Comeback: Wie es das Twinset aus der modischen Versenkung schaffte
Der Paparazzo drückte genau im richtigen Moment ab. Als Katie Holmes vergangenen Herbst in Manhattan gerade ein Taxi heranwinken wollte, rutschte ihr nur halb zugeknöpfter Cardigan von der Schulter – und gab den Blick auf den passenden Strick-BH frei.
Was Holmes zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte: Der Schnappschuss löste kurz nach seiner Veröffentlichung einen Ansturm beim New Yorker Label Khaite, wo die Schauspielerin die Kaschmir-Kombination für stolze 2.500 Euro erstanden hatte, aus. Und ließ einen Trend, der längst keiner mehr war, wieder aufleben.
Was Katie Holmes an diesem Tag für Schuleinkäufe mit ihrer Tochter Suri aus dem Kleiderschrank gezogen hatte, war die moderne Interpretation eines Twinsets. Einst ging dieses hauptsächlich als Montur für Golfspieler über den Ladentisch. Das schottische Label Pringle of Scotland soll die erste Marke gewesen sein, die das textile Zwillingspaar in den Dreißigerjahren auf den Markt brachte.
Aufregend statt altmodisch
Dass es sich nicht nur auf dem Rasen optisch gut machte, erkannte schließlich Audrey Hepburn. Der Hollywood-Star begann Twinsets in seiner Freizeit zu tragen und verhalf dem Sport-Outfit so zu mehr Bekanntheit.
Einen wahren Boom erlebten Pulli und Jacke jedoch erst dank Alfred Hitchcock. 1940 drehte dieser den Thriller „Rebecca“, in dem Joan Fontaine die Hauptrolle spielte. Die Twinsets, in denen sie darin zu sehen war, wurden zum Synonym für feminine Eleganz – und am liebsten in Kombination mit einer Perlenkette ausgeführt. Der Film und die darin gezeigte Mode wurden so populär, dass in Spanien bis heute Damen-Strickjacken oft als „Rebeca“ bezeichnet werden.
Doch sowohl um die Perlenkette als auch das Twinset wurde es irgendwann still. Die Strickjacke als auch das Styling zum passenden Pullover galten bis vor Kurzem schlichtweg als bieder. Katie Holmes’ Auftritt dürfte die Meinung vieler schlagartig geändert haben. „Es sah viel glamouröser aus, als es war“, sagte die Schauspielerin angesprochen auf ihr von Modefans weltweit gefeiertes Outfit in einem Interview mit InStyle.
Genau diese Entspanntheit des Looks dürfte das Twinset von altmodisch plötzlich zu aufregend katapultiert haben. Es brauchte dafür wohl nur die Umwandlung des Pullovers in einen BH.
Gemütlichkeit geht vor
Khaites trotz saftigem Preisschild innerhalb kürzester Zeit ausverkaufter Entwurf war nur der Beginn eines regelrechten Hypes um das Twinset. Ebenso wie beim Jogginganzug wurde auch hier die Nachfrage durch weltweite Lockdowns und das damit verbundene Bedürfnis nach gemütlicher Mode zuletzt befeuert.
Für alle jene, die auch beim Verlassen der eigenen Wohnung derzeit lieber auf Legeres statt Bluse und Blazer setzen, wird auf Instagram Inspiration en masse für das richtige Styling geboten. Geht immer: So wie Holmes zur blauen Jeans kombinieren oder gleich mit einer ebenfalls gestrickten Hose in Sachen Komfort aufs Ganze gehen.
Wem die Variante mit BH dann doch ein Hauch zu viel Haut ist, sei ein Twinset in Knallfarbe oder Pastellton ans Herz gelegt. Hier rutscht der Cardigan nicht (un-)gewollt von der Schulter, sondern wird um den Hals drapiert.
Und selbst der klassische „Rebecca“-Look hat mittlerweile ein Remake erfahren: Kürzlich erschien auf Netflix die Neuverfilmung des Hitchcock-Hits mit Lily James und Armie Hammer in den Hauptrollen – inklusive so manchem Twinset.
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