War früher wirklich alles besser? Der Binsenweisheit scheint die Modebranche nach eineinhalb Jahren Pandemie mehr denn je abgewinnen zu können. In den vergangenen vier Wochen wurden die neuen Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2022 in den großen Modestädten New York, London, Mailand und Paris präsentiert.
Zum ersten Mal seit langer Zeit luden fast alle Modehäuser wieder zu Liveshows mit Gästen aus aller Welt. Und diese bekamen auffallend viele Kreationen zu sehen, die von früheren Jahrzehnten inspiriert worden sind.
Das Schwelgen in Pre-Corona-Zeiten zog sich durch zahlreiche Kollektionen: Chanel-Chefdesignerin Virginie Viard widmete ihre Präsentation den Achtzigerjahren. Am Rand des Laufstegs durften sich - wie einst üblich - zahlreiche Fotografen versammeln. Sie lichteten die wie wild posierenden Models in Retro-Badeanzügen und klobigen Goldketten ab.
Modische Rückbesinnung
Nostalgisch ging es auch bei Dior zu. Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri hat sich für kommendes Jahr intensiv mit der Mode der Sechzigerjahre auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Twiggy-Looks und kräftige Farbtöne. Fans knalliger Mode dürfen sich schon jetzt auf Grasgrün, Zuckerlrosa und viel Rot freuen.
Manches Trend-Comeback überraschte. So präsentierten zwar viele Designer Miniröcke und -kleider in zahlreichen Variationen, das Label Miu Miu trieb es dann auf die Spitze. Wer sich noch an die extrem tief sitzenden Hosen und Röcke aus den beginnenden 2000er-Jahren erinnern kann, hat ab sofort noch ein paar Monate Zeit, sich zu überlegen, ob fast von der Hüfte rutschende Miniröcke (wieder) auf die eigene Wunschliste kommen.
Einzigartige Kooperation
Der Modebranche wird gerne eine gewisse Überheblichkeit nachgesagt. Dass er sehr wohl über sich selbst lachen kann, zeigte Balenciaga-Chefdesigner Demna Gvasalia. Der gebürtige Georgier überraschte seine Gäste mit einer Exklusiv-Folge der Simpsons, in der die Bewohner von Springfield nach Paris reisen dürfen, um bei seiner Show zu modeln.
Eine noch nie dagewesenen Zusammenarbeit zweier eigentlich konkurrierender Modehäuser gab es von Fendi und Versace zu bestaunen: Das eine Modehaus entwarf unter dem Motto „Fendace“ jeweils für das andere eine Mini-Kollektion – präsentiert wurde in Form einer Überraschungs-Show. Die aus der Kooperation entstandenen Looks seien ein Zeichen des „gegenseitigen Respekts und der Freundschaft“, wie Silvia Venturini Fendi und ihr künstlerischer Leiter für die Damenmode Kim Jones sowie Donatella Versace verlautbaren ließen.
Die Konkurrenz schläft nicht? Mit dieser Binsenweisheit scheint die Modewelt jedenfalls nichts mehr anfangen zu können.
Top 5 Trends für Frühjahr/Sommer 2022
Häkel-Look
Zahlreiche Labels, darunter Altuzarra, zeigten gehäkelte Entwürfe. Diese werden 2022 zum Hosenanzug getragen
Schickes Karo
Kariertes legt sein sportliches Image ab und wird, wie hier bei Philipp Plein, als edler Hosenanzug getragen
In der Kürze liegt die Würze
Schluss mit Jogginghose: Minikleider und -röcke waren omnipräsent auf den Laufstegen. Das Modehaus Loewe zeigte die kuschelige Variante mit Pferde-Motiv
BH als Oberteil
Bereits vergangenen Sommer ein großer Trend, wird der BH auch kommenden Sommer als sexy Oberteil getragen (wie hier bei Coach)
Transparenz
Ebenfalls ein Wiedersehen gibt es im Frühjahr/Sommer 2022 mit transparenten Kreationen. Die subtilste Interpretation zeigte das Modehaus Dior
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