Wobei: So richtig weg war Diana, geborene Spencer und spätere Princess of Wales, eigentlich nie. Seit ihrem jähen Tod im September 1997 – damals war sie jünger, als es ihre Schwiegertöchter heute sind – tauchte die Mutter des zukünftigen Königs in Filmen und Serien auf (ihre Darstellung in „The Crown“ löste erst kürzlich eine neue „Diana-Mania“ aus), diente als Style-Inspiration für Designer und Influencer sowie als Gegenstand medialer Berichterstattung.
Wie zuletzt aufgrund des Skandal-Fernsehinterviews im Jahr 1995, für das sich die BBC nun offiziell entschuldigte – oder wegen ihres legendären Brautkleids, das derzeit, vierzig Jahre nach der Hochzeit, im Kensington Palast zu bewundern ist.
Am stärksten wird Dianas Vermächtnis in ihren Söhnen William und Harry sichtbar. Nicht nur nannten sie jeweils ihre Töchter – Lili Diana kam erst Anfang Juni zur Welt – nach der verstorbenen Oma, auch führen sie den herzlichen, für royale Verhältnisse unkonventionellen Erziehungsstil und ihren Einsatz für soziale Gerechtigkeit fort.
„In der medialen Selbstinszenierung von William und Harry hat Diana immer eine große Rolle gespielt, ob in Interviews der Prinzen oder symbolhaften Gesten wie Kates Verlobungsring bis hin zu Anspielungen auf Kult-Outfits, die Diana zu einer Stilikone werden ließen“, erklärt die Kulturhistorikerin Sandra Mayer die anhaltende Faszination an der Prinzessin. „Das heißt, es gibt auch vonseiten der beiden Prinzen gezielt gesteuerte Bestrebungen, Diana im kulturellen Gedächtnis zu verankern.“
Prinzen-Rolle
Selbst die jüngste Krise im britischen Königshaus, Harry und Meghans Rückzug Richtung sunny California, hätte sich ohne Dianas Schicksal wohl so nicht zugetragen. Er habe Angst, dass sich die Geschichte wiederholt, sagte Harry, der ein besonders inniges Verhältnis zu seiner Mutter hatte, im Oprah-Interview – eine Anspielung auf skrupellose britische Boulevardmedien und den lapidaren Umgang mit psychischen Erkrankungen im Buckingham Palast.
In der britischen DNA bleibt Dianas Image als „People’s Princess“ festgeschrieben – ein Mitglied der Königsfamilie, das die steife royale Etikette durchbricht und sich über soziale Barrieren hinweg volksnah zeigt. „So hat sie sich als Fan von Popgruppen geoutet oder Aidskranken gegenüber keine Berührungsängste gezeigt“, sagt Mayer. Bereits zu Lebzeiten eine (Stil-)Ikone, reihte sich Diana durch ihren frühen Tod nahtlos in die Riege moderner Kultfiguren von Elvis bis Marilyn Monroe ein. „Der frühe Tod einer schönen Frau, deren Vita von Tragik und Kontroverse gekennzeichnet ist, beflügelt unsere Vorstellungskraft.“
Neuer Film, altes Thema
Was wäre, wenn? Damit beschäftigte sich die US-Journalistin Diane Clehane 2017 in ihrem Roman „Imagining Diana“, der nahtlos an die Ereignisse in Paris anknüpft. Fazit der Autorin: Hätte sie den Unfall überlebt, wäre Diana heute mit Charles befreundet, ein gern gesehener Gast auf Oscarpartys und eine engagierte Großmutter.
Die menschlichen Probleme hinter der perfekten Fassade der Prinzessin wurden zuletzt im Netflix-Schlager „The Crown“ thematisiert, für dessen vierte Staffel Newcomer Emma Corrin in die Rolle der jungen Diana Spencer schlüpfte. Der Film „Spencer“, der noch diesen Herbst erscheinen soll, fokussiert sich auf jene drei Tage, in denen Diana den Entschluss fasste, die Ehe mit Charles zu beenden. In einem vorab veröffentlichten Set-Foto ist Darstellerin Kristen Stewart (bekannt aus „Twilight“) mit schwarzem Netzschleier und rotem Vintage-Chanel-Mantel kaum von Diana zu unterscheiden. Der nächste Hype ist also vorprogrammiert.
„Im Laufe des Films entdeckt sie, dass sie werden muss, wer sie sein möchte“, verriet Regisseur Pablo Larraín im Vorfeld. „Und das bedeutet nicht, dass sie an der Seite von irgendjemandem stehen muss. Dies ist die Geschichte einer Frau, die versteht, dass das Wichtigste im Leben ihre Kinder sind.“
Brüderlich vereint
Das gilt bis weit über den Tod hinaus. Am 1. Juli sollen William und Harry im versunkenen Garten des Kensington Palast, einem früheren Lieblingsplatz Dianas, eine Statue zu Ehren ihrer Mutter enthüllen. Es wäre – abgesehen vom Begräbnis Prinz Philips im April – der erste gemeinsame Auftritt der Brüder nach einem konfliktreichen Jahr. Der emotionale Anlass könnte die beiden wieder zusammenschweißen, mutmaßt man in London. Auch das ist die Macht von Diana.
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