Eincremen allein reicht nicht: Technik erobert das Badezimmer

Eincremen allein reicht nicht: Technik erobert das Badezimmer
LED-Licht, Stromstöße und elektrische Bürsten sollen die Haut vor Pickeln, verstopften Poren und frühzeitiger Hautalterung schützen.

Gesichtspflege war einst eine unkomplizierte Angelegenheit. Kühles Wasser in Kombination mit etwas Seife, danach eine Creme. Heutzutage ist bei den meisten der Badezimmerschrank prall gefüllt: Toner, Seren, Peelings und Masken sind fixer Teil der Beautyroutine. Und immer häufiger auch ausgeklügelte Technik, welche die Haut ebenmäßiger und straffer erscheinen lassen soll.

Ganz oben auf der Wunschliste vieler Beautyfans stehen LED-Masken. Stars wie Jessica Alba, Kate Hudson und Chrissy Teigen zeigen sich auf ihren Instagram-Accounts regelmäßig mit den futuristisch wirkenden Geräten. Neu ist die Wissenschaft dahinter nicht. Die NASA führte schon früh Experimente mit Leuchtdioden zur Wachstumsförderung von Pflanzen im Weltall durch, später wurde die Technologie für die Aufrechterhaltung des gesunden Zellwachstums und die Wundheilung bei Astronauten eingesetzt. Warum schließlich die Beautybranche darauf aufmerksam wurde? Auch in Sachen Anti-Aging soll LED-Licht positive Auswirkungen haben.

Unter Strom

Die Masken für den Heimgebrauch verfügen über zwei Einstellungen: Sie können sowohl rotes als auch blaues Licht abgeben. „Ersteres soll die Kollagen- und Elastinproduktion ankurbeln und somit einen Anti-Aging-Effekt haben“, erklärt Dermatologin Kerstin Ortlechner im "freizeit"-Gespräch. „Letzteres wird hauptsächlich bei Hautunreinheiten und -entzündungen eingesetzt. Blaues Licht greift die Akne verursachenden Bakterien an und reduziert die Aktivität der Talgdrüsen.“

Auch wenn es sich um ausgeklügelte Technik handelt: Mit nur einer Anwendung ist es hier nicht getan. Um positive Effekte zu erzielen, müssen Erfindungen wie diese regelmäßig zum Einsatz kommen, sind also nur etwas für Disziplinierte. Das gilt auch für Mikrostrom-Geräte. Was im ersten Moment nach einer schmerzhaften Behandlung klingt, ist seit Jahren die Geheimwaffe von Promi-Kosmetikerinnen wie Joanna Vargas.

Die New Yorkerin bereitet Schauspielerinnen wie Julianne Moore und Rachel Weisz mithilfe von Mikrostrom-Geräten auf Red-Carpet-Events vor. Mittlerweile sind diese auch für den Heimgebrauch erhältlich. So können auch Normalsterbliche in den Genuss der versprochenen Wirkung kommen. Die Elektroden sollen die Durchblutung der Haut im Gesicht und Hals anregen und Stoffwechsel- und Heilungsprozesse fördern. Konkret führen die (kaum spürbaren) Stromstöße zu einer gesteigerten Produktion von Adenosintriphosphat, einem Molekül, welches Energie durch den Körper trägt – und somit auch essenziell für die Kollagen- und Elastinsynthese ist.

(Un)spektakuläre Reinigung

Doch LED-Licht und Mikrostrom nützen nichts, wenn die Haut nicht adäquat gereinigt wird. Auch hier hat die Technik in Form von elektrischen Reinigungsbürsten bereits vor einigen Jahren Einzug in zahlreiche Badezimmer gehalten. Ein Trend, den die Wiener Dermatologin Kerstin Ortlechner kritisch sieht. „Es gibt mittlerweile unzählige dieser Geräte, die den Kunden das Gefühl einer porentiefen Reinigung geben sollen“, sagt sie. „Das Problem ist, dass weder die Varianten mit Bürste noch mit Noppen zu 100 Prozent hygienisch sind. Denn selbst, wenn diese nach der Anwendung noch so gut gereinigt werden, kann ein gewisser Anteil an Bakterien haften bleiben.“

In diesem Fall rät die Hautexpertin, auf Altbewährtes zurückzugreifen: „Eine gute Gesichtsreinigung klappt auch mit den Händen und Einmal-Waschlappen.“ Wer unter zystischer Akne leidet, sollte die Reinigungsgeräte gar nicht verwenden. Und für die anderen technischen Spielereien gilt: „Als Zusatz zu einer guten Hautpflege-Routine kann man sie verwenden – ersetzen kann die Technik sie nicht.“

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