Oft belächelt
Als Sohn eines steirischen Bio-Pioniers kam Andreas Wilfinger schon früh mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung. „Da wurde definitiv ein Samen für den eigenen Berufsweg gesät“, sagt der Ringana-Gründer. Als der gemeinsame Sohn eines Tages mit einer Zahnpasta nach Hause kam, die den kritischen Konservierungsstoff Triclosan enthielt, fiel – so zumindest der häufig erzählte Gründungsmythos – der Groschen.
Heute gehört Ringana zu den größten Kosmetikproduzenten Österreichs. Das privat mittlerweile getrennt lebende Paar hat 400 Mitarbeiter im steirischen Firmensitz, weltweit sind es 600. Hinzu kommen rund 80.000 sogenannte Frischepartnerinnen und einige (noch wenige) Frischepartner in 34 Ländern. Diese verkaufen die Kosmetika mittels Direktvertrieb.
Zu Letzterem spuckt Google ebenfalls allerlei aus: In Foren berichten potenzielle Kundinnen und Kunden, von losen Bekanntschaften in unangenehme Verkaufsgespräche verwickelt worden zu sein. Andere sprechen gar von Schulungsveranstaltungen mit Sekten-Charakter. Andreas Wilfinger weiß mittlerweile, dass er bei jedem Medien-Interview Fragen zu diesem Thema bekommt: „Ich finde es mittlerweile müßig, ständig über den Sektenvorwurf zu sprechen. Dieses Image werden wir schwer los. Das tut mir weh, weil wir nichts mit einer Sekte gemeinsam haben.“
Plumpe Anschreiben
Am Direktvertrieb halten die beiden trotz regelmäßiger Beschwerden über ihre aufdringliche Verkäuferschaft dennoch fest. „Ich könnte jetzt dementieren und sagen, dass solche Dinge bei uns nicht passieren. Natürlich passieren auch schräge Sachen, aber wir können diese große Anzahl an freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun mal nicht bis ins Detail kontrollieren.“
Eine eigene Compliance-Abteilung kümmert sich dennoch um jene, die über das Ziel hinaus schießen. „Es wird solchen Problemen nachgegangen. Helfen weitere Schulungen oder auch Abmahnungen nicht, kommt es schon mal zu einer Kündigung“, erklärt der Ringana-Gründer. „Diese plumpen Anschreiben auf Facebook finde ich am schlimmsten, so etwas bekämpfen wir aktiv.“
Viel lieber spricht das Unternehmer-Duo über das Thema Nachhaltigkeit. Andreas Wilfinger zeigt bei der Führung durch das riesige Gebäude stolz seine riesige Fotovoltaikanlage, mit der es das Unternehmen schafft, 60 Prozent seines Strombedarfs zu decken. Durch das Sammeln von Regenwasser werden rund eine Million Liter Frischwasser pro Jahr gespart. Derzeit noch in der Bauphase befindet sich die eigene Packmittelproduktion. Die geplante Öko-Steuerreform ist für den Unternehmer dementsprechend Musik in den Ohren: „Wir alle hinterlassen einen Fußabdruck. Für das Weiterbestehen unserer komfortablen Gesellschaft muss es das Ziel sein, dass er so klein wie möglich bleibt.“
Den Hype, den Naturkosmetik seit einigen Jahren erlebt, begrüßt Wilfinger: „Mit den Mitbewerbern habe ich gar kein Problem. Es gibt jetzt zwar mehr Fische, aber der Teich ist mittlerweile auch viel größer. Naturkosmetik kommt endlich in den Köpfen der Kundschaft an.“ Die Konkurrenz beobachtet der Unternehmer dennoch genau: „Ich habe Respekt vor dem Tag, wo jemand kommt, der es besser macht als wir.“
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