Die Jungfamilie erwarb das Haus, sanierte den Altbestand und erweiterte das Obergeschoß um eine Holzkonstruktion. Das „Haus T“ ist heute ein Musterbeispiel für eine gelungene
Sanierung und wurde 2019 mit dem Kärntner Holzbaupreis ausgezeichnet. „Unser Ansatz als Architekten ist, den Bestand möglichst zu erhalten,“ sagt Architektin Abel.
Sanierungen günstiger als Neubauten
Doch warum überhaupt umbauen, wenn eine Sanierung doch viele bauliche Risiken birgt? Wäre ein Abriss samt nachfolgendem Neubau nicht viel einfacher? In der Regel sind Sanierungen rund 40 Prozent günstiger als Neubauten. Alleine die Abrisskosten schlagen mit bis zu 50.000 Euro zu Buche. Dazu kommen nicht zu vernachlässigende ökologische Aspekte: Altes Baumaterial zu entsorgen und neue Bestandteile anzuschaffen verschlingt sehr hohe Energieressourcen und schlägt damit auf die CO2-Bilanz.
Dazu kommt, dass die Baukosten in den vergangenen Jahren in die Höhe geschnellt sind und unbebaute Grundstücke immer schwerer zu bekommen sind. „Die zentrale Bauaufgabe der nächsten Jahre ist es, den Bestand zu sanieren und nachzuverdichten“, sagt Helena Weber von Berktold Weber Architekten in
Dornbirn.
Nicht jedes alte Haus eignet sich allerdings für eine Sanierung.
Heinrich Schuller von Atos Architekten hat dabei eine einfache Methode, wie er feststellt, ob ein Abriss oder eine Sanierung besser ist. Vor jeder Bauaufgabe mit einem Altbestand stellt er immer drei gleiche Fragen: Ist die Bausubstanz in Ordnung? Ist die Funktionalität gegeben? Ist die Architektur erhaltenswert? Wenn zwei dieser Fragen mit ja beantwortet werden, dann sollte der Altbestand erhalten werden.
Vor allem die Statik ist oft der Knackpunkt. Ratsam ist, sich vor dem Kauf eine Fachmeinung von einem Architekten einzuholen und mit einem Statiker zu klären, wie tragfähig das Bestandsgebäude ist. Heinrich Schuller erklärt: „Wenn man bei der Fundierung Maßnahmen ergreifen muss, dann zahlt sich eine Sanierung nicht aus. Alte Fenster oder fehlende Dämmung hingegen lassen sich in Griff bekommen.“
Bei Architekt Alexander Kirschner kam noch eine andere Komponente dazu: Bei dem
Einfamilienhaus im Grazer Stadtteil St. Peter aus den 1920er Jahren handelte es sich um das Haus seiner Großeltern. „Meine Schwester hat das Haus übernommen. Ein Neubau stand natürlich zur Debatte“, sagt Alexander Kirschner. „Bei so einem Objekt tut man sich emotional noch schwerer, es einfach wegzureißen. Das Bittere ist ja, dass man nicht nur die Abrisskosten tragen muss, sondern alles noch einmal investieren muss.“
Schließlich konnte der Altbestand aber erhalten werden: Die Bausubstanz, „30er Ziegel“, war in gutem Zustand. Der Architekt arbeitet in der Planung deswegen an der Funktionalität. Denn ältere Häuser haben in der Regel kleine Zimmer und abgetrennte Küchen. In modernen Grundrissen ist aber eine großzügige Wohnküche das Herzstück des Zuhauses.
Kirschner plante daher einen Zubau aus Holz. Im Erdgeschoß befindet sich nun im Altbestand eine neue Küche, von der eine kleine Treppe in das offene Wohnzimmer im neuen Trakt führt. Das „Haus H“, wie Kirschner das Projekt nennt, hat nun 220 Quadratmeter Wohnfläche. Kirschner: „Eine Fuge aus Glas verbindet das Alte mit dem Neuen sichtbar. “
Weniger sichtbar ist der Umbau des Einfamilienhauses „Rundherum“ von Mia2/Architektur in Oberneukirchen (Oberösterreich). Der Massivbau aus den 1970er Jahren blieb samt Außenmauern als Kern erhalten. Die fehlenden Flächen – der Bestand war relativ klein – wurden als umlaufende Erweiterung in Holz und Glas ergänzt. Das Satteldach wurde entfernt, die Garage abgebrochen, einige Öffnungen vergrößert, andere zugemacht. Architekt Gunar Wilhelm: „Die Struktur im Inneren blieb beim Alten, weil sie sehr stimmig war. Auch die Höhenlage des Gebäudes war perfekt.“
Auch die Energieversorgung ist beim Sanieren ein großes Thema. Die meisten Häuser aus der Nachkriegszeit werden mit Ölheizungen gewärmt. Architekt Heinrich Schuller ist es gelungen, aus einem Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren in Wien-Liesing, einer „Energieschleuder“ wie er sagt, sogar ein Plusenergiehaus zu machen. Dazu wurde eine ökologische Fassade angebracht, eine Luft/Wasser-Wärmepumpe und eine Fußbodenheizung eingebaut und auf dem Dach Fotovoltaikmodule installiert. Das neue „Haus S“ konnte dadurch 70 Prozent des Energieverbrauchs reduzieren.
Freilich hat diese Maximalvariante ihren Preis: Die Bauherren steckten gut 500.000 Euro in das Haus S. „Ein Neubau wäre auf jeden Fall teurer gewesen“, sagt Heinrich Schuller. „Der Wert des sanierten Hauses entspricht einem Neubau.
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