Ob dieses Kunststück auch Boris Becker gelingen wird? Schwenk nach Düsseldorf. Der ehemalige Tennis-Champion grinst verlegen in die Kamera. Er hat 1985 Wimbledon gewonnen, mit 17, als jüngster Spieler überhaupt, eine Legende. Jetzt steht der Mann auf einem Messegelände und sagt: „Ich bin ehrgeizig und habe Mut zum Risiko, etwas Neues zu probieren.“ Auch Becker, dem zuletzt ein Bankrott zusetzte, macht jetzt Mode. Und präsentiert seine erste Kollektion: Anzüge, Jacken, T-Shirts, Mode für Männer, und nicht irgendwelche Männer – für solche, so ein Werbetext auf Instagram, die Beckers „ikonischem Lebensgefühl“ folgen wollen. Für den Deutschen ist die Mode-Linie eine weitere illustre Investition, er war bereits Poker-Botschafter und Autohausbesitzer. Sein stylishes Gespür blühte dagegen durchaus im, hm, Verborgenen.
Berechtigt die Frage also: Kann der das? In der Tat sehen die Teile für Alltag wie Büro unaufgeregt und tragbar aus. Die Fashion Concept Group aus Mannheim, mit der Becker dafür kooperiert hat, ist spezialisiert auf Prominente. Sie werden als Markenträger engagiert und mit Kollektionen ausgestattet (zuletzt der vom Häftling zum Model avancierte Jeremy Meeks). Ebenfalls beliebt in der Fashion-Welt sind sogenannte Capsule Collections. Für die einmalig produzierten Mini-Kollektionen arbeiten große Stars mit renommierten Designfirmen zusammen, so etwa Pharrell Williams für Chanel oder Gigi Hadid für Tommy Hilfiger. Ein Geschäft, von dem alle profitieren: Die Kunden fühlen sich ihren Idolen nahe. Anlegern werden auf diese Weise Beteiligungen mit starker Rendite versprochen. Und bei den Stars sind Nebeneinkünfte nur allzu gerne willkommen.
Rihanna im Luxussegment
Das Business ankurbeln, ihr Talent ausleben, sich einen Traum erfüllen: Die Gründe, warum Promis sich als Designer ausleben, sind vielfältig. Rihanna etwa besticht mit ihrem Geschäftssinn: Ihre Marke Fenty vereint Mode, Dessous und Kosmetik. Der Sängerin gelang ein Coup: Sie gründete ihr Label zusammen mit LVMH. Und damit dem weltweiten Branchenprimus im Geschäft mit Luxusgütern, mit Marken von Louis Vuitton über Givenchy bis Bulgari im Portfolio. Rihanna ist damit die erste weibliche Gründerin innerhalb des Konzerns und die erste Schwarze an der Spitze einer ihrer Marken. Wofür Fenty steht: offen zu sein für jedes Schönheitsideal, Diversität und ein positives Körpergefühl – was gerade junge Menschen häufig anspricht.
Bei manchen Stars scheint eine Modelinie die logische Konsequenz ihres Tuns. Das zur Textilfreiheit neigende Starmodel Emily Ratajkowski mit einer Bikini-Linie, Cardi B mit Hip-Hop-Wear oder Serena und Venus Williams mit Fitnessbekleidung? Einleuchtend. Die Labels von Drake (OVO), Kanye West (Yeezy) und Justin Bieber (Drew)? Gelddruckmaschinen. Und das modische Engagement stilsicherer Promis wie Eva Mendes (für New York & Company) oder Reese Witherspoon, die mit Draper James (benannt nach ihren Großeltern) süße Südstaatenmode entwirft, liegt ebenso auf der Hand. Wenig bekannt ist hingegen, dass Whoopi Goldberg Mode macht. Mit ihrem Label Dubgee entwirft sie Kleider für große Größen.
Achtung, Pleitegeier!
Doch Vorsicht, nicht immer gelingt die Karriere im Fashionbiz. Selbst Victoria Beckham, die sich seit 2008 einen erstklassigen Ruf als Designerin erworben hat, soll 50 Millionen Euro verloren haben und ringt ob der Corona-Krise erneut mit schweren Verlusten. David Hasselhoff oder Lindsay Lohan gingen mit ihren Kollektionen unter, der großmäulige Ex-Oasis Sänger Liam Gallagher häufte mit seiner Marke Pretty Green 19 Millionen Euro Schulden an. Die als Dummchen verschriene Jessica Simpson lacht sich dagegen ins Fäustchen: Die US-Amerikanerin setzt mit ihrer Modelinie seit 2006 eine Milliarde Dollar um – jährlich.
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