Sehnsuchtsorte

Über das Reisen und darüber, wann es schön ist.

Wiener Neudorf ist nicht Rom, wofür weder Rom noch Wiener Neudorf etwas können. Ich mag beide Örtlichkeiten sehr. Ich wohne in Wiener Neudorf und sehne mich nach Rom. Lebte ich in Rom, wäre es vielleicht umgekehrt? Rom ist für mich ein Sehnsuchtsort. Rom steht für: weg wollen. In Bewegung geraten. Reisen. Insofern führen tatsächlich alle Wege nach Rom. Im tatsächlichen, nicht metaphorischen Rom war ich bisher drei Mal. Rom ist in meinen Augen die schönste Stadt der Welt, das ist schwer zu erklären, aber Rom riecht tatsächlich nach Geschichte, und für mich verkrachten Geschichtestudenten ist das unwiderstehlich. In Rom fühle ich mich sogar wohl, wenn ich dort bin, und nicht nur, wenn ich gerade hin- oder wieder zurückfahre. Das klingt jetzt merkwürdig, aber es ist wirklich so: Ich reise nur in der Zukunft oder in der Vergangenheit gerne. Ich finde all die Reiseziele nur in der Vorfreude und in der Erinnerung schön, während ich dort bin, sind sie mir immer zu heiß, zu dreckig und zu fremd. Ich bin eben das Kind meiner Eltern: Einer Dauerweltreisenden, die heuer schon sechs Mal unterwegs war, und eines Heimatverwurzelten, der bereits beim Anblick eines Bahnhofs Heimweh kriegt. Ausnahme: Rom. Dort halte ich es sogar ein paar Tage aus, ohne mich fremd zu fühlen. Diesmal verbringen wir eine ganze Woche dort. Danach bin ich wahrscheinlich wieder für einige Zeit vom Fernweh geheilt. Von Rom aus führen alle Wege wieder nach Wiener Neudorf, in die ewige Marktgemeinde am Mödlingbach. Was ich noch sagen wollte: Fahren Sie nach Rom, es lohnt sich. Man hat dort das Gefühl, zu sich selbst zu reisen. Was, wie ich gerade bemerke, entsetzlich nach Baumumarmerei klingt, aber trotzdem stimmt.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm „Urlaubsfotos (keine Diashow)“: 25. April im Theater am Alsergrund.

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