Verschiedene Modelle
Zum einen sei das Thema Umwelt ein zentrales, jedoch auch die Art und Weise wie die Mode unrealistische Schönheitsideale propagiere. Ploier: „An der Kunstuni Linz wollen wir Mode entwerfen, die neu gedacht, neu produziert und neu präsentiert wird. Sie darf sich nicht nur um Ästhetik drehen.“
Die Studiengangsleiterin, die auch ein eigenes Modelabel hat, weiß, dass es nicht den einen richtigen Weg Richtung nachhaltiges Design gibt. „Es ist ein sehr komplexes Thema. Ich glaube, dass wir viele verschiedene Modelle brauchen.“
Deshalb sei die Technologie auch so ein wichtiges und spannendes Feld: „Sie bietet uns unglaublich viele Werkzeuge.“ Der oberösterreichische Studiengang, der in dieser Form seit dem Jahr 2015 angeboten wird, ermöglicht unter anderem Kurse in den Bereichen Biomaterialien, 3-D-Design und Robotik.
Auf der anderen Seite erhalten Studentinnen und Studenten natürlich auch eine klassische, ästhetische Modedesign-Ausbildung. Ploier: „Davon muss man einfach eine Ahnung haben. Es gibt nach wie vor viel zu wenige modische nachhaltige Lösungen in der Mode.“
Eine Idee davon, wie diese in Zukunft entstehen könnten, bekommen ab Herbst die Besucher der Weltausstellung. Auf den Besuch dieser wird Ute Ploier jedoch im Sinne der Nachhaltigkeit verzichten: „Ich versuche, Flugreisen zu vermeiden.“
Die drei Projekte auf der Expo
Schluss mit zig Herstellungsschritten: Der komplexe Prozess hinter der Herstellung eines vermeintlich einfachen Kleidungsstücks soll in den Fokus gerückt werden. Belinda Winkler baute für ihr Projekt „Yarn“ gemeinsam mit einem Mechatroniker eine riesige Kreuzspule, um dreidimensionale Formen aufzuwickeln und diese dann abzuziehen. Dadurch, dass das Garn nicht in vielen Zwischenschritten weiterverarbeitet wird, sondern alles in einem Schritt entsteht, soll die Rückbesinnung zur regionalen Produktion angeregt werden.
Bakterien als Garnproduzenten: Miriam Eichinger beschäftigte sich für das Projekt „Re-Sampling“ mit einer neuen Form der Rohstoffgewinnung. Gewisse Mikroorganismen können Zellulose ausscheiden. Sie sollen als Garnproduzenten fungieren, um den ressourcenintensiven Anbau von Baumwolle reduzieren zu können. Pestizide oder Unmengen von Wasser werden hier nicht benötigt. Künftig sollen so nicht nur Fasern, sondern sogar dreidimensionale Formen wachsen können.
Muster, die von allein entstehen: In der Modeindustrie werden unzählige Chemikalien eingesetzt. Mit „Chemical Aesthetics“ wollte Sophia Höretzeder nach chemischen Reaktionen suchen, die umweltschonend eingesetzt werden können. Sie tropfte verschiedene Flüssigkeiten mit unterschiedlicher Dichte ineinander, die eigenständig Muster auf Stoffen formen. Diese neuartige Form des Textildrucks, die zeitaufwendig ist und jedes Mal ein Unikat hervorbringt, soll eine Antithese zur Fast Fashion sein.
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