Der Mann hinter den goldenen Lorbeerblättern

Meisterwerk oder Skandal? Schon Olbrichs erster Großauftrag sorgte für Aufsehen: Das 1897/98 errichtete Secessionsgebäude gilt heute als Paradebeispiel des Wiener Jugendstils
Um 1900 tritt Secessions-Architekt Joseph Maria Olbrich als Pionier der frühen Moderne auf – allein das Rampenlicht erlischt zu schnell.

„Mitten unter diesem Gewirre und Gewühle von schreienden und jammernden Leuten erblickte ich Sie stehen, den Hut auf dem Kopfe und einen zierlichen Stock oder eigentlich ein leichtes Stäbchen, das Sie spielend drehten, in der Hand, und Sie schienen eher auf einem Maskenballe zu sein, Abenteuer erwartend.“

So erinnert sich Hermann Bahr, ein wacher Beobachter seiner Zeit, an die erste Begegnung mit Joseph Maria Olbrich 1898. Kurz vor einer Ausstellungseröffnung der k.k. Gartenbaugesellschaft soll dieser ein Ruhepol gewesen sein, der auf jede Frage Antwort und auf jede Klage Rat wusste. „Olbrich war hochgeschätzt, doch sein früher Tod und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges wirkten wie eine Zäsur“, erklärt Regina Stephan, warum der Mann mit dem Gehstock doch in Vergessenheit geraten sollte. Die Kunst- und Architekturhistorikerin kennt Olbrichs Werk nur zu gut.

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