Autofahren kann ganz schön monoton sein. Vor allem, wenn man in die Zukunft blickt. Stundenlang geradeaus im fünften Gang, Tempomat und automatischer Abstandshalter machen’s möglich. Selbstfahrende Elektroautos, die per Knopfdruck Sitze und Klima an individuelle Bedürfnisse anpassen, sollen schon 2030 zum Alltag gehören.
Doch wollen wir das überhaupt? Vielleicht blicken wir deshalb gerne in eine Zeit zurück, in der Optimismus und Aufbruchstimmung herrschten. (Wie auf dem Foto ganz oben: Alain Delon und Jane Fonda kommen mit einem Ferrari 250 GT Spyder California am Filmset zu „Wie Raubkatzen“ („Les Félins“) an. Antibes, 1964) Beschränkung des Autoverkehrs in den Städten, Green Cities, oder gar die Frage nach Abgaswerten und Brennstoffverbrauch waren in den 1950er- und 1960er-Jahren kein Thema.
Damals herrschte pure Freude über den fahrbaren Untersatz. Je größer, lauter, ausgefallener, desto besser. Autofahren bedeutete vor allem Lust, Freiheit und jede Menge Spaß. Die Sicht auf die Welt war noch gänzlich anders, man ging hinaus, um das Leben zu genießen, fuhr, wenn möglich, ausnahmslos mit dem Auto los, um neue Plätze zu entdecken, ganz nach der Devise: Hupe und Vollgas.
Die Hochglanzillustrierten waren voll mit bunten Technicolor-Werbungen für Autos, auch für die Dame, Slogan von 1958: „Für Frauen entworfen“, wie etwa der BMW 600 „Isetta“. Auch das Goggomobil begeisterte: „Der erste eigene Wagen gehört zu den eindrucksvollsten Ereignissen im Leben einer Frau. Er bringt die lang ersehnte Unabhängigkeit, man gebietet über Zeit und Raum, ist frei und doch geborgen“, so eine Fahrerin, dokumentiert in einer Illustrierten 1959.
Doch was sich die durchschnittliche Bevölkerung erst nach und nach anschaffen konnte, war in der High Society längst Alltag. Meldungen über Jackie O., die Aristoteles Onassis-Familie, bis zum damaligen Traumfilmpaar Brigitte Bardot und Alain Delon in ihrem schicken Cabrio, und das bunte Jetset-Treiben der 1950er- und 1960er-Jahre zwischen Nizza und Monte Carlo, füllten die Klatschpresse.
Picassos Partys
Selbst Paparazzi waren damals noch nicht pausenlos im Einsatz, um Stars wie Marlon Brando, Jean Marais, Marlene Dietrich, Gina Lollobrigida oder Jane Fonda bei ihren privaten Ausflügen an der französischen Riviera aufzulauern. Die Prominenten konnten sich noch relativ unbekümmert im Alltag bewegen und richtig abfeiern. Das war die Chance für Fotograf Edward Quinn, der auch Stars wie Rock Hudson hautnah für Paris Match und LIFE vor die Linse bekam.
Der gebürtige Ire lebte von den 1950ern bis in die 1970er an der Côte d'Azur und war ein enger Freund Pablo Picassos. Der hatte nicht nur ein Faible für schöne Frauen, sondern lud auch gerne zu Partys in seine Villa in Cannes ein. So konnte Quinn die High Society dieser Epochen mit seiner Kamera begleiten, wenn sie mit ihren Kult-Autos die Küste entlang brausten. In der Aufbruchstimmung der späten 1950er-Jahre waren besonders Modelle von Buick, Ford, Ferrari, Rolls-Royce, Simca & Co beliebt. Symbole für Freiheit und Luxus.
Heute wären viele dieser Design-Ikonen kaum noch leistbar und würden auf Oldtimer-Auktionen unerschwingliche Preise erzielen. Wie etwa der legendäre weiße Auburn 851 Speedster, mit dem Marlene Dietrich in ihrem weißem Hosenanzug Kaliforniens Küstenstraße, den Highway No. 1, unsicher machte, und der heute im National Motor Museum in Beaulieu, England, steht.
Auch Fotograf Quinn legte sich um 1951 ein Auto zu. Er übernahm einen französischen Mathis, ein Cabriolet, gebaut 1931, von der damals noch unbekannten Audrey Hepburn, den sie übrigens nach einem Fotoshooting anschieben musste, weil er nicht mehr ansprang. Später fuhr er dann mit verschiedenen Peugeot-Modellen, um die Prominenz vor luxuriösen Grand Hotels oder ihren Cabriolets unter dem blauen Himmel der Côte d'Azur abzulichten.
Ein legendäres Statussymbol war auch der Ferrari 250 GT California Spyder. So einen kaufte 1961 Regisseur Roger Vadim, um ihn Brigitte Bardot zu schenken. Und Alain Delon machte mit Jane Fonda 1964 in diesem Sportwagen die Küste unsicher, mit monegassischem Kennzeichen. Auch die Vielfalt der Automarken war bemerkenswert. Wer kennt heute noch die Namen Panhard, Bristol, Hillman, Nash, Kaiser oder Simca?
Doch die Faszination der High Society für tolle Superschlitten scheint ungebrochen. Luxuskarossen wie 22-Karat vergoldete Porsches rollen auch heute noch über die Croisette und zeigen, dass das Automobil damals wie heute als Symbol für Luxus und Glamour steht.
Mehr dazu in diesem Buch:
Stars & Cars by Edward Quinn. 256 Seiten, 205 Duplex-Fotografien, Großformat 27,4 x 34 cm, fünfsprachig, 50 €; veröffentlicht im teNeues Verlag, 2021, https://www.teneues.com
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