Nicht totzukriegen: Warum ausgerechnet das Leo-Muster so boomt
Die Queen, Kate Moss und Nina Hagen haben eines gemeinsam: Sie alle lieben den Leo-Look. Warum der Raubkatzen-Print seit jeher fasziniert – und sogar politisches Statement sein kann.
Es gibt Modetrends, die lassen sich schon lange, bevor die Designer ihre neuesten Kreationen auf dem Laufsteg präsentieren, vorhersagen. Der Leoparden-Print ist so einer. Ganz gleich, ob Sommer- oder Winter-Saison – das animalische Muster hängt verlässlich Jahr für Jahr in den Geschäften. Der deutsche Designer Philipp Plein hat für die aktuelle Saison Minikleider im Leo-Look kreiert, bei Dior wurde jüngst die legendäre „Bar Jacket“ mit dem hauseigenen Mizza-Print versehen, der auch in der kommenden Herbst/Winter-Kollektion auf Capes und Kopfbedeckungen auftaucht.
Fasziniert von der Schönheit und Kraft der Raubkatzen waren bereits die Alten Ägypter. So warf sich nicht nur die ägyptische Prinzessin Nefertiabet deren Fell um den Leib, sondern auch Pharao Tutanchamun. „Überall, wo die Raubtiere bekannt waren, war deren Fell stets auch Teil der Kultur“, sagt Jo Weldon, Autorin von „Fierce: The History of Leopard Print“ im KURIER-Gespräch.
Auch später blieb das Leopardenfell der obersten Gesellschaftsschicht vorbehalten. Heinrich der VIII. stellte dies auf ganz simple Art sicher: Er verbot seinem Volk, dieses zu tragen.
Während des 18. und 19. Jahrhunderts stand das Fell weiterhin vor allem für Reichtum. Zu einer Zeit, als Frauen noch fast ausschließlich vom Einkommen des Ehemannes abhängig waren, signalisierte ein Mantel aus Leopardenfell der Außenwelt vor allem hohen Status.
Kitsch und Eleganz
Mitte des 20. Jahrhunderts dann die Wende: Christian Dior präsentiert im Jahr 1947 als erster Designer den Leopardenprint auf dem Laufsteg – und trennt dabei das Muster vom Tier und dem dazugehörigen Pelz. Sein damaliger Ratschlag an alle Frauen: „Wenn ihr anständig und süß seid, tragt es nicht.“
Seitdem hat das Image des Leo-Looks eine wahre Talfahrt hingelegt. „Mit Beginn der Massenproduktion wurde die Mode demokratischer“, weiß Weldon. „Die Reichen und Mächtigen hatten zunächst ein Problem damit, dass plötzlich alle diesen Print tragen konnten. Und deshalb gesagt, er würde in der kostengünstigen Variante schäbig aussehen.“
Dass die Bandbreite an Assoziationen mit dem animalischen Muster schier unendlich ist, zeigt die lange Liste an prominenten Trägerinnen: Fran Drescher alias „Die Nanny“ könnte mit ihren hautengen Kleidern stilistisch nicht gegensätzlicher zu Jacqueline Kennedy sein, die Modegeschichte mit ihrem eleganten Leo-Mantel schrieb. Als Fan ausgefallener Mäntel hat natürlich auch Queen Elizabeth II. so ein Modell im Kleiderschrank.
Das Leopardenmuster kann jedoch weit mehr als nur den Spagat zwischen Kitsch, Erotik und Eleganz schlagen. Es hat im Laufe seiner langen Geschichte auch als Zeichen des Protests fungiert. Punk-Ikonen wie Debby Harry und Iggy Pop zeigten sich in den Siebzigerjahren im Leopardenprint, ebenso später Nina Hagen.
Donald Trump und die „MeToo“-Bewegung ließen das Muster als politisches Statement wieder aufleben: Frauen weltweit protestierten in Leo-Outfits, die für sie Stärke und Bereitschaft zum Kampf symbolisierten.
Klein anfangen
In der Modewelt ist der Leopardenprint mittlerweile so fest verankert, dass ihn Ditte Reffstup, Kreativdirektorin des skandinavischen Labels Ganni, sogar als ihr Kleines Schwarzes bezeichnet.
Er mag vielleicht ebenso zeitlos sein, ganz so einfach zu stylen ist er aber nicht. Oberste Regel: Beim Kauf auf möglichst hochwertige Materialien achten und lieber mit Schuhen oder einer Tasche als Hingucker anfangen statt sich gleich von Kopf bis Fuß in Leo zu hüllen. Letzteres mag auf dem Laufsteg gut aussehen, kann aber im Alltag schnell zur modischen Gratwanderung werden. Noch ein paar Outfit-Ideen gefällig? Einfach mal nach den Schlagwörtern „Kate Moss“ und „Leo Look“ googeln – und sich von der wohl lässigsten Leoprint-Trägerin aller Zeiten inspirieren lassen.
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