Bad Kleinkirchheim: Der längste Flow-Trail Europas

Ein Mountainbiker fährt auf einer Schotterpiste bergab.
Nicht nur die fünfzehn Kilometer lange Bike-Abfahrt in den Kärntner Nockbergen ist neu. Neu sind in Bad Kleinkirchheim auch ein Chalet-Dorf, eine luxuriöse Panorama-Etage und ein Sporthotel. Und im Dezember eröffnet das Cooee Hotel von Rainer Schönfelder und Hermann Maier

Schon den siebenten Sommer ist Miro in der Kärntner Region Bad Kleinkirchheim, Feld am See und St. Oswald unterwegs. Mit dem E-Bike oder Mountainbike, je nachdem, wie fit die Gäste sind. Heute führt er unsere mittelalterliche Gruppe mit Anschubhilfe über Stock und Stein, über Wiesen- und Waldwege und vor allem über den neuen Flow Country Trail. „Er ist mit 15,4 Kilometern der längste Europas“, sagt Miro, der im Sommer in der Sportschule von Wolfgang Krainer Outdoorsportarten wie Biken oder Stand Up Paddling unterrichtet und im Winter als Skilehrer nach Oberlech in Vorarlberg übersiedelt. „Jedes Jahr kommen mehr Bike-Gäste, das ist ein echter Trend. Egal ob Trail-Profis, Anfänger oder Kinder – wir haben hier in den Nockbergen unglaublich viele variantenreiche Radwege.“

Unterwegs am Flow Trail in Bad Kleinkirchheim

Die Route an diesem Indian-Summer-Day beginnt in Bad Kleinkirchheim, wo die Fahrräder im neuen Sporthotel Explorer schon bereitstehen. Auf der Forststraße geht es in Serpentinen Richtung Maibrunnhütte. An einem Bacherl mit glasklarem Wasser wird der Durst gelöscht. Schön ist der Blick durch die Schneise auf Bad Kleinkirchheim und nach St. Oswald – im Winter tummeln sich hier die Skifahrer, jetzt ist es eine saftige Wiese. Trotz E-Bike geht die Fahrt auf 1.800 Meter bis zur Bergstation Maibrunn ganz schön in die Wadeln. Miro zeigt auf einer großen Tafel die Karte mit den verschiedenen Trails. Da der Natur-Trail mit nicht zu steilen Passagen, dort die kleine Panoramatour oder der neue Yoga Trail (für Gäste ohne Rad) und hier, von der Bergstation Kaiserburg auf 2.055 Meter, beginnt der Flow Country Trail mit der Fahrt durch ein Starttor.

Zwei Männer mit Mountainbikes genießen die Aussicht auf die Berge.

Bike-Profi Miro in Bad Kleinkirchheim.

Schier endlos erscheint das Fahrgefühl auf den fünfzehn Kilometern. Die mit Schotter fixierte Strecke – keine Wurzeln, keine Steine unterbrechen den Flow – schlängelt sich entlang des Grades über Wald- und Wiesenflächen 910 Tiefenmeter ins Tal. Wo es zu steil oder zu kurvig wird, gibt es immer Ausweichmöglichkeiten für Anfänger aber auch wildere Strecken für Profis. „Roller, kleine Anlieger und Steilkurven sorgen für Abwechslung“, sagt Miro. Und was heißt das jetzt für den Laien? Roller ist ein halbrunder Hügel, der überrollt oder übersprungen werden kann. Anlieger heißt es, wenn in einer Kurve der äußere Streckenrand höher als der innere ist.

Die Maibrunnhütte mit mehreren Fahrrädern im Vordergrund.

Genug des Fachsimpelns, die Hobbybiker freuen sich nach der Bergabfahrt stehend auf den Pedalen und der Bergauffahrt tretend in die Pedale auf eine Jause. Kathi und Bianca servieren auf der Wegerhütte frische Sauermilch, die im Brunnen herrlich eisgekühlt wird. Dazu gibt’s den selbst gemachten Heidelbeerkuchen.

Ein Mann mit Fahrradhelm trinkt Wasser aus einem improvisierten Brunnen im Grünen.

Nockberge. Biken. Bad Kleinkirchheim.

Wir fahren den Natur-Trail entlang des Felpannbaches nach Feld am See hinunter. Steil über Wurzeln, loser, steiniger Untergrund und dann die Spitzkehre. Wir entscheiden uns fürs Absteigen statt Abstürzen. Wie schön ist danach die Rast in der neuen Biker Lounge und dem Basislager der Sportschule Krainer. Der Chef, Wolfgang Krainer, bietet eine Rückfahrt mit dem Shuttle-Bus Nockmobil, für alle Gäste der Region gratis, von Feld am See zurück nach Bad Kleinkirchheim an. Da packt die Gruppe der Ehrgeiz. Die 1,5 Stunden über Obertweng schaffen die Wadeln auch noch. Schließlich wird man ja danach mit dem Thermalwasser-Pool, einem Saunaaufguss und einem Gourmet-Menü im Hotel der Familie Ronacher belohnt werden.

Ein Innenraum mit dekorativen, stilisierten Bäumen und Wasserelementen schafft eine ruhige Atmosphäre.

Waldtraum: Diese Oase der Stille ist wahrlich „Sense of Silence“im Hotel Ronacher.

Bad Kleinkirchheim ist ein Tourismusort mit der höchsten Dichte an familiengeführten Hotels. „Jedes Hotel ist für sich ein Erlebnis, hat seinen eigenen Stil“, sagt Jakob Forstnig, Tourismuschef und Besitzer des Trattlerhofs in fünfter Generation. „Wir sind einer der traditionellen Betriebe. Mein Urgroßvater hat das Gasthaus Trattlerhof mit Landwirtschaft 1884 gekauft. In den 1960er-Jahren hat sich der Tourismus entwickelt. Da ist es jedes Jahr eine Kuh weniger, ein Zimmer mehr geworden“, erzählt Forstnig. Geblieben ist der rustikale Landhausstil mit alpinem Charme. „Der Gast erinnert sich an Erlebnisse im Urlaub, nicht ob das Zimmer blau oder grün war.“ Diese Erlebnisse sind im Trattlerhof die Fahrten mit dem Oldtimer-Traktor oder der Pferdekutsche, ein Ritt auf Ponys oder Pferden und die Freude, einen Fisch aus dem Teich gefangen zu haben.

Ein Mann in Tracht steht neben einer alten Kutsche.

Jakob Forstnig am Eingang des Trattlerhofs.

Von Chalet bis Entdecker

„Fast ein Selbstläufer“, so Forstnig, „sind die neuen Chalets“. Hütten, Chalets oder Ferienwohnungen seien gerade in Zeiten wie diesen, sehr beliebt. Simone Ronacher, die eines der zwei 5-Stern-Hotels von Bad Kleinkirchheim leitet, hat so ein Hideaway aufs Dach des Thermen- und Spa-Resorts gesetzt (siehe links). Hält das Wetter, dann ladet Ronacher ihre Hotelgäste (Anmeldung, weil nur limitierte Anzahl) zum Fondue-Essen an den Falkertsee ins Chalet ihrer Schwiegereltern. Der Ausflug beginnt mit einem zwanzigminütigen Spaziergang um den kleinen See im „Heidiland“.

Eine Kuh liegt auf einer grünen Wiese an einem See, während ein Mann im Wasser steht.

Spaziergang um den Falkertsee im Heidiland.

Am Ende erwartet der Ziehharmonikaspieler die kleine Schar und begleitet sie zur Feldmesse im Garten. Spaziergänger bleiben stehen, lauschen der Predigt und den Gesängen, es duftet nach Wiese und Kräutern, im See spiegelt sich die im Gras liegende, wiederkäuende Kuh und auf den Tischen im Hintergrund brodelt schon die kräftige Rindssuppe im Fonduetopf. Auch eines der vielen Erlebnisse, an die sich Urlauber erinnern werden.

Ein Mann spielt Akkordeon neben einem Altar im Freien, während ein Priester eine Messe hält.

Feldmesse am Falkertsee beim Chalet der Familie Ronacher.

Etwas anders das Konzept des Explorer Hotels. „Wir bieten ein trendiges Basislager für sportliche Alpenentdecker zu günstigen Preisen“, sagt Direktorin Renate Latschen. Auf Schnickschnack wird in den 94 Zimmern verzichtet, es zählen Funktionalität und perfekte Ausstattung. Moderne E-Bikes, die 1.500 Höhenmeter und zirka 60 Kilometer schaffen, können um 39 Euro pro Tag ausgeliehen werden. „Und wir sind ein Passivhotel“, betont Latschen. Zum Frühstück werden Lebensmittel aus der Region – Bioeier und Speck vom Nockfleisch – serviert. Das gilt übrigens für ganz Bad Kleinkirchheim. „Wir sind jetzt im Herbst als Slow-Food-Village ausgezeichnet worden“, freut sich Jakob Forstnig. „Die Hofläden leben wieder auf.“ Die ganze Gemeinde, nicht nur Hotels und Wirte, auch Schulen und Kindergärten, verwenden Produkte aus der Region.

Eine Bar mit Holzelementen und farbiger Beleuchtung, sowie einem großen Holztisch mit Barhockern.

Restaurant im Explorer Hotel in Bad Kleinkirchheim.

Die werden ab 18. Dezember auch den Gästen des neuen Cooee Alpin Hotels, neben der Talstation der Kaiserburgbahn, serviert werden. Ähnlich wie beim Konzept der Explorer Hotels haben Hermann Maier und Rainer Schönfelder auf preiswert, lässig und sportlich gesetzt. „Wir verzichten auf unnötigen Luxus zugunsten attraktiver Preise“, so die beiden Skilegenden.

Das „Explorer Hotel“ mit seiner Fassade aus Holzschindeln und grünen Akzenten.

Explorer Hotel.

Mehrere Holzhäuser mit dunklen Dächern vor einem bewaldeten Hügel.

Trattlers Hof-Chalets in Bad Kleinkirchheim.

Neues in Bad Kleinkirchheim

Trattlers Hof-Chalets haben den Komfort eines Hauses, den  Charme einer Hütte und  liegen direkt neben der Piste. Viel altes Holz steckt in den 14 Chalets, die mit Sauna, Kamin, Hot-Tub ausgestattet sind. Wer nicht kochen will,  dem wird vom Trattlerhof die Frühstücksbox oder das Gourmet-Dinner geliefert.

Ein Mann spielt Minigolf auf einer Dachterrasse mit Blick auf eine grüne Landschaft.

Panorama-Etage mit Putting-Green auf dem Dach des Hotel Ronacher.

In einem Raum reparieren zwei Personen Fahrräder, während andere eine Karte studieren.

Werkbank  für Biker und Skifahrer in der Lobby des Explorer Hotels.

Eine Karte von Kärnten mit Seen, Bergen und Städten wie Villach.

Infos

Klimafreundliche Anreise Mit der Bahn bis  Spittal oder Villach, von dort mit dem Linienbus nach Bad Kleinkirchheim und Feld am See, oebb.at. Alternativ: bahnhofshuttle.at

Nockbike Geführte E-Bike- und Mountainbike-Touren der Ski- & Sportschule Krainer für Anfänger, Kinder  und Profis: Tipps zum Freeriden und Trailbiken, Techniktraining, Panorama Trail Tour, Nockbike-Erlebnistour, 3 Std. 39 €, mit der „Sonnenschein Card“ vieles  gratis oder verbilligt. Verleih: Bike 15 €, E-Bike halbtags 38 €. sportschule.at
Hotels
- 5* Das Ronacher Therme & Spa Resort, ab 168 €/P/HP ronacher.com

Ein Mann trainiert an einem Gerät, während ein Trainer mit Gesichtsschutz daneben steht.

Fitnessraum mit Aussicht auf die Kapelle im Ronacher.

– Trattlers Hof Chalets, ab 200 €/2 P/Nacht/ohne Verpflegung, trattlers-hof-chalets.at

Mehrere Pferde schauen aus ihren Stallfenstern.

Reitstall im Trattlerhof.

– Explorer Hotel, ab 40 €/P, explorer-hotels.com

Rother Wanderbuch, "Nockalmstraße", 17,40€

Auskunft badkleinkirchheim.at

 

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