Queen von Hollywood: Meryl Streep wird 70
Sie kam, spielte und siegte. Meryl Streep, die eiserne Lady Hollywoods. Am 22. Juni feiert sie ihren 70. Geburtstag. Wie immer ohne großes Trara. Denn statt große Partys mit Blitzlichtgewitter und einer prominenten Gratulantenschar zu schmeißen, hütet die vierfache Mutter ihr Privatleben wie ihr wertvollstes Gut. Sie leistet sich weder exzentrische Spleens noch unsinnige Affären mit Filmpartnern.
Ja, man könnte fast sagen, Meryl ist ein g’rader Michel. Denn Miss Streep machte noch nie eine Mode mit, die in Hollywood gerade angesagt war: Als muskelbepackte Action-Heldin andere vor den Kopf zu stoßen etwa. Mit einem Wort: Die Schauspielerin zog bei ihrer Karriere schon immer selber die Strippen.
Mit Shakespeare im Park
Kaum wurde das Mädchen aus New Jersey zur Homecoming Queen der Bernards High School gekürt, klopfte es zielstrebig an die Tür der School of Drama in Yale. Und kaum erblickte Robert De Niro die Teilzeit-Kellnerin als Mitglied der „Shakespeare in the Park“-Truppe im New Yorker Central Park, hatte sie einen Vorsprechtermin für eine erste größere Filmrolle – als begehrenswerte Provinzschönheit in Michael Ciminos aufsehenerregendem Antikriegsdrama Die durch die Hölle gehen.
Feuertaufe mit De Niro
Ihre Feuertaufe, denn Meryl Streep schaffte es, in diesem Männerfilm durchwegs selbstbewusst und souverän zu wirken – und nicht wie eine naive Männerfantasie. Und das neben Kalibern wie Al Pacino, Robert De Niro und Christopher Walken. Dieser Linie blieb sie auch später treu, als sie mit Dustin Hoffman, Robert Redford, Jack Nicholson, Clint Eastwood oder Klaus Maria Brandauer vor der Kamera stand. Dabei hätte nicht viel gefehlt, und die Streep wäre nie in der Kinowelt gelandet, sondern auf der Opernbühne oder auf dem Catwalk.
Die vor drei Jahren vorerst nur auf Englisch erschienene Biografie „Her Again: Becoming Meryl Streep“ listet Schritt für Schritt auf, wie aus dem kurzsichtigen Mädchen aus der Vorstadt mit Vorliebe für Teeniemagazine wie „Seventeen“ der bewunderte Filmstar wurde.
Biograf Michael Schulman: „Sie ahmte die Posen der Models aus der Mademoiselle, Seventeen und der Vogue nach. Sie kopierte ihren Lidstrich, ihre Art sich zu kleiden und sich zu schminken. Und sie ernährte sich von einem Apfel am Tag – und wenig mehr.“
Was für ein Unterschied zu dem Mauerblümchen, das nur wenige Jahre zuvor einmal die Woche den Vorortezug bestieg, um eine Karriere als Opernstar anzustreben. Nur einen Steinwurf von der Carnegie Hall entfernt nahm Klein-Meryl Unterricht bei der legendären Gesangslehrerin Estelle Liebling. Klassik-Experten werden jetzt aufhorchen: Deren Vater hatte in der Alten Welt noch gemeinsam mit Franz Liszt musiziert.
Meryl und die Beatles
Aber spätestens die Pubertät machte einen Strich durch eine goldene Zukunft als Sopranistin. Als Meryl Streep 1966 in New York die Beatles live im Shea Stadion sah, war es um sie geschehen und die klassische Musikausbildung wurde ad acta gelegt. Dass Streep nach wie vor gut bei Stimme ist, wissen all jene, die sich in „Mamma Mia!“ von ihrer Lebenslust anstecken ließen. Inklusive Abba-Mitglied Björn: „Erst dachten wir, jetzt singen ein paar durchgeknallte Hollywood-Stars unsere Songs, aber die haben ihre Sache sehr gut gemacht.“
Na sicher, die Streep kann einfach alles. Mit Ehemann Don Gummer, einem Bildhauer, hat sie vier Kinder großgezogen. Dank ihrer soliden Souveränität hat sie in vier Jahrzehnten drei Oscars gewonnen – für ihre Rolle im Scheidungsdrama „Kramer gegen Kramer“ (1979), das Melodram „Sophies Entscheidung“ (1982) und die Filmbiografie „Die Eiserne Lady“ (2011).
Mit einem Mix aus Spaß und Souveränität ist sie noch mit jedem Hollywood-Macho fertiggeworden. Als ein bekannter Frauenheld mit ihr 1986 „Sodbrennen“ drehte, platzte der in ihre Garderobe und stammelte: „Hi, ich bin Jack Nicholson. Kann ich mal Ihre Toilette benutzen?“ Und Meryl Streep? Sie konterte cool „klar doch“ und hatte auch nichts dagegen, dass man den beiden sofort eine Affäre andichtete.
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