Das Bild entstand im Jahr 1993. Halten Sie mit Ihren Models Kontakt?
Mit Kate Moss nicht so viel, denn sie lebt in England und ich in Amerika. Aber mit Christy Turlington etwa bin ich nach wie vor viel in Kontakt, sie wohnt auch in den Hamptons. Oder mit Cindy Crawford – generell sehe ich die Models in Amerika natürlich öfter als jene in Europa. Derzeit reist ja auch niemand um die Welt.
Haben Sie ein persönliches Lieblingsfoto unter Ihren Werken?
Ich mag viele meiner Bilder, auch die Ballett-Aufnahmen. Doch mit den Fotos von Kate Moss, Christy Turlington und Linda Evangelista war ich sehr erfolgreich, von diesem verdienten Geld lebe ich heute noch. Aber mein absolutes Lieblingsfoto? Vielleicht habe ich es noch nicht geschossen.
Gibt es jemanden, den Sie dafür oder generell unbedingt noch vor Ihre Kamera bringen möchten?
Ja, Kaia zum Beispiel, die Tochter von Cindy Crawford, 19 Jahre alt. Vielleicht gelingt es mir in, sagen wir, zwei Jahren, wenn diese Krise überstanden sein könnte. Hoffen wir es zumindest. Dann wäre sie 21 Jahre alt.
Dabei haben Sie gar nicht als Fashion-Fotograf begonnen.
Stimmt, ich habe mit Ballett-Bildern begonnen. Meine erste Freundin war Tänzerin an der Metropolitan Opera in New York, so hatte ich gute Möglichkeiten für schöne Bilder. Aber in diesem Bereich gab es kein Geld zu holen, also beschloss ich das Genre zu wechseln und bin in den Fashionbereich eingestiegen, habe begonnen für Magazine, etwa für „Mademoiselle“, zu arbeiten. Ich hatte Glück, sofort Aufträge zu erhalten. Dann wechselte ich zur Vogue, für 25 Jahre. Schließlich hatte ich aber einen Schlaganfall und musste erst wieder lernen zu sprechen, das hat etwa zwei Jahre gedauert. Ich konnte kein einziges Wort mehr sagen. Aber ich habe es geschafft und wieder zu fotografieren begonnen – besonders wegen Grace Coddington (ehemaliges Model und Kreativdirektorin der US-Vogue, Anm.). Sie ist großartig in ihrem Job, und inzwischen 79 Jahre. Und ich bin 80. Das ist nicht alt, aber der Start des Alters.
Arbeiten Sie immer noch viel?
Derzeit gar nicht, wegen der Coronakrise. Also verkaufe ich derzeit meine Bilder. Und in der Regel sind es die Fotos von Kate Moss und Christy Turlington, die Geld bringen.
Sie sagten in einem Interview einmal „Wettbewerb ist eine gute Sache“. Sehen Sie das immer noch so?
Ja, aber ich denke, ich habe immer gute Arbeit gemacht und meine Tochter Sophie ebenso. Auch sie ist Fotografin, nicht so bekannt wie ich, aber genauso gut. Und was den Markt betrifft: Viele gute Fotografen sind inzwischen tot. Peter Lindbergh etwa. Und vom Fotografennachwuchs sehe ich nicht viel, derzeit kann man ja nirgendwohin gehen.
Auf sozialen Medien können Bilder aber ebenfalls verbreitet und gesehen werden.
Schon, aber darum kümmert sich meine Agentin. Ich bin nicht so gut darin. Sie sorgt auch dafür, dass Fotos auf meinem Instagram-Account gepostet werden.
Rund 166.000 Follower haben Sie dort, wussten Sie das?
Ja, das ist gut, denn so werden viele auf meine Bilder aufmerksam und kaufen sie vielleicht.
Nun lebt Instagram generell von großartigen Bildwelten. Macht es das schwieriger, Aufmerksamkeit für professionelle Fotos zu schaffen?
Das kann ich nicht sagen oder bewerten. Ich denke eigentlich nur an meine eigene Arbeit. Aber wie gesagt, viele großartige Fotografen sind inzwischen leider nicht mehr unter uns.
Wo holen Sie sich eigentlich Inspiration?
Nach wie vor vom Ballett. Denn es geht um die Bewegung, das ist faszinierend, diese Anmut zeigt sich dann auch in den Bildern.
Ist eine gute Ballerina demnach auch ein gutes Model?
Für mich ja.
Und wie bringen Sie dieses Gefühl, diese Anmut nach wie vor in Ihre Bilder?
Indem ich einfach gut bin, in dem was ich mache. Ich glaube, ich habe mein ganzes Leben einen guten Job gemacht.
Info: Bilder von Arthur Elgort sind bis 21. März in der Galerie "Preiss Fine Arts" zu sehen, Bauernmarkt 14 in 1010 Wien. www.preissfinearts.com
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