In den großen Modestädten Mailand und Paris finden dieser Tage die Präsentationen der Kollektionen für das Frühjahr 2022 statt. Wer wissen will, was modisch schon jetzt in der Luft liegt, braucht nur einen Blick auf die Outfits der Show-Gäste zu werfen.
Diese scheinen sich zum Startschuss in den Herbst wortlos auf ein Lieblingsteil geeinigt zu haben: Der Blazer ist in einer noch nie da gewesenen Vielfalt auf den Straßen zu sehen.
Dabei war er einst, wie viele andere Erfindungen im Laufe der Modegeschichte auch, ausschließlich der Männerwelt vorbehalten. Zur Herkunft des Blazers gibt es viele Geschichten. Eine davon führt in die 1820er-Jahre zu den leuchtend roten Jacken des Ruderteams am St. John’s College in Cambridge zurück. Das würde auch die Namensgebung der Jacke erklären: „To blaze“ bedeutet zu Deutsch so viel wie „aufflammen“ oder „lodern“.
Auch die britische Königin Victoria wird häufig als Auslöserin für die Geburt des Blazers genannt. Ihr Besuch auf der Fregatte HMS Blazer im Jahr 1837 soll dessen Kapitän dazu veranlasst haben, seine Besatzung mit neuer, repräsentativerer Bekleidung ausstatten zu wollen. Die dunkelblauen Zweireiher mit zwei Seitenschlitzen und vergoldeten Knöpfen sollen Ihrer Majestät so gefallen haben, dass bald auch andere Schiffsbesatzungen darin ihren Dienst verrichteten.
Enger Schnitt ist passé
Modeikone Coco Chanel war eine der Ersten, die fand, dass der Blazer auch an einer Frau zu sehen sein sollte. Yves Saint Laurent dachte ebenso: „Ich wollte, dass Frauen die gleiche Basic-Garderobe wie Männer haben können. Blazer, Hosen und Anzüge. Sie sind so funktionell“, sagte der Modemacher einst. Seine Funktionalität bescherte dem Blazer zwar einen Hype, jedoch auch den Ruf der tendenziell biederen Uniform für Bürojobs mit strengem Dresscode.
Mit dem Revival der Achtzigerjahre- und Neunzigerjahre-Mode gewinnt der Blazer seit einiger Zeit auch abseits des Schreibtisches an Präsenz. Erste Grundregel lautet heute: Passend ist gut, übergroß geschnitten noch besser. Zahlreiche Labels wie zum Beispiel Nehera haben für die aktuelle Saison Modelle mit extrabreiten Schultern lanciert (siehe rechts oben). Und zeigen auf dem Laufsteg vor, wie der Blazer modern gestylt wird. Warum nicht einmal die Jacke zur Hälfte in den Rock stecken?
Promis wie Supermodel Emily Ratajkowski entstauben den Klassiker auf die wohl radikalste Art und Weise. Die New Yorkerin trägt unter ihrem Blazer nichts außer einen Strick-BH.
Ins Büro darf der Blazer natürlich weiterhin. Dann aber lieber in Form eines Hosenanzugs in Knallfarbe. Das gute alte Modell in Schwarz darf auch mal gegen eine Lederversion getauscht werden. Wirkt in Kombination zu einem weißen T-Shirt statt der immer gleichen Bluse höchst modern. Und ist auch noch preisgünstig: Der Besuch in einem Vintage-Laden lohnt sich auf der Suche nach einem Blazer fast immer.
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