazer Architekturbüro Feyferlik Fritzer 2018 gestaltet wurde.
Entstanden ist ein attraktiver Freibereich, der Bewegung ermöglicht. "Wichtig sind uneingesehene Bereiche, die sich dem Blick des Aufsichtspersonals entziehen", betont Feyferlik. Für sogenannte Tratschgruppen, wie er sie nennt. Die verschiedenen Zonen – begrüntes Dach, Urban Gardening und Hof sorgen dafür, dass die Pausen je nach Bedarf genutzt werden können und "ein Nebeneinander ermöglichen", so der Architekt.
Wird in Wien ein neuer Wohnbau errichtet, sieht die Wiener Bauordnung vor, dass bei mehr als 50 Wohnungen ein 500 Quadratmeter großer Kinderspielplatz errichtet wird. Bei großen Projekten mit mehreren Bauplätzen entstehen dann entweder mehrere kleine Spielbereiche oder die Bauträger tun sich zusammen und bauen einen größeren, gemeinsamen Spielplatz.
Letzteres war der Fall beim Wohnungsneubau in der Wiesen Süd, hier ist für die Bewohner der neuen Siedlung der Spielplatz mit den rosa Flamingos vom Planungsbüro Carla Lo entstanden. "Wir studieren vor jedem neuen Projekt die Umgebung, schauen uns an, welche Anlagen schon vorhanden sind und was noch benötigt wird", sagt die Wiener Landschaftsplanerin Carla Lo. "Denn wir gehen auf jeden Ort individuell ein und schauen, was er benötigt." Dann wird ein räumliches Konzept erstellt, Funktionen und Materialien festgelegt. "Wir arbeiten dabei eng mit den Spielplatz-Herstellern zusammen."
Beim Flamingo-Spielplatz in der Wiesen Süd in Liesing wurden Nester installiert, in die man sich hineinsetzen kann. Diese sollen laut Planerin die Fantasie anregen und Spielanreize geben. "So wird freies Spiel zugelassen", betont sie Es gibt große und kleine Nester, in eines kann man hinaufklettern und herunterrutschen. Aus Kostengründen wurden nur ein paar Flamingoköpfe im Detail ausgeführt, so Carla Lo, zwei sogar mit Körper, der Rest wurde stilisiert. Eine große Fallschutzfläche aus Kies sorgt dafür, dass sich niemand verletzt, die restliche Fläche besteht aus Rasen, begrenzt durch Büsche.
Immer mehr Spielplätze widmen sich dem sportlichen Aspekt und damit den Wünschen größerer Kinder und Jugendlicher. Dabei geht es vor allem um Motorikgeräte, die Anreize bieten, das eigene Können zu testen und zu verbessern. Das kann ein Gerüst sein, wo man bei einer Joggingrunde Halt macht und ein paar Klimmzügen einbaut, oder ein Klettergerüst, an dem sich ein Kind hängend entlang hanteln kann.
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